Sitzung vom 16. Februar 1910 Erwerbsleben gelaſtet hat, auch uns ſchwere Schä⸗ digungen beigefügt hat. Das zeigt ſich bei uns ſowohl darin, daß die Einnahmen verringert worden ſind, es zeigt ſich auch darin, daß eine große Teue⸗ rung eingetreten iſt, und daß wir infolge davon ſehr erhöhte Ausgaben zu leiſten haben. Einen ganz beſonders guten Beweis dafür, wie hoch die Ausgaben infolge dieſer Verhältniſſe angeſchwollen ſind, haben Sie bei dem Etat 1910, den wir Ihnen heute vorlegen. Sie ſehen, daß dieſer Etat um ungefähr 2½¼ Millionen im Ordinarium wächſt und damit im Ordinarium mit ungefähr 29 300 000 Mark abſchließt. Unſer geſamter Etat iſt ja weſent⸗ lich größer. Wenn wir die geſamten Kapitel, die Sonderetats, alle unſere Werke uſw. zuſammen⸗ zählen, ſo werden wir im nächſten Jahre mit einem Etat von 66 670 000 ℳ vor die Offentlichkeit treten. Das ſind ebenfalls einige Millionen mehr als im vergangenen Jahre. Aber, meine Herren, das weſentlichſte iſt ja das Ordinarium, und dieſes Ordinarium zeigt um 2 Millionen erhöhte Anforderungen. Bei dieſen 2“ Millionen ſind allein 2 Millionen fortdauernde Ausgaben, die uns ſtändig belaſten werden, und das iſt der ſpringende Punkt. Zur Deckung dieſer 2 Millionen haben wir die verſchiedenſten Einnahmen heranziehen müſſen. In der Hauptſache ſind es zunächſt die Steuern, dann ganz beſonders die Überſchüſſe aus dem Elektrizitätswerk, die wir erſtmalig haben, dann Erſtattungen, die die verſchiedenſten Verwaltungen beim Anleihedienſt bzw. auch bei der allgemeinen Verwaltung zu leiſten haben, und dann der Über⸗ ſchuß des Jahres 1908. Meine Herren, der Überſchuß des Jahres 1908 iſt eine kleine Enttäuſchung geweſen; denn wir haben gegenüber 1 Million, die wir ſonſt jedes Fahr vorzutragen gewohnt waren, nur einen Betrag von etwa ¼ Million gehabt. Das iſt dadurch herbeigeführt, daß der Abſchluß des Jahres 1908 an ſich ſchon ungünſtig war. Er ſetzt ſich im weſentlichen nur aus Erſparniſſen zuſammen. Die Steuern gaben ein ſehr geringes Erträgnis mehr: es betrug insgeſamt 500 000 ℳ, und von den 500 000 ℳ mußten wir nachträglich noch die Hälfte ungefähr fortnehmen, um damit den Beſchlüſſen gerecht zu werden, die Sie beim Normaletat 1908 gefaßt hatten. Es war dafür nur 1 Million vor⸗ geſehen, und wir brauchten % Millionen. So iſt es gekommen, daß wir aus dem Abſchluß des Jahres 1908 für den Etat 1910 lediglich ⅝ Million zur Verfügung haben. Meine Herren, ich weiß, daß Sie immer ein großes Intereſſe daran haben, ſchon möglichſt vor Abſchluß des Jahres zu wiſſen, wie gerade ſpeziell das laufende Jahr abſchließt. Ich möchte daher bei dieſer Gelegenheit jetzt gleich ganz kurz auf die vorausſichtlichen Zahlen des Jahres 1909 eingehen, ſoweit das überhaupt möglich iſt. Ich tue das um ſo lieber, als, ich möchte ſagen, ſo ziemlich das einzig erfreuliche gerade das iſt, was ich Ihnen über das Jahr 1909 ſagen kann. Denn ich glaube mit Beſtimmtheit ausſprechen zu können, daß der Abſchluß des Jahres 1909, auf das ja der allgemeine Niedergang ganz beſonders wirten müßte, jedenfalls weſentlich günſtiger ſein wird als der des Jahres 1908. (Hört, hört!) Wenn man die Ergebniſſe eines Etatsjahres berückſichtigen will, muß man den einzelnen Quellen 35 nachgehen und dabei ganz beſonders zunächſt einmal die Steuern betrachten. Die Steuern werden, insgeſamt genommen, günſtig abſchließen. Der markanteſte Punkt iſt dabei allerdings das Aufkommen aus der Umſatzſteuer. Die Umſatz⸗ ſteuer wird in dieſem Jahre ſehr günſtig abſchließen. Heute ſchon verfügen wir über einen Überſchuß bei der Umſatzſteuer von 136 000 ℳ. Ich rechne, glaube ich, nicht falſch, wenn ich annehme, daß wir noch in den laufenden ſechs Wochen gut 150 000 ℳ einbekommen werden, ſo daß wir annähernd 600 000 ℳ Überſchuß bei der Umſatz⸗ ſteuer haben werden. Wir würden dann mit einem Betrag von rund 1 900 000 ℳ aus der Umſatzſteuer faſt an die Ergebniſſe des Rekordjahres 1906 herankommen; denn dieſes Jahr hat nur 50 000 ℳ an Umſatzſteuer mehr ergeben; alle übrigen Jahre ſind niedriger an Erträgniſſen geweſen. Aber, meine Herren, etwas Auffälliges iſt bei der Umſatzſteuer zu bemerken. Während nämlich die Haupterträge bei dieſer Steuer jedesmal aus den Verkäufen der bebauten Grundſtücke reſultierten, ſtammten ſie diesmal in der Hauptſache aus den Verkäufen der un bebauten Grundſtücke. (Zuruf: Wertzuwachsſteuer!) Wir haben — da iſt die Statiſtik ſehr lehrreich — folgende Zahlen zu verzeichnen: im Jahre 1906 wurden 614 Grundſtücke verkauft, davon 322 bebaute und 292 unbebaute: 1907 insgeſamt 579 Grundſtücke, davon 349 bebaute und 230 un⸗ bebaute: 1908 562 Grundſtücke, davon 313 bebaute und 249 unbebaute: und 1909 bis heute 669 Grund⸗ ſtücke — alſo auch abſolut die größte Zahl — und davon bebaute Grundſtücke nur 231 und unbebaute 438. (Rufe: Aha!) Während alſo die Zahl der verkauften bebauten Grundſtücke ganz weſentlich unter 300 bleibt, prozentual um 33% herabgegangen iſt, iſt die Zahl der vertauften unbebauten Grundſtücke faſt um das doppelte geſtiegen, jedenfalls um §0 bis 90%.. Die Zahl der Zwangsverſteigerungen iſt im letzten Jahre ungefähr die gleiche geblieben wie im vorigen Jahre: es haben ungefähr 120 Zwangsverſteigerungen ſtattgefunden. Man ſieht aus dieſen Zahlen, daß jedenfalls noch andere Momente auf den Grundſtücksmarkt gewirkt haben, und ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich vermute, daß es nicht allein die erhöhte Grundſteuer iſt, die im doppelten Betrage vom unbebauten Grundbeſitz erhoben wird, die die Verkäufe herbeigeführt hat. Es iſt wohl, wie ſchon aus der Verſammlung zwiſchengerufen iſt, auch zum guten Teil die Furcht vor einer Wert⸗ zuwachsſteuer, ſei es nun Reichswertzuwachsſteuer oder ſtädtiſcher Wertzuwachsſteuer, die kommen ſollte. (Sehr richtig!) Die übrigen Steuern, meine Herren, kann ich kurz abtun; es werden da verhältnismäßig geringe Anderungen gegen den Etat ſein. Die Grundſteuer wird 150 000 ℳn mehr ergeben. Dafür wird die Gemeindeeinkommenſteuer um denſelben Betrag zurückbleiben. (Hört, hört!) Die Forenſenſteuer wird ungefähr 100 000 mehr ergeben. Alles in allem genommen iſt aber das Reſultat der Geſamtſteuern erfreulich zu nennen.