602 444 bei dieſen beiden jedenfalls ſehr lohnen⸗ den Linien auch bewähren. Stadtv. Gebert: Meine Herren, es freut mich, daß konſtatiert wird, daß die Fahrgelegenheiten Charlottenburgs ganz miſerabel ſind. Das iſt feſtſtehende Tatſache. Wer viel nach verſchiedenen Richtungen fahren muß, wird es am allerbeſten gewahr. Ich kann nicht den Ausführungen des Herrn Syndikus zuſtimmen. Er ſagte, wir müſſen dahin trachten, mit den Straßenbahn⸗ geſellſchaften immer gut fertig zu werden; wir müſſen die Geſellſchaften auf ihre Pflichten hin⸗ weiſen reſp. ſie dazu bringen, daß ſie ihre Pflicht erfüllen. Ja, meine Herren, das hätten wir ſchon xmal tun müſſen. Wir ſehen doch aber, daß beiſpiels⸗ weiſe die Charlottenburger Straßenbahngeſellſchaft ihren Pflichten nicht nachkommt, daß hier Be⸗ ſchlüſſe in weitgehendſtem Maße gefaßt worden ſind, und daß dennoch die Geſellſchaft dieſe Vor⸗ ſchläge ignoriert. Wir ſcheinen doch alſo nicht einen derartig gewaltigen Einfluß auf die Charlotten⸗ burger Straßenbahn auszuüben. Es ſind nun hier verſchiedene Wünſche auf Ein⸗ richtung von Omnibuslinien uſw. angeführt worden. Meine Herren, wir werden uns doch dem nicht ver⸗ ſchließen können: wenn wir ſehen, wie beiſpiels⸗ weiſe die Große Berliner Straßenbahn im Bunde mit der Charlottenburger Straßenbahn es verſteht, in der feinſten Art Bilanzverſchleierungen zu machen, und zwar Bilanzverſchleierungen inſofern, daß man keinen klaren Überblick bekommt, inwieweit die Charlottenburger Straßenbahngeſellſchaft als ſolche ſich darſtellt — — Borſteher Kaufmann (unterbrechend): Herr Kollege Gebert, ich möchte Sie in Ihrem eigenen Intereſſe darauf aufmerkſam machen, daß Sie die Behauptung, daß Bilanzverſchleierungen vor⸗ genommen werden, zurückziehen. Sie könnten ſich ſonſt ſehr unangenehmen Folgen ausſetzen. Stadtv. Gebert: Sollte ich dieſen Ausdruck verkehrt gebraucht haben — — Vorſteher Kaufmann: Sie haben den Aus⸗ druck gebraucht, Herr Kollege, und ich baue Ihnen eine Brücke, daß Sie ihn unter Entſchuldigung zurückziehen; denn ſonſt könnten Ihnen daraus unangenehme Folgen entſtehen. Stadtv. Gebert (fortfahrend): Ich werde eine Richtigſtellung geben, und zwar inſofern, daß ich damit gemeint habe: man bekommt keinen klaren Überblick über die Abrechnungen. Aus dieſem einfachen Grunde will ich hier konſtatieren, daß der Ausdruck Bilanzverſchleierung mir ſo ent⸗ ſchlüpft iſt. Ich will darauf hinweiſen, daß wir gewiſſermaßen unter dem Protektorat dieſer Straße⸗ bahnen ſchwer zu leiden haben und daß unſere Aufgabe ſchließlich dahin gehen muß, daß wir ſelbſt Linien eröffnen unter eigener Regie. Wir können uns auf die Dauer nicht mehr von den in Frage kommenden Geſellſchaften leiten laſſen und von ihnen abhängig ſein. Das iſt ein Ding der Un⸗ möglichkeit. Wir ſehen ja, die kleinſten Provinzial⸗ ſtädte verſtehen es heute, Verkehrsverbindungen und ſonſtige Einrichtungen in eigener Regie zu ſchaffen. Das muß auch unſere Aufgabe ſein. Ich möchte den Magiſtrat bitten, bei Beratung Sitzung vom 22. Dezember 1909 derartiger Angelegenheiten doch endlich mal der Frage der eigenen Regie näher zu treten und ſich nicht mehr auf Verſprechungen oder langweilige Verhandlungen mit den Geſellſchaften einzulaſſen. Stadtſyndikns Dr. Maier: Ich möchte nur einen Gedanken hier noch einmal ſcharf hervor⸗ heben. Herr Stadtv. Braune hat ausgeführt, daß ſeine Vorſchläge für neue Omnibusverbindungen durchaus eine Ausſicht auf Rentabilität eröffneten. Meine Herren, wo etwas zu holen iſt, da ſind die Geſellſchaften immer zu finden. Ich habe immer beobachtet, daß ſie ſich dort, wo Geld verdient wird, gewöhnlich gar nicht bitten laſſen. Wenn es wirklich ſo wäre, wie Sie es annehmen, Herr Stadtv. Braune, würden wir längſt derartige Ver⸗ bindungen haben. Aber Sie wiſſen ja aus den früheren Berichten: ſo und ſo viele Unternehmer ſind gekommen, haben die Zulaſſung bei der Polizei für die von Ihnen angeregten Verbindungen beantragt und von ihr erhalten, und kein einziger hat von ſeiner Betriebsbefugnis Gebrauch gemacht und den Betrieb eröffnet, einfach deshalb, weil ſich alle davon überzeugt haben, daß es zuſchuß⸗ bedürftige Linien ſind. Daß wir einen 5⸗Pf.⸗ Omnibusverkehr bekommen, ſcheint mir nach den Verhandlungen, die ich mit der Omnibusgeſellſchaft geführt habe, auch beim Pferdebetrieb außerordent⸗ lich zweifelhaft zu ſein, und wenn überhaupt, dann wahrſcheinlich nur auf erheblich kürzere Strecken als in Berlin, denn die Verkehrsdichtigkeit, auf der die Rentabilität infolge des ſtärkeren Perſonenwechſels beruht, iſt in Charlottenburg bedeutend geringer als in Berlin. Ich möchte dann Herrn Stadtv. Gebert er⸗ widern, daß wir uns mit der Frage der eigenen Regie auch beſchäftigt haben. Wir haben auch Rentabilitätsberechnungen für Automobilomnibus⸗ linien aufgemacht, es ſind uns die Augen davon übergegangen, was ſolch ein Betrieb für einen Zu⸗ ſchuß koſtet. Wir haben infolgedeſſen davon Ab⸗ ſtand genommen, Vorſchläge über die Einrichtung eines ſolchen Betriebes zu machen. Meine Herren, ich möchte nochmals wieder⸗ holen, daß von unſerer Seite alles geſchieht, um Verkehrsverbeſſerungen herbeizuführen. Es werden auch ſtändig Verkehrsverbeſferungen auf Grund unſerer Verhandlungen eingeführt. Ich erinnere an die Umleitung der I1⸗Linie, an das Vorſtoßen der Linie 33, auch das Vorſtoßen der Linie 76. Das ſind Beiſpiele, die ich Ihnen hier anführe. Es hat langwieriger Verhandlungen bedurft, um derartige Linienverbeſſerungen einzuführen. Wir teilen ja die einzelnen Linienverbeſſerungen der Stadtverordnetenverſammlung nicht mit, ſonſt wür⸗ den Sie darüber unterrichtet ſein. Aber die Herren Mitglieder des Verkehrsausſchuſſes und der Tief⸗ baudeputation ſind darüber unterrichtet. Soviel ich weiß, geht das Protokoll des Verkehrsausſchuſſes an die Mitglieder der Verſammlung — oder täuſche ich mich? — Sonſt müßte es veranlaßt werden, damit die Herren wiſſen, was im Verkehrsausſchuß eigentlich beraten und geleiſtet wird. Ich gebe zu, daß der eine oder andere Wunſch, vielleicht eine Anzahl von Wünſchen unerfüllt ge⸗ blieben iſt. Aber daraus den Vorwurf zu machen, daß beinahe nichts geſchieht, daß der Verkehrs⸗ ausſchuß erſt eine neue Zuſammenſetzung erfahren muß, um erfolgreich tätig zu ſein — dieſer Vorwurf iſt unbegründet. Im Verkehrsausſchuſſe ſind