, e eee e. 8 Sitzung vom 19. Januar 1910 von den Freunden des Projekts, weſentliche künſt⸗ leriſche Bedenken gegen den neuen Plan geltend gemacht worden ſind. Sehen Sie ſich das neue Projekt an mit den Ecken, die an den nach lints ausgehenden Stiaßen angeordnet ſind — man muß direkt ſagen: derartige Ecken und Winkel macht man nicht bei einer Prachtſtraße. Bei dem alten Projekt haben wir nicht derartige Ecken. Meine Herren, ich komme nun auf verkehrs⸗ techniſche Geſichtspunkte zu ſprechen. Verkehrs⸗ techniſche Geſichtspunkte ſind von ſeiten des Magiſtrats und im Ausſchuß von keiner Seite betont worden, ſie ſind mir aber nachträglich von anderer Seite zu Ohren gekommen. Verkehrs⸗ techniſch iſt meines Erachtens das neue Projekt direkt ſchlechter als das alte. Sehen Sie ſich links die untere Straße an, da haben Sie neben dem Reichskanzlerplatz eine gerade Linie, wo die Wagen gerade durchfahren können. Nach dem neuen Projekt müſſen die Wagen um eine vorſpringende rechtwinklige Ecke herumfahren. Für die Ver⸗ änderung wird angeführt, daß die Wagen an der oberen Seite des Platzes erheblich beſſer ſehen können, ob von der andern Seite, vom Grunewald her, Fuhrwerke kommen. Gewiß, wenn ſie dicht am Rande der Fahrſtraße nach dem Platze zu ſind, ſehen ſie beſſer; ſind ſie aber in der Nähe des Außentrottoirs, ſo werden ſie ſchlechter ſehen; denn die Front iſt oben verbreitert worden. Während wir jetzt eine ſchmale Front und einen freieren Blick in die Fortſetzung des Kaiſerdamms haben, wird ſpäter dieſer Straßenteil verengt ſein. Man kann alſo, glaube ich, vom verkehrstechniſchen Standpunkt aus geradezu Bedenken gegen das Projekt erheben. Nun kommt die finanzielle Seite. Im Aus⸗ ſchuß iſt in der Beziehung erklärt worden, was mir vorher nicht ganz ſicher war, daß die vollen Koſten der ganzen Einrichtung, alſo ungefähr 180 000 ℳ, unſern Stadtſäckel belaſten würden. Das iſt natürlich ein wichtiger Punkt. Es iſt ein erheblicher Betrag, deſſen Nichtbewilligung unter den obwaltenden Umſtänden in keiner Weiſe den Vorwurf der „Kleinlichkeit“ rechtfertigt. Wie ſchon in der erſten Beratung betont wurde, iſt es doch eigentümlich, daß die Abſicht, einen Teil dieſer Koſten auf die Anlieger zu übertragen, nicht hat ausgeführt werden können. Das hätte doch der Gerechtigkeit entſprochen; denn die geänderte Bauordnung hat den Anlicgern einfach glattweg, ohne daß ſie einen Pfennig zu zahlen haben, die Bebauung der Bauwiche in den Schoß g worfen, hat ihnen die Erbauung eines neuen Ste ckwarks einge tragen. Meine Herren, es iſt uns ja im Ausſch uß darüber bis zu einem ge⸗ wiſſen Grade Aufklärung geg ben worden, wie der Varlsuf der ginzen Sache bezüglich der Ver⸗ ö fontlich urg der neuen Bauordnung vor ſich g gangen ſt. Es iſt ohne weiteres zuzugeben, daß die ſtädtiſchen wie die ſtaatlichen Behörden bei der Feſtſetzung von Bauordnungen und Bau⸗ fluchtlinien ſich nur von allgemeinen Geſichts⸗ punkten leiten laſſen dürfen, daß ſie nicht darauf ſehen können, ob der eine Intereſſent einen größeren Vorteil, der andere einen kleineren, ob der eine einen Nachteil hat, der andere nicht. Sie müſſen ſich von allgemeinen Geſichtspunkten leiten laſſen. Das gebe ich vollkommen zu; das wird jeder unter uns zugeben. Hier lag die Sache aber doch etwas anders. Hier handelt es ſich nicht um die „Neugeſtaltung einer Bauordnung, um eine neue Bauordnung, die für ein noch unbebautes, un⸗ reguliertes Terrain zu erlaſſen war, ſondern die Bauordnung war da, die Baufluchtlinien waren da, und nun wurde geändert. Es handelt ſich hier um einen ganz kleinen Kreis von Intereſſenten, und da iſt es außerordentlich bedauer⸗ lich, daß es nicht gelungen iſt, die Verhandlungen ſo zu führen, daß die Intereſſenten, wo ihnen in einem bedeutenden Maße durch die Bauordnung ein Wertzuwachs in den Schoß fallen mußte, an den durch die Anderung der Bauflucht⸗ linien entſtehenden Koſten haben beteiligt werden können. Wen da die Schuld trifft, das zu unterſuchen ſind wir nicht in der Lage. Es wurde ſchließlich im Aus⸗ ſchuß geſagt: es trifft keinen die Schuld. Meine Herren, das mag ſein; aber das Bedauern müſſen wir hier ausſprechen, daß es durch den ganzen Verlauf, den die Sache genommen hat, dayin gekommen iſt, daß dagegen nichts zu machen iſt. Die Bauintereſſenten haben eben gut abgeſchnitten — ich glaube allerdings namentlich dadurch, daß die Stadtverwaltung das allergrößte Gewicht darauf legte, die Bauwiche um jeden Preis weg⸗ zubringen. Ob das wirklich nötig war, ſteht dahin. Im übrigen mag ſicher daran auch die Zer⸗ ſplitterung unſerer Inſtanzen ſchuld ſein. Es iſt ganz fraglos, daß die Beſchneidung der Selbſtverwaltung auch nach der Richtung der Bauordnung, Bau⸗ polizei uſw. dazu führt, daß bei den vielen Be⸗ hörden, die in Betracht kommen, in derartigen Fällen nicht ſo vorgegangen werden kann, wie es den allgemeinen Intereſſen entſpricht. Dadurch wird die eine Behörde ſchließlich in die Lage ge⸗ drängt, einen angemeldeten Bau genehmigen zu müſſen oder, um eventuell das größere Übel zu verhüten, eine Bauordnung zu erlaſſen, ohne dabei verhindern zu können, daß allgemeine In⸗ tereſſen geſchädigt werden. Es iſt bedauerlich, daß es ſo iſt. Wir können es nicht ändern, aber wir müſſen es hier zum Ausdruck bringen. Im übrigen bin ich auch jetzt nicht in der Lage — ich hoffe, daß ſich einige Herren dem anſchließen werden —, dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes bzw. der Magiſtratsvorlage zuzuſtimmen. Ich meine, wir hätten dringendere Aufgaben und viel wichtigere Auf⸗ gaben, für die wir das Geld von 180 000 ℳ ausgeben können. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Harniſch (Schluß⸗ wort): Ich möchte bloß ganz kurz einige Aus⸗ führungen berichtigen, die eben von Herrn Kollegen Dr Stadthagen gefallen ſind. Verkehrstechniſch, wurde geſagt, ſei der linke Plan beſſer als der rechte, die Straße, die unten links, wenn ich das ſo ausdrücken darf, einmündet, hätte nach dem linken Plan ein viel beſſeres Zufahrtsverhältnis als nach dem rechten. Ja, meine Herren, das liegt daran, daß dort die Straße anders liegt. Auch auf dem linken Plan wird natürlich die Straße nicht ſenkrecht nach unten, ſondern ſpäter diagonal gehen, und wir werden dann finden, daß das Verhältnis ebenſo iſt. Sehen wir uns aber die rechte Seite der beiden Pläne an, dann