Sitzung vom 22. Dezember 1909 ſämtliche Fraktionen vertreten. Die Herren haben ja Gelegenheit, mit den dorthin entſandten Mit⸗ gliedern ſich über das, was ſie an Verkehrswünſchen haben, ins Benehmen zu ſetzen und ſich darüber zu unterrichten, was der Verkehrsausſchuß leiſtet. Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt nicht weiter verlangt; Frage 5 iſt durch Kenntnisnahme erledigt. Frage 6. Kenntnisnahme. — Frage 7. Kennt⸗ nisnahme. — Frage 8 iſt durch die Beendigung der baulichen Anderungen erledigt. Stadtv. Zander: Meine Herren, ich habe nicht vor, Sie lange aufzuhalten. Ich habe nur gehört, daß durch einen früheren Stadverordneten⸗ beſchluß beſchloſſen worden iſt, daß Aufträge, die freihändig vergeben werden, unter die Charlotten⸗ burger Handwerker verteilt werden ſollen. Die Aufſtellung der Ausgaben hier beſagt das Gegen⸗ teil. Es heißt: Tapezierarbeiten von Bernau Bernau iſt eine Firma in Berlin in der Wilhelm⸗ ſtraße, der Inhaber iſt Kapitän zur See geweſen. Wir haben genügend Charlottenburger Tape⸗ zierer, die das machen können. Nun kommt aber das Nonplusultra: Gardinenreinigung von Hoppen⸗ worth! Ich ſpreche nicht pro domo, ich würde überhaupt Aufträge des Magiſtrats als Stadt⸗ verordneter zurückweiſen. Ich meine aber, wie man bei F. W. Hoppenworth, einer Anſtalt für Kotillonartikel und Dekorationen, Gardinen zu reinigen in Auftrag geben kann, das iſt mir un⸗ faßlich. — Vielleicht, damit Herr Hoppenworth in Berlin die Gardinen weiter bei Spindler und anderen reinigen läßt? Es würde wohl der Auf⸗ klärung bedürfen, wie dies möglich geweſen iſt. Dann beſchweren ſich die Gärtner Charlotten⸗ burgs darüber, daß ſeit 6 Jahren niemand anders einen Auftrag bekommt als Herr Koſchel. (Zuruf: Iſt Charlottenburger!) — Iſt Charlottenburger, ja. Wir haben aber noch mehr Gärtner. Sollte es nicht richtig ſein, daß nicht ein einziger 6 Jahre hintereinander die Auf⸗ träge bekommt, ſondern daß wir auch mal bei einem andern den Kranz, der zu einem Begräbnis ge⸗ braucht wird, beſtellen? — Im übrigen, den Auftrag, den er hier bekommen hat: Anbringung von Lorbeergewinden, hat Herr Koſchel nicht ſelbſt ausgeführt, dazu iſt er nicht imſtande; den hat er weiter gegeben, der iſt bei einer anderen Firma in Berlin ausgeführt worden. Koſchel kann keine Lorbeergirlanden imprägnieren und galvaniſieren. Ich hätte alſo gern eine Erklärung, wie es möglich iſt, daß man Gardinenreinigung bei einem Kotillongeſchäft ausführen läßt und dafür 331 ℳ bezahlt. Dafür kann man ungefähr das ganze Rathaus reinigen laſſen. Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt hierzu nicht weiter verlangt. Damit iſt die Angelegenheit erledigt. Hat Herr Kollege Zander noch den Wunſch, über den einen oder anderen Punkt aufgeklärt zu werden, ſo muß er ſchon den Weg der direkten Anfrage oder vielleicht vorher den der perſönlichen Rückfrage bei dem betreffenden Dezernenten be⸗ ſchreiten. Er iſt jederzeit imſtande, eine Anfrage zu richten. 603 Punkt 15: Feſtſetzung des erſten Sitzungstages im Jahre 1910. Ich ſchlage Ihnen vor, den 5. Januar als erſten Sitzungstag zu nehmen. — Widerſpruch erfolgt nicht. Wir kommen dann endlich zu Punkt 16 der Tagesordnung: Bericht über die Geſchäftsführung der Ver⸗ ſammlung im Jahre 1909. Die Verſammlung konnte bei Beginn des Geſchäftsjahres 1909 ihre Tätigkeit mit der Voll⸗ zahl von 72 Mitgliedern aufnehmen. Im Laufe des Jahres ſchieden 4 Stadtverordnete aus, ſo daß ſind Jahresſchluſſe noch 68 Mitglieder vorhanden ind. Zur Beratung ſind der Verſammlung zuge⸗ gangen 793 Sachen. Es wurden 24 Stadtverordneten⸗-Sitzungen und 75 Ausſchuß⸗Sitzungen abgehalten. Unerledigt blieben die Vorlagen: betr. Verkehrsverband, betr. Zuſtändigkeit der Schuldeputation, betr. Errichtung einer Ehrentafel, betr. Zahl der Stadtverordneten, betr. Aufhebung der Gemeindebeſchlüſſe über den Bau einer Zentralmarkthalle und die heute nicht verabſchiedeten Vorlagen ſowie einige Rechnungs⸗, Wahl⸗ und Petitions⸗ ſachen. An ſämtlichen Sitzungen haben 10 Mitglieder teilgenommen, und zwar die Herren Bollmann, Braune, Ewald, Dr Frentzel, Gredy, Jaſtrow, Klick, Mottek, Vogel 1 und Wilk. Meine Herren, mit Ende dieſes Jahres ſcheiden 4 Kollegen aus der Verſammlung aus. Es ſind das die Herren Ewald, Leben, Lingner und Sellin. Mit Ausnahme des erſteren, der unſerer Verſamm⸗ lung ſeit dem Dezember 1908 erſt angehört, haben die übrigen drei Herren bereits 6 Jahre ihr Mandat geführt. Ich glaube, ſowohl der Kollege, der nur kurze Zeit mit uns zuſammengearbeitet hat, als auch namentlich diejenigen, die lange Jahre ihre Tätigkeit dem Dienſte der Stadt gewidmet haben, haben jederzeit Beweiſe ihrer Selbſtloſigkeit und Hingabe an das öffentliche Leben bekundet, und wir ſchulden ihnen dafür den Dank der Stadt. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich an, daß Sie damit einverſtanden ſind, daß ich den Herren ſchriftlich den Dank der Stadtverordneten⸗ verſammlung noch ausſpreche. Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes ſind Einwendungen mit Ausnahme zu Nummer 19 a nicht erhoben worden. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung, indem ich nicht unterlaſſen möchte, da es die Schlußſitzung in dieſem Jahre iſt, den Herren ſowohl der Stadt⸗ verordnetenverſammlung als des Magiſtrats ein fröhliches Weihnachtsfeſt und ein glückliches neues Jahr zu wünſchen. (Schluß der Sitzung 11 Uhr 45 Minuten.) Druck von Adolf Gertz G. m. b. H., Charlottenburg.