36 Das zweite Moment, meine Herren, ſind außer den Steuern gewöhnlich unſere gewerblichen In⸗ ſtitute, in erſter Linie die Gasanſtalt. Bei der Berechnung der Erträgniſſe der Gasanſtalt, die ſich am allerſchwierigſten vielleicht von allen Reſſorts vornehmen läßt, kann man eigentlich nur richtig ſchätzen, wenn man den Geſamtgaskonſum gleich 100% ſtellt. Dann ſieht man, daß im vergangenen Jahre bis zum 30. Januar 1909 von dieſen 100%, 78,79% Gaskonſum geweſen ſind, und wenn man nun dieſelbe Zeit für 1910 errechnet, ſo ſieht man, daß es auf den Kopf faſt ſtimmt: bis zum 30. Januar ſind von 100%, Gaskonſum 78,86% aufgebraucht worden — alſo lediglich eine Differenz von ¾“. Wenn man noch das Ende des Jahres nimmt, ſo findet man, daß das vorige nicht mit vollen 100% abgeſchloſſen hat, ſondern nur mit 97,76%: man kann daher mit abſoluter Sicherheit ſchließen, daß auch das laufende Jahr nicht die vollen 100% erreichen wird, ſondern von dem veranſchlagten Gaskonſum auch nur ungefähr 98%. Das heißt, wir werden ungefähr über 1 Million Kubikmeter Gas weniger abgeben und daher Ausfälle von ungefähr 100 000 ℳ haben. Das iſt aber nicht das weſentlichſte bei der Gasanſtalt, ſondern der Gasanſtalt ſind durch die Reviſion des Normaletats ſehr weſentliche Laſten auferlegt worden, indem ihr die Mittel für die Erhöhung der Löhne und insbeſondere die Mittel für die Einführung des Neunſtundentages nicht zur Verfügung geſtellt worden ſind. Dieſe Mittel betragen ungefähr 180 000 ℳ, und die muß der Etat aus eigenen Mitteln aufbringen. Es ſind alſo neben den 100 000 ℳ nunmehr 180 000 ℳ Laſten aufzubringen. Nun wird — ſo wird von der Gasanſtalt gerechnet — ein großer Teil durch allerlei Erſparniſſe, auch erhöhte Einnahmen, wieder eingebracht werden; immerhin rechnet die Gas⸗ anſtalt mit einem Minderertrag von 150 000 ℳ gegenüber dem Etatsſoll. Bei dem Elektrizitätswerk iſt nur Günſtiges zu ſagen. Wir werden ſicher den etatsmäßigen Überſchuß erreichen. Bei dem Waſſerwerk haben wir auf keine Überſchüſſe gerechnet: ſie kommen hier alſo nicht in Frage. Das dritte Moment, das man betrachten muß, iſt der Dispoſitionsfonds, und über dieſen iſt beim Normaletat ſehr ſtark verfügt worden. Die Herren haben ungefähr 876 000 ℳ Mittel zurzeit bewilligt; der Dispoſitionsfonds beträgt aber nur 554 000 ℳ. Es ſind aber noch nicht die erſten Summen um⸗ gebucht. Tatſächlich werden, wenn ſie am Jahres⸗ ſchluß umgebucht werden, Überſchreitungen von einigen 320 000 ℳ vorhanden ſein. Trotz alledem werden dieſe größeren bewilligten Summen das allgemeine Ergebnis nicht zu ſchwer beeinfluſſen, weil feſtgeſtellt worden iſt, daß ſowohl bei den⸗ jenigen Beträgen, die beim Normaletat bewilligt ſind, Erſparniſſe eintreten werden, als auch bei den verſchiedenſten andern Z3weigen der ſtädtiſchen Verwaltung. Das Geſamtreſultat wird für das Jahr 1909 kein ungünſtiges ſein. Ich rechne jedenfalls zurzeit damit, daß es günſtiger iſt, als der Abſchluß des Jahres 1908, der ja 250 000 ℳ ergeben hat; ich rechne ſogar damit, daß es weſentlich günſtiger ſein wird. Freilich muß man da auch ſehr vorſichtig ſein; denn, meine Herren, ein einziger Schneefall Sitzung vom 16. oder große Nachbewilligungen, die aus irgendeinem Februar 1910 Reſſort kommen, können die geſamte Rechnung umſtoßen. Immerhin glaube ich ſagen zu können, daß wir mit dem Abſchluß werden zufrieden ſein können; denn wir haben gerade vom Jahre 1909 das nicht erwartet. Ich möchte dann zu der Betrachtung über das Jahr 1910 zurücktehren und mich dahin rekapi⸗ tulieren, daß ich geſagt hatte: die Balanze ſoll durch die Einnahmen aus Steuern, dem Elektrizitäts⸗ werk uſw. hergeſtellt werden. Was zuerſt die Frage der Steuern betrifft, ſo glaube ich im allgemeinen ſagen zu können, daß der Steueretat für 1910 insgeſamt mit einem gewiſſen Optimismus betrachtet werden kann und auch von uns betrachtet worden iſt. Wir haben un⸗ gefähr 850 000 ℳ Steuern mehr vorgeſehen, und zwar haben wir das getan, weil ſich zunächſt mal im Laufe des Jahres 1909 die Weltmarttlage weſentlich verbeſſert hat. Sie alle, meine Herren, verfolgen ja ausgiebig alle die Nachrichten, die aus dem Auslande kommen, und haben daher die Beſſerung geſehen: Sie haben weiter bei uns in Deutſchland jedenfalls die Statiſtik geleſen und daher geſehen, daß unſere Eiſenbahnen weſentlich erhöhte Einnahmen im Laufe der Monate gehabt haben. Sie haben ferner geſehen, daß die Situa⸗ tionsberichte aus unſeren Induſtrierevieren immer beſſer und günſtiger geweſen ſind, bis vielleicht auf die letzte Zeit, in die mal ein Schatten hinein⸗ gefallen iſt. Wir können deshalb wohl annehmen, daß die allgemeine Lage für 1910 günſtiger iſt, als ſie zur Zeit der Etatsaufſtellung im Jahre 1909 geweſen iſt. Für uns ſelbſt, für Charlottenburg, kommt außer dieſen allgemeinen Geſichtspunkten ferner noch hinzu, daß wir ganz beſtimmte Anhaltspunkte dafür haben, daß es bei uns in der Stadt beſſer geworden iſt. Einmal, meine Herren, haben wir konſtatieren können, daß die Bevölkerungsziffer geſtiegen iſt, und zwar haben wir im Jahre 1909 eine Zunahme der Bevölkerung um 10 777 Seelen gehabt gegenüber nur 7 875 Seelen im Jahre 1908. Es iſt das jedenfalls ein ſehr erfreuliches Mehrergebnis, und es hat ſich immer gezeigt, auch früher in den Jahren 1900, 1901 und 1902, daß mit ſinkender Konjunktur die Bevölkerungs⸗ zunahme, der Zuzug nicht ſo groß geweſen iſt, daß er aber geſtiegen iſt, ſowie die Verhältniſſe beſſer wurden, und er iſt immer am höchſten geweſen, wenn die allgemeine wirtſchaftliche Lage die allerbeſte war. Man kann deshalb vielleicht auch hier die Hoffnung hegen, daß es weiterhin beſſer wird. Wir können ferner mit Freude konſtatieren, daß es auch auf dem Baumarkt erfreulich voran⸗ gegangen iſt. Das Jahr 1909 reicht auch da faſt an das Rekordjahr 1906 heran. Es handelt ſich um einen einzigen Bau, der im Jahre 1909 weniger ausgeführt iſt als im Jahre 1906. Es waren im letzten Jahr 4435 Bauten gegenüber 4436 Bauten im Jahre 1906; die anderen Jahre reichen nicht daran: 1907 hatte nur 4370 Bauten, 1908 gar bloß 4026. Dieſe Statiſtik für Charlottenburg ſtimmt überein mit einer Statiſtik, welche kürzlich in einer der geleſenſten Tageszeitungen erſchienen iſt, welche ſich mit der Bautätigkeit der deutſchen Städte im dritten Vierteljahr 1909 beſchäftigt. Dabei ſtellt es ſich auch heraus, daß die Bau⸗ tätigteit in Charlottenburg faſt die größte geweſen iſt; der reine Zugang an Wohnungen in Char⸗