Sitzung vom 16. Februar 1910 2,20. lottenburg war in Prozenten ziffer iſt von keiner einzigen Stadt erreicht: auf 10 000 Einwohner der einzelnen Städte iſt ſogar der Reinzugang an Wohnungen inkCharlottenburg bei weitem der größte: es ſind nämlich 60,04 gegen⸗ über der anderen, nächſtgrößeren Ziffer von 33,51 — das iſt Mannheim. Man könnte daraus die Befürchtung hegen, daß viel zu viel gebaut iſt. Das iſt aber doch nicht der Fall, meine Herren; denn wenn Sie die Statiſtik auf dieſem Gebiete anſehen, ſo ſteigt tatſächlich der Überfluß an Wohnungen nicht in dem Verhältnis, wie in den letzten Jahren mehr gebaut iſt. Freilich iſt — das iſt uns allen bekannt — auch auf dieſem Gebiete eine Steigerung ſeit 1906 eingetreten, und zwar ſtanden auf 10) Wohnungen insgeſamt leer 1906 2,66; das ſtieg im Dezember 1907 auf 3,02, dann auf 3,68 und im Oktober 1909 auf 4,72. (Hört! hört!) Immerhin iſt die Steigerung der leerſtehenden Wohnungen doch nicht ſo ſtart, wie umgekehrt die Zunahme auf dem Baumartte iſt: alſo irgend eine Beängſtigung braucht meines Erachtens aus dieſer erhöhten Bautätigkeit nicht hergeleitet zu werden und kann auch nicht hergeleitet werden. Meine Herren, unter Berückſichtigung aller dieſer Geſichtspunkte, die im Magiſtrat eingehend beſprochen worden ſind, haben wir, wie geſagt, ge⸗ glaubt, den Geſamtſteueretat mit optimiſtiſchen Augen anſehen zu können, und haben dieſe Steige⸗ rung vorgenommen. Man hätte vielleicht bei der Einkommenſteuer etwas mehr zulegen können: dafür hätte man das wieder abſtreichen müſſen bei der Umſatzſteuer. Wir haben geſagt: der Steueretat muß gerade in dieſem Jahre mehr als in anderen Jahren als Geſamtes betrachtet werden, und wir haben infolge davon bei der Umſatz⸗ ſteuer mit Rückſicht auf die günſtigen Ergebniſſe des Jahres 1909 noch einen um 150 000 höheren Betrag, nämlich 1 450 000 ſtatt 1 300 000 ℳ, ein⸗ geſtellt. Sollten wir uns darin täuſchen, daß die Umſatzſteuer wieder ſo günſtig abſchneidet, nun, ſo können wir die Hoffnung hegen, daß bei der Einkommenſteuer wieder ein Teil gut gemacht wird. Ich möchte gleich bemerken, daß wir beſtrebt geweſen ſind, die Zuſchläge auf demſelben Niveau zu erhalten wie früher, und daß das auch durchweg der Fall iſt, wenn auch bei der Gemeindegrund⸗ ſteuer , vom Tauſend mehr erhoben wird, nämlich 2,75 ſtatt 2,65 v. T. Es iſt das lediglich die Um⸗ rechnung, die hier Platz greift: an und für ſich iſt die Belaſtung durch die Grundſteuer nach den Prozenten dieſelbe, ſie drückt ſich aber dadurch, daß der gemeine Wert ein anderer iſt, um ¼1 v. T. höher aus und wird infolge davon um dieſes 2%¼ v. T. den Grundbeſitz ſtärker belaſten. Es iſt aber lediglich ein rechnungsmäßiges Verfahren. An und für ſich iſt der Prozentſatz der Steuer, nämlich 150%, von uns nicht erhöht worden. — Das über die Steuer. Der zweite Punkt, durch den die Einnahmen zur Balanze gebracht werden konnten, war, memne Herren, das Elektrizitätswerk. Das Elettrizitäts⸗ werk geht am 1. Auguſt d. I. in ſtädtiſche Regie über, und ich möchte es als Glück bezeichnen, daß es gerade in dieſem Jahre in unſere Hände kommt; (Sehr richtig!) 37 Dieſe Prozent⸗ denn wenn wir dieſen fetten Biſſen mit 900 000 ℳ Überſchuß im Jahre 1910 nicht gehabt hätten, ſo, glaube ich, würde es um die Balanze des Etats ſehr ſchwierig ausgeſehen haben. Das Elektrizitäts⸗ werk hat ſich ſehr günſtig entwickelt, auch im Jahre 1909. Es ſind da an Kilowattſtunden rund 112 Mil⸗ lionen ℳ mehr abgegeben worden als bisher; es waren 1908 rund 13, 1909 14½2 Millionen, alſo eine Steigerung von 11 ½2 %. Glühlampen ſind gegen das Jahr 1908 im Jahre 16% mehr angeſchloſſen worden. Es iſt das eine äußerſt günſtige Entwickelung des Elektrizitätswerks, wenn man gleichzeitig berückſichtigt, daß ja auch die Gas⸗ anſtalt nicht ſtillgeſtanden hat, und wir können deshalb, glaube ich, die Hoffnung hegen, daß auch unſer Elektrizitätswerk in Zukunft uns recht be⸗ friedigende Reſultate abwerfen wird. In dieſem Jahre gibt es uns, wie geſagt, eine Einnahme von rund 900 000 ℳ. An den anderen Einnahmen, die zum großen Teile rechnungsmäßiger Natur ſind — Erſtattung an die Anleihefonds, Erſtattung von den Sonder⸗ etats an die allgemeine Verwaltung —, darf ich vorübergehen und möchte bemerken, daß, wenn Sie nun das Fazit dieſer eben behandelten Ein⸗ nahmen ziehen, Sie immer noch ein Minus gegen⸗ über den Ausgaben haben, und da haben wir leider in unſere Fonds hineingreifen und aus ihnen die nötigen Mittel zur Verfügung ſtellen müſſen. Ich werde ſpäter noch kurz darauf zurückkommen. Meine Herren, wenn ich den Einnahmen gegenüber die Ausgaben kurz behandeln will, ſo kann ich eins vorweg ſagen: wie ein roter Faden zieht ſich durch den Geſamtetat überall und überall immer wieder der Normaletat hindurch. Die An⸗ ſätze des Normaletats ſind höher geworden, als ſie urſprünglich beabſichtigt waren. Im Jahre 1908 und 1909 war unſererſeits gerechnet worden mit einem Geſamtbetrage von 1 Million ℳ, das entſprach einem Prozentſatz für 1908 von 12,26 %, für 1909 von 11,5 %. Wir haben uns in dieſer Berechnung getäuſcht. Ich ſagte ſchon vorhin: für 1908 hat , Million gefehlt, es ſind da ge⸗ braucht worden 1 263 000 ℳ, d. i. ein Prozentſatz von 15,48, und in dieſem Betrage iſt nicht enthalten der Satz für den Neunſtundentag. Der Neun⸗ ſtundentag wurde erſt eingeführt im Oktober 1909, trifft alſo das Etatsjahr 1909 erſt zur Hälfte, und es ſteigt infolge davon der Prozentſatz hier auf 17,62 % oder, in Zahlen ausgedrückt, auf 1 520 000 ℳ, und im nächſten Jahr, wo der Neun⸗ ſtundentag das ganze Jahr über wirken wird, wird der Prozentſatz ſogar ſteigen auf 18,28 % oder, in Zahlen umgeſetzt, auf 1 683 000 ℳ. Das ſind erhebliche Summen, und daß ſie nicht an einer Stelle ſtehen, iſt ja ſelbſtverſtändlich: ſie erſcheinen in allen Etats und auch beſonders in den Sonderetats. Am meiſten ſieht man ſie ſelbſt⸗ verſtändlich in dem Etat der allgemeinen Ver⸗ waltung und in den Schuletats. Von den Kapiteln ſelbſt möchte ich, indem ich in der Hauptſache auf den eingehenden Erläute⸗ rungsbericht verweiſen darf, ein paar ſpringende Punkte herausheben. Bei der allgemeinen Verwaltung finden Sie unſere Forderung für die neuen Beamtenſtellen. Wenn eine Stadtgemeinde um nahezu 12 000 Köpfe zunimmt, ſo iſt es ſelbſtverſtändlich, daß die Ver⸗ waltung ſich vergrößert, und ich kann wohl ſagen, daß gegenüber unſeren früheren Anträgen in