564 die Vorlage abzulehnen. Wir haben es aber doch für richtig gehalten, da uns der Magiſtrat dieſe Vorlage im Anſchluß an die frühere Vorlage ge⸗ macht hat, die von der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung angenommen war, in eine ernſthafte und ein⸗ gehende Beratung einzutreten, und ſchlagen unſerer⸗ ſeits daher die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern vor. 1 Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, nachdem der Herr Vorredner beantragt hat, die Angelegenheit einem Ausſchuß zu überweiſen, verzichte ich auf das Wort. Ich glaube, es wird ſich im Ausſchuß Gelegenheit finden, die Punkte, die hier zur Erörterung gekommen ſind, auf⸗ zuklären. (Die Beratung wird geſchloſſen). Berichterſtatter Stadtv. Wolffenſtein (Schluß⸗ wort): Da einzelne Aufklärungen gewünſcht werden, ſo würde ich auch gegen eine Ausſchuß⸗ beratung nichts einzuwenden haben, wenn der Herr Syndikus der Meinung iſt, daß dazu noch Zeit iſt. Ich ſehe aus den Verträgen, daß am 15. Januar die Vorlage von der Stadtverordneten⸗ verſammlung eigentlich angenommen ſein muß. Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, mit Rückſicht auf die geltend gemachten Bedenken halte ich es für abſolut notwendig, daß die Vorlage in einem Ausſchuß erörtert wird; ſonſt könnten wir hier einen Teil des Abends mit der Erörterung der Vorlage ausfüllen. Da aber noch eine ganze Reihe von anderen Punkten auf der Tagesordnung ſteht, ſo wird es nach meinem Dafürhalten nicht möglich ſein, die erforderliche Zeit auf die Vorlage zu verwenden. Die Termine hindern jedenfalls eine Ausſchußberatung nach meinem Dafürhalten nicht. Vorſteher Kaufmann: die Verhandlung würde erſt am 19. Januar ſtattfinden können. Ich bitte den Herrn Stadtſyndikus, erſt die Frage zu klären, ob wir an den Termin vom 15. Januar gebunden ſind. Nach der Vorlage iſt das ſo. Die Stadtverordnetenſitzung iſt erſt für den 19. Januar vorgeſehen. Sta dtſyndikus Dr. Maier: Ich bin der Auf⸗ faſſung, daß eine Verlängerung um die paar Tage jedenfalls zu erzielen ſein wird. Vorſteher Kaufmann: Alſo der Magiſtrat gibt die Erklärung ab, daß wir uns über den 15. Januar hinwegſetzen können. Ich ſtelle das feſt; es wird ja auch im ſtenographiſchen Bericht enthalten ſein. (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen Die Verſammlung beſchließt Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes von 11 Mitgliedern.) Die Wahl des Ausſchuſſes findet erſt in der erſten Sitzung des neuen Jahres ſtatt; ich brauche alſo heute die Vorſchlagsliſte nicht. Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Tagesordnung 192 erhebt Herr Kollege Klick Widerſpruch. Es wird alſo in der geheimen Sitzung darüber zu verhandeln ſein. Sodann iſt ein Antrag von Herrn Kollegen Dr Stadthagen mit der genügenden Anzahl von Unterſchriften eingegangen: Sitzung vom 22. Dezember 1909 Der Magiſtrat wird erſucht, in erneute Erwägungen über eine Beleuchtung der Rat⸗ hausuhr in den Abend⸗ und Nachtſtunden einzutreten. Dieſer Antrag wird auf die Tagesordnung der Sitzung vom 19. Januar geſetzt werden. Wir kommen nunmehr zu Punkt 6 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Nachbewilligung von Mitteln für den Nenban der höheren Mädchenſchule 111. — Druckſache 372. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren, Sie kennen ja die traurige Tatſache, daß bei der Mädchenſchule III noch ein Fehlbetrag von 53 400 ℳ zu decken iſt. Der Magiſtrat ſchlägt Ihnen vor, wie die Summe aufzubringen iſt, und ich bemerke von vornherein, daß ich perſönlich der Anſicht bin, daß wir dieſem Vorſchlage zuſtimmen können. Da ich aber beſtimmt weiß, daß nicht nur in meiner Fraktion der lebhafteſte Unwille über die Überſchreitung beſteht, ſondern daß dieſe An⸗ ſicht im Plenum der Verſammlung geteilt wird, ſo empfehle ich Ihnen, daß wir auch hier einen Ausſchuß, und zwar von 11 Mitgliedern, einſetzen. Ich möchte Ihnen, trotzdem der Ausſchuß ſich des näheren mit der Frage beſchäftigen wird, doch hier ſchon einige Punkte nennen, die etwas für die Vorlage ſprechen und die Vorwürfe, die ja wohl gemacht werden müſſen, zum Teil abſchwächen, zum Teil verſtärken. Sie wiſſen, daß die erſten Entwürfe zum Bau noch aus der Zeit des Herrn Baurats Bratring herrühren, daß die Projekte dann vom Herrn Baurat Schmalz umgearbeitet worden ſind, und daß ſie dann unter dem dritten — unſerm jetzigen — Herrn Baurat ausgeführt worden ſind. Das erſte Projekt wurde dadurch überſchritten, daß eine weſentliche Vergrößerung vorgenommen wurde. Dieſes Umprojektieren iſt äußerſt ſchnell gegangen: anderthalb Monate nach der techniſchen Arbeit iſt ſchon draußen im Freien mit dem Bau begonnen worden. Dieſes übermäßig ſchnelle Arbeiten damals hat es wohl in der Hauptſache verurſacht, daß ſchon zu dieſer Zeit der Anſchlag nicht mehr richtig nachgeprüft wurde. Denn bei den im September 1908 nachbewilligten 30 000 ℳ hätten beinahe 20 000 ℳ mehr gefordert und auch bewilligt werden müſſen. Es liegt alſo ſchon in dieſer Zeit ein Fehler von 20 000 ℳ., und die Summe hätte ohne weiteres bewilligt werden müſſen und wäre auch bewilligt worden, da der bebaute Raum entſprechend größer geworden war. Mithin können wir von den 53 400 ℳ, die jetzt von uns gefordert werden, erſt mal dieſe zirka 20 000 ℳ ſtreichen — wenigſtens ſtreichen inſofern, als ſie eigentlich ſchon hätten erledigt ſein müſſen. Dann bleiben noch Mehrkoſten von zirka 33 000 ℳ, die zum Teil durch Ereigniſſe hervor⸗ gerufen wurden, die tatſächlich nicht vorauszuſehen waren. Streiks, ſchlechte Zufahrtſtraßen, einige andere Poſten, eintretende Hochkonjunktur, For⸗ derungen der Baupolizei — das ſind Punkte, die tatſächlich nicht vorherzuſehen ſind, und die nie beim Bauen zu vermeiden ſein werden. Alſo gegen eine gewiſſe Verteuerung, die hierdurch gegen den Voranſchlag entſtanden iſt, gibt es leider diesmal und auch in ſpäteren Zeiten kein Kraut.