600 Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zur Abſtimmung. Es liegt zunächſt die Reſolution des Herrn Stadtv. Dr Frentzel vor: Die Stadtverordnetenverſammlung nimmt davon Kenntnis, daß die von dem Ausſchuſſe vorgenommene Prüfung auch nicht den geringſten Anhalt dafür ergeben hat, daß der Hausvater Lehrer Richter ſich eine der ihm zur Laſt gelegten Handlungen zuſchulden kommen laſſen oder überhaupt gegen die ihm als Hausvater obliegenden Pflichten irgendwie verſtoßen hat. Die Stadtverordnetenverſammlung gibt ihrem tiefen Bedauern über die unverdiente öffentliche Kränkung Ausdruck, die einem ſtädtiſchen Beamten durch Form und Inhalt des Antrages der Stadtv. Bartſch und Gen. zugefügt worden iſt. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Wir kommen nunmehr zur Abſtimmung über den Antrag Bartſch und Gen. Der Ausſchuß empfiehlt, dieſen Antrag abzulehnen. (Die Verſammlung lehnt nach dem Antrage des Ausſchuſſes den Antrag der Stadtv. Bartſch und Gen. ab.) Das Protokoll der heutigen Sitzung bitte ich die Herren Kollegen Meyer, Mottek und Protze zu vollziehen. Punkt 14 der Tagesordnung: Mitteilung des Vorſtandes betr. Kontrolle über die Ausführung der Beſchlüſſe der Stadtver⸗ ordnetenverſam mlung. — Druckſache 377. Ich werde die Fragen der Nummer nach ver⸗ leſen und den Antrag Ihres Vorſtandes dazu. Wenn ſich niemand zum Worte meldet, nehme ich an, daß Sie mit den Anträgen des Vorſtandes einver⸗ ſtanden ſind, indem ich nochmals hervorhebe, daß der Antrag auf Kenntnisnahme bedeutet: die Frage bleibt im Fluß und wird noch einmal vor⸗ gelegt. Frage 1. Durch Kenntnisnahme erledigt. — Frage 2. Durch Kenntnisnahme erledigt. — Frage 3 ſchlägt der Vorſtand vor, als erledigt zu betrachten. — Frage 4. Durch Kenntnisnahme erledigt. — Frage 5. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, in der Frage der Verkehrsverhältniſſe der Stadt Charlottenburg ſind wir durch die diesmalige Mitteilung des Magiſtrats durchaus nicht weiter gekommen, als wir bisher waren. Dieſelbe Klage iſt vor einem halben Jahre oder vor einem Jahre hier aufgetaucht, daß wir bezüglich der Verkehrs⸗ verhältniſſe von Charlottenburg abſolut nicht vom Flecke kommen. Ich glaube, Herr Kollege Frentzel iſt es damals geweſen, der vorgeſchlagen hat, daß der Magiſtrat erwägen möge, ob nicht der Ver⸗ kehrsausſchuß beſſer zu einer Verkehrsdeputation umgeſtaltet werden ſollte. Über dieſe Frage hat uns der Magiſtrat in dem Bericht, den er uns vorgelegt hat, nichts weiter geſagt. Der Antrag iſt ſeinerzeit von der Stadtverordnetenverſammlung, wenn i nicht irre, einſtimmig, jedenfalls mit großer Majorität angenommen worden. Sitzung vom 22. Dezember 1909 Meine Herren, es iſt ganz fraglos, daß wir doch in ein gewiſſes Stadium der Stagnation hinein⸗ kommen. Wir müſſen nicht nur daran denken, die großen Verbindungen, die Untergrundbahnver⸗ bindungen, die Verbindungen nach dem Zentrum der Stadt zu verbeſſern; wir müſſen auch an unſer großes Stadtgebiet ſelber denken. Es fehlen uns ſoviel Querverbindungen, wo wir an Schnell⸗ verbindungen nicht denken können und auch nicht zu denken brauchen, daß der Magiſtrat alle Urſache hat, energiſcher vorzugehen als bisher. Ich glaube auch nicht, daß die Begründung, die der Magiſtrat für die Stagnation gegeben hat, nämlich die Frage der Untergrundbahn uſw., wirklich berechtigt iſt. Es handelt ſich weniger um große Verbindungen, ſondern um die internen innerhalb unſerer Stadt gelegenen Verbindungen. Ich will nur einige Punkte hervorheben; bei der vor⸗ gerückten Zeit werde ich mich natürlich kurz faſſen. Wir beſchweren uns darüber, daß man nach dem Kirchhof in Stahnsdorf ſo ſchwer hinkommt. Ja, meine Herren, geht es uns viel anders in Charlottenburg ſelber? Es iſt doch traurig, daß diejenigen, die aus dem Innern der Stadt, aus dem Oſten oder der Berliner Gegend kommen, gerade nur bis zum Spandauer Berg und dem Fürſten⸗ brunner Weg gelangen und bei ſchlechtem Wetter noch eine Strecke von über 10 Minuten laufen müſſen, wenn ſie auf dem Kirchhof einer Beerdigung beiwohnen wollen. Sollte es nicht möglich ſein, zu veranlaſſen, eine elektriſche Bahnlinie bis zu dem Kirchhof fortzuführen, ich will ſagen, etwa eine Linie einzurichten vom Kirchhof bis zum Witten⸗ bergplatz, wodurch auch eine Entlaſtung und Ver⸗ beſſerung der P⸗ und R⸗Linie herbeigeführt werden würde? Dann wäre doch auch zu erwägen, ob nicht eine Abhilfe mit Omnibuslinien zu ſchaffen wäre, die der Steigung wegen nicht über den Spandauer Berg, ſondern über den Kaiſerdamm gehen müßten. Wir haben uns zum großen Teil mit der Frage der Automobilomnibuslinien abgefunden, wir würden es ſchon als einen Vorteil anſehen, wenn wir einen Pferdeomnibus bekämen. Für eine Verbindung durch die Kneſebeck⸗ ſtraße von Moabit aus nach der Gegend von Wilmersdorf iſt das größte Bedürfnis vorhanden, zumal dabei die Verbindung vom Knie bis zum Savignyplatz eingeſchloſſen iſt. Ebenſo fehlt eine Querverbindung durch die Sophie⸗ Charlotten⸗ Straße. Was haben denn viele Einwohner davon, daß wir eine Untergrundbahn beſitzen? Sie kommen nicht dahin, haben viel zu weite Wege. Ferner iſt das Viertel am Lietzenſee ſehr benach⸗ teiligt, das noch keine günſtige Verbindung nach dem Innern der Stadt hat. Ich ſehe heute davon ab, einen Antrag zu ſtellen. Ich möchte die dringende Bitte an den Magiſtrat richten, daß er die Verkehrsfrage etwas energiſch in die Hand nehmen und uns das nächſte Mal bei dem Fragbeogen mit poſitiven Vor⸗ ſchlägen kommen möge, nicht mit ſolchen all⸗ gemeinen Bemerkungen, aus denen wir nur ent⸗ nehmen können, daß die Sache nicht vorwärts ſchreitet. Stadtv. Braune: Den Vorſchlägen des Herrn Kollegen Stadthagen möchte ich mich an⸗ ch ſchließen im Intereſſe weiter Kreiſe der Bürger⸗ ſchaft aus dem Mittelſtande und den Kreiſen der Minderbemittelten. Im beſonderen möchte ich