Sitzung vom 22. Dezember 1909 565 Es hat uns in der Hochbaudeputation ſehr ordnung eingegangen iſt, die beiden Punkte zu ver⸗ unangenehm berührt, daß dieſe 20 000 ℳ, die ich zuerſt erwähnte, die alſo eigentlich im September 1908 hätten gefordert werden müſſen, aber nicht gefordert worden ſind, wohl auch zu einer ſpäteren Zeit noch überſehen worden ſind. Dieſe 20 000 ℳ hätten uns nach der Anſicht der Hochbaudeputation viel eher beſchäftigen müſſen. Wir hätten hier wiſſen müſſen, daß dort tatſächlich eine Unterbilanz beſtand, die beſtehen mußte. Das haben wir nicht gewußt; wir waren alſo aufs gute Glück angewieſen; wie das Endreſultat würde, wußte niemand. Wir müſſen mit aller Beſtimmtheit verlangen können, daß bei uns in jedem Augenblick über jeden Bau ſo berichtet werden kann, daß man genau überſehen kann: wie ſteht von Sonnabend zu Sonnabend oder meinetwegen von vier zu vier Wochen das Konto eines jeden Baues, werden die Lieferungs⸗ bedingungen in den Summen eingehalten, werden ſie überſtiegen, oder iſt ein Plus da, das für andere Sachen verwendet werden kann? Meine Herren, ich ging jetzt auf dieſen Punkt näher ein, um Ihnen gleich zu berichten, was uns in der Hochbaudeputation und in einem Sonder⸗ ausſchuß, der von der Hochbaudeputation zur Prüfung dieſes und des nächſten Punktes der Tages⸗ ordnung eingeſetzt war, zur abſoluten Gewißheit wurde, und was nun beinahe als die Hauptſache bei dieſem Exempel dünkt. Wir müſſen, wie ich eben ſchon ſagte, beſtimmt darauf dringen, daß unter allen Umſtänden zu jeder Zeit in jeder Hochbaudeputationsſitzung bei jedem Bau uns geſagt werden kann, wie unſere Finanzen ſtehen. Hier ſowohl wie beim nächſten Punkt — dort wiederholt ſich die Sache — waren wir nicht in der Lage, das zu überſehen; im Gegenteil, wir haben Verteuerungen im einzelnen zugeſtimmt in der Hoffnung, die uns von dem Bauleitenden beſtätigt wurde, daß wir tatſächlich Erſparniſſe haben — und zu der Zeit, wo uns das geſagt wurde, gab es tatſächlich keine Er⸗ ſparniſſe mehr, ſondern es waren bedeutende Überſchreitungen entſtanden. Meine Herren, wir ſind im Einverſtändnis mit dem Herrn Baurat — und ich kann ſagen, es iſt ſogar ein Wunſch des Herrn Baurats — uns dahin einig geworden, daß wir eine techniſche Reviſionsſtelle haben müſſen, die uns jederzeit in die Lage ſetzt, ein ganz klares Bild über alles zu haben, was bei jedem einzelnen Bau in Frage kommt. Wir wollen bei jeder einzelnen Poſition, die nach⸗ bewilligt wird, wiſſen: hiermit wird die Summe, die dafür feſtgeſetzt iſt, überſchritten um ſo und ſo viel, oder wir bleiben im Rahmen des Anſchlages. Ich möchte dies im voraus ſagen, und ich möchte Ihnen auch mitteilen, daß der Magiſtrat, wie Sie ja im übrigen auch geſehen haben, genau dieſelbe Anſicht vertritt. Ich möchte Ihnen das mitteilen, damit Sie mit mir wenigſtens die Beruhigung haben, daß ſolche Unannehmlichkeiten — milde ausgedrückt —, wie ſie uns dieſer Punkt und der nächſte Punkt verurſacht hat, in der Hochbaudeputation nun nicht wieder vorkommen. Alſo ich empfehle Ihnen, die Sache in den Aus⸗ ſchuß zu geben, und glaube, Ihnen eine Mitglieder⸗ zahl von 11 vorſchlagen zu ſollen. Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, zur Vereinfachung unſerer Geſchäfte, glaube ich, emp⸗ fiehlt es ſich, da der Herr Berichterſtatter in ſeinem Bericht ſchon auf den nächſten Punkt der Tages⸗ einigen, zumal auch nach dem Vorſchlage beide Vor⸗ lagen an denſelben Ausſchuß gehen ſollen. Ich würde alſo den Herrn Berichterſtatter bitten, zuerſt noch, was er zu Punkt 7 der Tagesordnung hinzu⸗ zufügen hat, ſeinerſeits jetzt auszuführen. — Wenn kein Widerſpruch erfolgt, iſt die Verſammlung mit dieſem Vorſchlage einverſtanden. Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung des Baufonds für den Neubau des Reformrealgymnaſiums. Druck⸗ ſache 373. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren, bei der Weſtender Schule liegt ja die Sache eigentlich noch viel trauriger. Denn von mehreren Entſchuldigungsgründen, die ich bei der höheren Mädchenſchule 111 vorführen konnte, fällt bei Weſtend ein großer Teil fort. Dieſe Schule hat nicht ein Interregnum der Bauräte durchgemacht, ſondern ſie iſt einheitlich entſtanden, und trotzdem iſt auch hier dasſelbe traurige Endreſultat — nicht nur dasſelbe traurige, ſondern trauriger durch die Höhe und trauriger durch das Entſtehen. Meine Herren, es liegen hier ganz entſchieden Fehler im Anſchlage vor — Fundamentalfehler nannte es ein Kollege ſehr draſtiſch gerade in bezug auf die Fundameute der Futtermauer —, (Heiterkeit) die uns hier mit 13 000 ℳ angegeben waren als etwas, was nicht zu überſehen war. Meine Herren, das iſt wohl unſer aller Anſicht nicht. Wenn der Hof ſo hoch zu liegen kommt, wie er liegen mußte, und da man das Terrain dort ja genau überſehen konnte, ſo war es nötig, daß dort eine Mauer gemacht wurde, und wenn der leitende Bauinſpektor ſagte, er hätte angenommen, mit dem Nachbar einig zu werden, daß man dort auffüllen könnte, dann lag doch die Sache ſo, daß er entweder den hohen Poſten ein⸗ ſetzen ſollte, um für alle Fälle gedeckt zu ſein, oder er müßte mit dem Nachbar vorher kontraktlich oder 4 ſo einig ſein, daß er das in der Taſche atte. Meine Herren, außer den 13 000 ℳ, die hier der Hauptfehler ſind, iſt auch hier wieder die Sache ebenſo, daß wir zu einer Zeit, wo ſich all dieſes er⸗ eignet hatte, nicht wußten, daß tatſächlich ſolche Überſchreitungen eintreten würden, ja zum Teil ſchon eingetreten waren. Wie ſich die Über⸗ ſchreitungen zuſammenſetzen, daß auch hier viell eicht 10 000 ℳ zu ſtreichen ſind, weil ſie durch unvorher⸗ geſehene Sachen hervorgerufen worden ſind, das werden wir ja im Ausſchuß näher prüfen. Ich bitte Sie, auch hier zuzuſtimmen, wenn ich Ihnen dasſelbe vorſchlage wie im vorigen Falle, und, wie es der Herr Vorſteher ſchon andeutete, die beiden Vorlagen zuſammen an denſelben Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern zu überweiſen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, der Herr Referent hat beantragt, die An⸗ gelegenheit bezüglich beider Punkte einem Ausſchuß zu überweiſen. Ich nehme an, daß dieſer Ausſchuß eingeſetzt werden wird. Sie werden in dieſem Ausſchuß zunächſt ſehen, daß ſachlich die Über⸗ ſchreitungen in jedem einzelnen Punkte gerecht⸗ fertigt ſind. Ich kann das ſagen, weil der Magiſtrat die Angelegenheit, als die Überſchreitungen ihm vor⸗