Sitzung vom 22. Dezember 1909 Die Koſten nun, meine Herren, für die Regulierung der zuvor erwähnten Seite, der Grundſtücke von Friedenthal und Marcuſe und Kant, betragen 163 000 ℳ, dazu kommen noch einzelne Platzregulierungen mit 7000 ℳ, ſo daß die Geſamt⸗ koſten ſich auf ungefähr 170 000 ℳ belaufen werden. Die Koſten der Regulierung des Werckmeiſterſchen Grundſtückes ſollen ungefähr 19 300 ℳ betragen; da⸗ von kann aber dadurch, daß Werckmeiſter etwas Bau⸗ land erwirbt, nach ein Betrag von 7000 ℳ als ein Plus abgerechnet werden, ſo daß 12 300 ℳ Koſten dafür entſtehen würden. Ich möchte vom Magiſtrat aber darüber aufgeklärt werden, ob der Koſtenbetrag mit 163 000 ℳ und 12 300 ℳ, wenn beide Seiten des Platzes ruguliert werden, abgeſchloſſen iſt. Es kann nämlich auch ſein, daß die Geſamtregulierung immerhin noch etwas mehr koſtet, und darüber müßten wir wohl eine Aufklärung haben. Ich würde empfehlen, meine Herren, im Intereſſe der Sache der Vorlage zuzuſtimmen. Wir würden ſonſt jetzt einen Platz mit der Hoch⸗ bauordnung bekommen, wie ich ihn mir eigentlich nicht häßlicher vorſtellen kann. Ich bitte, der Vorlage zuzuſtimmen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, eine ziemlich umfangreiche Vorlage in gleicher Sache hat uns vor einigen Monaten beſchäftigt. Sie hat in den Kreiſen meiner Freunde ſchon damals lebhafte Oppoſition gefunden. Aus der großen Maus iſt ein kleines Mäuschen geworden; aber auch dieſes kleine Mäuschen ſoll uns noch die be⸗ ſcheidene Summe von 163 000 ℳ koſten — nur aus gewiſſen äſthetiſchen Gründen! Damals iſt von dem Herrn Berichterſtatter geſagt worden: Die Tiefbaudeputation hat beſchloſſen, der Vorlage unter der Vorausſetzung zuzu⸗ ſtimmen, daß die Koſten von den Anliegern getragen werden. Der Magiſtrat hat ſich vor⸗ ſichtiger ausgedrückt: er werde das möglichſte verſuchen, die Koſten auf die Anlieger ab⸗ zuwälzen. Ich glaube, wir können es der Geſchicklichkeit unſeres Herrn Syndikus über⸗ laſſen, das zu erreichen. Meine Herren, ich bewundere die Geſchicklich⸗ keit der Bauintereſſenten am Reichs⸗ kanzlerplatz, denen es gelungen iſt, ohne einen Pfennig zu bezahlen, jetzt erheblich günſtigere Baubedingungen zu haben als vor einem Jahre. Die Bebauung der Bauwiche iſt ihnen umſonſt in den Schoß ge⸗ fallen, die erhöhte Bauart, die ihnen erlaubt, ein Stockwerk höher zu bauen, iſt ihnen, wenn ich recht unter⸗ richtet bin — und der Herr Berichterſtatter hat ja ähnliches betont —, e benfalls umſonſt in den Schoß gefalle n. Woran das liegt, werden wir ja eventuell in dem Ausſchuß, den ich beantragen werde, näher erfahren. Der Herr Berichterſtatter wünſcht ja auch nach dieſer Richtung hin Aufklärungen, und ich glaube, die werden ſich zunächſt im Ausſchuß beſſer geben laſſen, und es wird Sache des Berichterſtatters ſein, eventuell bei der zweiten Beratung auf dieſen Punkt ein⸗ zugehen. Nun hat aber der Herr Berichterſtatter heute beantragt trotz ſeiner Bedenken, doch der Vorlage zuzuſtimmen. Meine Herren, warum? Weil dieſes 563 Kaiſerdamm wie ein Eisbrecher ſich vorſchieben ſoll. Meine Herren, das Eckgrundſtück hat eine Breite von etwa 25 m. Ich kann nicht finden, daß das eine Breite iſt, die man als Baufront zwiſchen zwei Straßen an einem Platze unter allen Umſtänden beſeitigen muß. Ich gebe zu, wenn man eine vor⸗ ſpringende Ecke hat — wir haben ja das bei manchen der Berliner Plätze, wo direkt eine Ecke in einen Platz hineinſpringt, eine ſpitze Ecke oder eine Ecke von wenigen Metern Breite —, dann empfindet man es als ein äſthetiſches Bedürfnis, dieſe Ecke wegzubringen. Aber eine Breite von etwa 25 m nun gerade auf 40 m zu verbreitern, um eine Ab⸗ rundung zu gewinnen, dafür brauchen wir von der Stadt aus nicht 163 000 ℳ uſw. auszugeben. „Und ſo weiter“ ſagte ich eben. Denn es ſteht in der Vorlage: vorläufig ſoll die Regulierung hierauf beſchränkt werden. Was noch weiter kommen ſoll, habe ich nicht ganz aus der Vorlage erſehen. Es werden nachher ein paar Punkte erwähnt, die nur 19 000 ℳ koſten würden. Ich weiß nicht, ob damit alles erledigt ſein würde; es kann ja aber ſein. Dann würde es ſich um einen Betrag von 182 000 ℳ etwa handeln. Nun muß man ſich doch vergegen⸗ wärtigen, daß dieſe Abrundung an einer einzigen Stelle des Platzes meines Erachtens aus äſthetiſchen Gründen direkt zu perhorreszieren iſt. Denn die beiden Hauptſeiten des Platzes weiſen nicht eine runde Geſtaltung, ſondern eine abſolut gerade Ge⸗ ſtalt ung au f. Wollte man aus dem Platz ein Oval machen, dann hätte man ſeinerzeit vor 7 Jahren bei Geſtaltung der Baufluchten eine andere Anlage vorſehen ſollen. Jetzt haben wir vollkommen gerade Baufluchtlinien an den beiden langen Seiten des Platzes; die Häuſer werden ja auch ſo gebaut werden. An den anderen Ecken haben wir eine ähnliche Sachlage. Und nun ſoll gerade an dieſer Stelle, meinetwegen auch noch an der anderen Seite des Kaiſerdammes, eine kleine Abrundung verſucht werden. Meine Herren, dazu iſt meines Erachtens der Poſten von 182 000 ℳ etwas zu hoch. Wir können uns ja im Ausſchuß über die einzelnen Fragen unterhalten. Ich möchte aber doch meine Bedenken hier ſchon vorbringen. Mir iſt auch folgendes bedenklich. Wir bezahlen für die Quadratrute Bauland, das wir erwerben, ungefähr 1800 ℳ, wir verkaufen das, was wir abgeben, für 1000 ℳ. Nun wird ja vom Magiſtrat geſagt: was wir verkaufen, können wir nur als Hinterland an⸗ ſehen; denn der Käufer kann das nur ſo rechnen, er hätte ja ſonſt ein zu tiefes Grundſtück, wir können es nur als Hinterland bezahlt nehmen. Ganz genau ſo liegt doch die Sache mit dem, was wir kaufen: der Verkäufer hat natürlich im ganzen mehr gegeben, aber er hat nunmehr ein etwas weniger tiefes Grund⸗ ſtück; er kann es auch nicht in dem Maße als Vorder⸗ land rechnen, ſondern nur als Hinterland. Nun kommt noch etwas hinzu. Wenn etwa verkehrs⸗ techniſche Rückſichten geltend gemacht werden ſollen — angedeutet ſind ſie auch in der Magiſtrats⸗ vorlage —, dann würde die Sache ganz anders liegen. Dann würden wir im Wege der Ent⸗ eignung dieſen Teil erwerben können, und dann würde wohl der Preis von 1800 ℳ für einfaches Straßenland als zu hoch angeſehen werden müſſen. Alſo auch nach der Richtung hin beſtehen gewiſſe Bedenken. Unter meinen Fraktionsgenoſſen war eine Eckgrundſtück zwiſchen der Reichsſtraße und dem große Neigung dazu, unſererſeits von vornherein