Sitzung vom 19. Januar 1910 werden wir wahrnehmen, daß wir auf dem linken Plane bei den Diagonalſtraßen bedeutend mehr eckige Wege haben als auf dem rechten Plan. Jeder Plan hat alſo ſeine Vorteile und Nachteile. Daß die Nachteile des neuen Planes ſo weſentlich in die Erſcheinung ſpringen ſollen, ſcheint mir nicht der Fall zu ſein. Wenn Herr Dr Stadthagen ſagt, daß die Adjazenten zu den Koſten gar nicht herangezogen worden ſind, ſo iſt das, zum Teil wenigſtens, ein Irrtum. Die Adjazenten, deren Baugelände ſich vergrößert hat, ſind, wie wir das gedruckt vor uns ſehen, zur Bezahlung herangezogen worden, und ſie haben gezahlt, haben ſich nicht geweigert. Die Behauptung iſt alſo zum Teil nicht richtig, daß ſie zur Tragung der Koſten nicht herangezogen worden ſind. Daß ſie natürlich dafür nichts haben zahlen können, daß die Bauwiche gefallen ſind, iſt eine Sache für ſich, die mit dieſem Projekt in keinem Zuſammenhang ſteht. Wenn dann noch die „kleinlichen Eckbauten“ oder Eckvorſprünge moniert worden ſind, ſo muß ich ſagen: ſie ſind erſtens gar nicht kleinlich, ſondern ſie werden im Gegenteil künftig eine koloſſale Wirkung ausüben, und zweitens ſind ſie gerade aus verkehrstechniſchen Rückſichten entſtanden, um die Ecken für den Verkehr noch mehr abzurunden. Das ſind alſo Bedenken, die nach meiner Anſicht nicht in Betracht kommen. Ich bitte Sie alſo nochmals, meine Herren, wie ſchon zuvor, der Magiſtratsvorlage zuzu⸗ ſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes mit großer Mehrheit, wie folgt: 1. Die durch Gemeindebeſchluß vom 54 1909 genehmigten Fluchtlinien am Reichskanzler⸗ platz gelangen nicht zur förmlichen Feſt⸗ ſtellung. Der Abänderung der Fluchtlinien am Reichs⸗ kanzlerplatz nach Maßgabe des Beſchluſſes der Tiefbaudeputation vom 14. Dezember 1909 wird zugeſtimmt. Die Koſten der durch Ausführung des Be⸗ ſchluſſes zu 2 notwendigen Platzänderung und des Grunderwerbs werden auf 170 000 Jℳ feſtgeſetzt und ſind dem Extraordinarium des Sonderetats 7 für 1910 zu entnehmen. Dem abgedruckten Vertrag vom 3. Dezember 1909 — Nr. 1132 des Urkundsverzeichniſſes — mit der offenen Handelsgeſellſchaft Frieden⸗ thal « Markuſe über den Verkauf von Flächen wird zugeſtimmt. 5 a) Dem Kaufvertrage mit dem Kaufmann Adolf Kant vom 3. 12. 1909 — Nr. 1133 des Urkundenverzeichniſſes — wird zugeſtimmt. b) Der Magiſtrat wird ermächtigt, mit dem Verlagskunſthändler Emil Werckmeiſter einen Vertrag über die Veräußerung einer etwa 85 qm großen, am Zuſammenlauf des Kaiſer⸗ dammes mit dem Reichskanzlerplatz be⸗ legenen Fläche, die durch die zu 2 beſchloſſene Fluchtlinienänderung zu bebauungsplan⸗ mäßigem Vorgarten⸗ und Bauland umgewan⸗ delt iſt, abzuſchließen, derart, daß der Preis 1⁰ für Vorgartenland auf 400 ℳ, der Preis für Bauland auf 2000 ℳ für die Quadratrute 9 feſtgeſetzt wird. Der Erlös der Flächen iſt auf die durch die Platzänderung entſtehenden Koſten anzurechnen.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ge⸗ ſtatten Sie vielleicht auf Wunſch des Herrn Kollegen Frentzel, der früher fort muß, daß wir jetzt den Puntt 10 der Tagesordnung vorwegnehmen? — Da ich keinen Widerſpruch höre — Herr Kollege Schwarz widerſpricht; ich werde die Verſammlung darüber abſtimmen laſſen, ob ſie gewillt iſt, jetzt Herrn Kollegen Dr Frentzel zu Nr. 10 der Tages⸗ ordnung das Wort zu geben. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Dann kommen wir jetzt zu Punkt 10: Vorlage betr. Nachbewilligungen im Gas⸗ anſtaltsetat für 1909. Druckſache 12. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, Etatsüberſchreitungen reſp. Nachbewil⸗ ligungen bei Etatspoſitionen unſerer gewerblichen Werke, insbeſondere der Gasanſtalt und dem Elektrizitätswerk, gehören eigentlich zu den laufen⸗ den Dingen, die wir zu erledigen haben. Wenn in einer der letzten Sitzungen hier behauptet worden iſt, Etatsüberſchreitungen ließen ſich überhaupt nicht vermeiden, ſo hat das jedenfalls für dieſe Teile des Etats eine gewiſſe innerliche Berechtigung. Wer das mannigfache Getriebe eines ſo großen Werkes, wie es unſere Gasanſtalt iſt, kennt, weiß, daß es ſehr ſchwer iſt, auf 12 Monate im voraus alle Etatspoſitionen ſo zu fixieren und feſtzulegen, wie es der Bedarf nachher erfordert. Der Bedarf und die Bedürfniſſe des Werkes ändern ſich fort⸗ geſetzt, ſie ſind nicht vorher zu fixieren. Auch wenn ſie fixiert worden ſind, ſo ſind ſie nachher Schwan⸗ kungen und Anderungen unterworfen. Daher haben wir uns auch im allgemeinen damit be⸗ ſchieden, über dieſe Nachforderungen und dieſe Etatsüberſchreitungen gewiſſermaßen leicht hin⸗ wegzugehen. Wir konnten das bei der Gasanſtalt deswegen um ſo eher, weil trotz aller dieſer Mehr⸗ forderungen bisher dieſes Werk immer noch ſehr günſtig abgeſchloſſen hat, inſofern es nach Vorlegung der Jahresrechnung ſtets ein Plus aufwies, das noch höher war als das in den Etat eingeſetzte. Meine Herren, dieſe Verhältniſſe ändern ſich nun aber. Wie Sie geſehen haben, iſt der Uberſchuß des Gas⸗ werkes für das Jahr 1908 nur noch ein ſehr geringer — ich glaube, er beträgt nur 1500 ℳ —, und wie ich aus einer Notiz in den Akten erſehen habe, iſt zu erwarten, daß in dieſem Jahre anſtatt eines Über⸗ ſchuſſes ſogar ein Defizit, und zwar von nicht ganz unbeträchtlicher Größe, ſich ergeben wird. Allein dieſer Umſtand würde uns nötigen, doch etwas näher auf dieſe Poſitionen einzugehen, obgleich ich weiß, daß eine beſondere Vorliebe, ſich mit Zahlen zu beſchäftigen, in dieſer Verſammlung nicht herrſcht. Ich möchte es aber ſchon deswegen tun, weil ich an den Herrn Dezernenten noch einige Fragen ſtellen, auch einige allgemeine Bemerkungen an dieſe Vorlage knüpfen möchte bezüglich der Neu⸗ aufſtellung des Etats für 1910. K Wenn ich auf die einzelnen Poſitionen ganz kurz eingehe, ſo gibt die Pofition a verhältnis⸗ mäßig am wenigſten zu Bemängelungen Veran⸗ laſſung, obgleich das erforderte Plus mehr als 50%