Sitzung vom 16. Februar 1910 1. Die vorgeſchlagene Ermittelung des Wahl⸗ reſultats bewirkt, daß die ohnehin ſchon in ihren Rechten geſchmälerten Wähler der dritten Abteilung völlig entrechtet werden. Stadtv. Hirſch (zur Geſchäftsordnung): Falls Punkt 4 als Zuſatz zu dem Antrage Meyer an⸗ genommen wird, betrachte ich den Antrag meiner Freunde als erledigt. (Die Verſammlung lehnt den Zuſatzantrag des Stadtv. Dr Stadthagen ab und beſchließt unter Annahme des Zuſatzantrages des Stadtv. Hirſch nach dem Antrage des Stadtv. Meyer und Gen. mit großer Mehrheit wie folgt: Die beiden Häuſer des Landtags werden erſucht, die von der Königlichen Staats⸗ regierung eingebrachte Vorlage über die Anderung des Geſetzes bezüglich der Wahlen zum Abgeordnetenhauſe aus folgenden Gründen abzulehnen: 1. Die in der Vorlage enthaltene Klaſſen⸗ einteilung geſtaltet das Wahlrecht der Charlottenburger Bürgerſchaft zum Preußiſchen Abgeordnetenhauſe zu einem beſonders ungleichmäßigen und ungerechten. Durch Beibehaltung der Wahlkreis⸗ einteilung wird die völlig unzulängliche Vertretung der Stadt Charlottenburg im Abgeordnetenhauſe gegenüber der Geſamtzahl der Abgeordneten aufrecht erhalten. Die öffentliche Stimmabgabe bedroht die Freiheit der Abſtimmung unſerer Bürgerſchaft. Die vorgeſchlagene Ermittlung des Wahlreſultates bewirkt, daß die ohnehin ſchon in ihren Rechten geſchmälerten Wähler der dritten Abteilung völlig entrechtet werden.) (Rufe: Gegenprobe!) Vorſteher Kaufmann: Die Gegenprobe iſt nicht üblich, da das Reſultat nicht zweifelhaft iſt. Herr Kollege Hirſch betrachtet nunmehr den Antrag des Herrn Kollegen Bartſch und Gen. für erledigt. Wir kommen nun zu Punkt 1 der Tages⸗ ordnung: 10 Mitteilung betr. außerordentliche Prüfung des Depoſitoriums im Fannar d. I. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Berfahren bei uberſchreitungen genehmigter Koſtenanſchläge. Druckſache 24. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Puntt 3 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Amtsniederlegung eines Magiſtratsmitgliedes. Druckſache 25. Meine Herren, die Befürchtung, die wir ſchon vor mehr als nunmehr 6 Monaten hatten, daß Herr 31 Stadtrat Jaſtrow unſerer Verwaltung verloren gehen würde, hat ſich jetzt leider verwirklicht. Zu unſrem großen Bedauern muß ich Ihnen die Mit⸗ teilung machen, daß Herr Stadtrat Jaſtrow ſein Amt niedergelegt hat. Herr Stadtrat Jaſtrow war vom 16. März 1898 bis zum 9. März 1900 als Stadtverordneter in unſerer Verwaltung tätig und ſeit jener Zeit bis zu ſeiner Amtsniederlegung Mitglied des Magiſtrats. Was er unſerer Kommune geweſen iſt, was er geleiſtet hat beſonders auf einem Gebiete, auf dem er als Autorität zu bezeichnen iſt, brauche ich hier nicht hervorzuheben. Ich glaube, die Stadtverordnetenverſammlung iſt ſich darin einig, daß wir ein hervorragendes Mitglied unſerer ſtädtiſchen Verwaltung aus ſeinem Amte ſcheiden ſehen, daß die Stadt Charlottenburg ihm Dank zu ſagen hat für ſeine bisherige Tätigkeit. Einiger⸗ maßen wird der Schmerz über den Verluſt dieſes hervorragenden Mitgliedes unſerer Verwaltung dadurch gemildert, daß Herr Stadtrat Jaſtrow ſich bereit erklärt hat, auf dem Gebiete des Arbeits⸗ nachweiſes und in der Deputation zur Beratung der Arbeitsloſenverſicherung auch als Bürger⸗ deputierter noch ferner tätig ſein zu wollen. Wir können das dankbar begrüßen, und Sie werden im Laufe des heutigen Abends Gelegenheit haben, durch Ihre Wahl Herrn Stadtrat Jaſtrow als Bürgerdeputierten in die von ihm gewünſchten Deputationen zu entſenden. (Bravo!) Ich beantrage nun die Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes von 9 Mitgliedern zur Vorberatung der Wahl eines Magiſtratsmitgliedes. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Dr Frentzel, Holz, Dr Hubatſch, Kaufmann, Mann, Otto, Ruß, Schwarz und Zietſch). Punkt 4 der Tagesordnung: Wahl eines Mitgliedes des Rechnungsprüfungs⸗ ausſchuſſes. Herr Stadtv. Liſſauer hat das Amt als Mit⸗ glied des Rechnungsprüfungsausſchuſſes nieder⸗ gelegt. An ſeiner Stelle wird Herr Kollege Zander vorgeſchlagen. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, ſtelle ich feſt, daß die Verſammlung ſich mit der Wahl des Herrn Kollegen Zander einverſtanden erklärt. — Widerſpruch iſt nicht erfolgt; Herr Kollege Zander iſt gewählt. Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Annahme einer Stiftung. Druck⸗ ſache 26. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehrheit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Der Annahme des Vermöchtniſſes der ver⸗ ſtorbenen Eheleute Adolph und Mathilde Abrahamſohn im Betrage von 15 000 ℳ zur Gründung einer „Adolph⸗ und Mathilde⸗ Abrahamſohn⸗Stiftung“ wird zugeſtimmt. Der Magiſtrat wird ermächtigt, die Königliche Genehmigung zur Annahme der Stiftung nachzuſuchen.) 5)