592 erfahren und in jahrelanger Beobachtung als Ma⸗ terial geſammelt haben, ebenfalls eine Wider⸗ legung der Borchardtchen Annahme, daß dieſe Duplzität ſchädlich ſei, wenn ich auch nicht hoffen darf, Herrn Stadtv. Dr Borchardt zu überzeugen. Selbſtverſtändlich iſt es wohl möglich, daß, wenn nicht ein ganz beſonders körperlich dazu disponierter und hinſichtlich ſeiner Vorbildung ausgewählter Lehrer in dieſer doppelten Stellung tätig iſt, dann ſich unter Umſtänden Schädigungen heraus⸗ ſtellen. Wir haben aber im Ausſchuß ausdrücklich darauf hingewieſen, wie beſonders geeignet ſeiner ganzen Vergangenheit und ſeiner körperlichen Verfaſſung nach der Lehrer Richter für dieſes Amt iſt. Das vorgebrachte Beweismaterial gibt jedenfalls keinerlei Anhalt dafür, uns zu wider⸗ legen und zu erweiſen, daß die Verbindung, wie ſie augenblicklich beſteht, irgendwie den Auf⸗ gaben des Waiſenhauſes ſchädlich geweſen iſt; im Gegenteil. Stadtv. Zietſch: Herr Kollege Dr Frentzel hat ſich erheblich getäuſcht, wenn er aus den Worten des Herrn Kollegen Borchardt herauszuhören glaubte, daß die Fanfare der vorletzten Sitzung ſich in eine Schamade für die heutige Sitzung umge⸗ wandelt hätte. (Zuruf.) — Das iſt Ihre Auffaſſung. Ich ſage ja auch, daß Sie ſich darin getäuſcht haben. (Stadtv. Dr Frentzel: Das können Sie doch nicht wiſſen! Nach Ihrer Meinung!) Wir ſind jedenfalls der Meinung, daß wir nicht zum Frieden blaſen wollten und nicht zum Frieden blaſen konnten nach dem, wie ja auch Herr Kollege Dr Borchardt feſtgeſtellt hat, was ſich für ihn und für iuich und vielleicht auch für die übrigen Mit⸗ glieder unſerer Fraktion, wenn ſie den Ausſchuß⸗ ſitzungen hätten beiwohnen können, aus den Aus⸗ ſchußberatungen ergeben hat. Herr Kollege Dr Frentzel beruft ſich darauf, daß eine ein⸗ gehende Unterſuchung im Ausſchuß geführt worden ſei und daß dieſe die Herren von der Mehr⸗ heit zu ihrer Auffaſſung gebracht hätte. Wir ſind entgegengeſetzter Anſicht. Unſerer Meinung und uberzeugung nach handelte es ſich nicht um eine eingehende Unterſuchung im Ausſchuß. Darauff werde ich nachher noch kurz zu ſprechen kommen. Vorher möchte ich nur einen Einwand des Herrn Dr Frentzel zurückweiſen. Herr Dr Frentzel hat ſich auch heute wieder, wie es ſchon in der vorletzten Sitzung der Fall geweſen iſt, als der Retter der Ehre und des Anſehens der Stadtverordnetenverſammlung und nebenbei auch der Ehre des Waiſenhausvaters aufgeſpielt. Er hat uns auch heute wiederum eine Vorleſung über den guten Ton gehalten, über das, was wir eigentlich auf Grund des Geſetzes und der Gewalt, die unſer öffentliches Amt uns gegeben hat, zu tun ver⸗ pflichtet ſind. Derſelbe Herr Dr Frentzel, der immer auf dem hohen Piedeſtal der Vornehmheit ſteht, hat es aber fertig gebracht, mit einem bezeichnenden Seitenblick auf uns von dem „Winkel in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung“ zu ſprechen. (Stadtv. Dr Frentzel: Ich bitte ums Wort!) Wenn wir ſo feinfühlig wären, wie es Herr Dr Frentzel iſt, könnten wir uns ja auch darüber aufregen. 2 Nun haben ſich die Herren vor allen Dingen darauf geſtützt, daß eine eingehen d e Unter⸗ Sitzung vom 22. Dezember 1909 ſuchung im Ausſchuß ſtattgefunden hätte. Ich habe ſchon vorhin geſagt: der Auffaſſung ſind meine Freunde nicht und bin ich auch nicht. Sie werden ſich entſinnen, daß wir Sie in der vorletzten Sitzung erſucht haben, einen Ausſchuß zur Weiterberatung der Angelegenheit einzuſetzen, und das geſchah deshalb, weil wir erwarteten, daß Sie in dieſem Ausſchuß ſich bemühen werden, die Fälle, auch nach unſerer Auffaſſung, in weiteſtem Maße klar⸗ zuſtellen. Wenn ich mir auch keinen Augenblick im Zweifel darüber geweſen bin, nachdem in der vorletzten Sitzung von den verſchiedenen Herren ſehr heftige Reden gegen uns gehalten worden ſind, daß die Herren ſchon aus der Kenntnis des Akten⸗ materials und aus den Mitteilungen, die von ſeiten des Magiſtrats hier gemacht worden ſind, mit einer gewiſſen vorgefaßten Meinung in den Ausſchuß hineingehen würden, ſo haben wir doch noch immer geglaubt, wir würden im Ausſchuß, wenn wir alle unſere Zeugen dort vorſchlagen und Sie dieſelben hören würden, Sie davon überzeugen, daß Sie nicht mit dieſer feſt abgeſchloſſenen Meinung in den Ausſchuß hineinzugehen nötig gehabt hätten. Ich habe mir nach der vorletzten Sitzung und auch heute wiederum die Reden durchgeleſen, die die Herren Dr Frentzel, Becker, Dr Stadthagen, Dr Landsberger und auch Kollege Wöllmer gehalten haben. Es liegt mir nun fern, ſchon in Anſehung der vorgeſchrittenen Zeit, Ihnen die einzelnen Stellen aus jenen Reden vortragen zu wollen, aus denen ohne weiteres her⸗ vorgeht, daß die Herren ſchon mit einer gewiſſen Abgeſchloſſenheit der Sache in der vorletzten Plenar⸗ ſitzung gegenübergeſtanden haben. — Herr Kollege Frentzel, da Sie gerade mit dem Kopfe ſchütteln, möchte ich Ihnen gegenüber nur bemerken, daß Sie nach dem ſtenographiſchen Bericht geſagt haben: Bei der in einzelnen Punkten faſt komiſch wirkenden Gegenüberſtellung der Sollan⸗ gaben des Herrn Zietſch und der Iſtangaben des Herrn Stadtrats Samter könnte man eigentlich ſchon glauben, es wäre daran genug, und die Frage wäre bereits reif, um einen Spruch zu fällen. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Aber wir verſagen uns dies. Ich möchte Sie und die Herren, die in den Ausſchuß gewählt werden, nur auf zwei Punkte auſmerkſam machen uſw. Alſo, Sie haben zweifellos damals ſchon — und Sie beſtätigten das auf Grund der Kenntnis, die Sie aus den Akten geſchöpft haben — die Auffaſſung gehabt, daß unſere Angriffe unberechtigt ſeien. Wenn wir trotz alledem zu dieſer Ausſchußberatung ge⸗ gangen ſind und uns lebhaft daran beteiligt haben, ſo fußten wir dabei auf Ausſprüchen, die von andern Herren hier gefallen waren. Der Herr Berichterſtatter hat in ſeinem Referat auch eine Notiz des „Vorwärts“ angeführt und ſich dagegen verwahrt. Das iſt ſelbſtverſtändlich ſein gutes Recht, wie es das Recht jedes einzelnen Mit⸗ gliedes der Verſammlung iſt, ſich gegen Zeitungs⸗ notizen zu verwahren, durch die er zu unrecht ge⸗ troffen zu ſein glaubt. Ich erinnere aber daran, daß, als ich in der vorletzten Sitzung meine Aus⸗ führungen auch mit Zeitungsnachrichten begann, Herr Kollege Dr Frentzel mir das vorhielt und ſagte, er wüßte nicht, in welchem Zuſammenhange das damit ſtände. Ich weiß nicht, von wem die Notiz im „Vorwärts“ herrührt. e (Zuruf bei den Liberalen: Na, na!)