Sitzung vom 16. Februar 1910 für 1910 vorſieht, 108 Klaſſen weniger 47⸗ 61 Mietskſaſſen, die im nächſten Jahre nur noch vorhanden ſein werden. Sie ſehen alſo, daß die Ziffer auch hier ſtark herab⸗ geht. Sie haben ferner bereits dem Entwurfe oder wenigſtens den Vorbereitungen zugeſtimmt für die Gemeindeſchule in der Wiebeſtraße an der Kaiſerin⸗Auguſta⸗Allee, welche im nächſten Jahre fertig werden ſoll. Dadurch werden wiederum 38 bis 40 Klaſſen zur Verfügung geſtellt werden können, und die Ziffer der Mietsklaſſen wird noch weſentlich verringert. Meine Herren, deshalb kann ich wohl mit Recht ausſprechen, daß es ſehr erfreulich iſt, dies hier zu konſtatieren, um ſo mehr, als wir gerade in den letzten Jahren doch manche Auf⸗ gaben haben zurückſtellen und an manchen anderen Stellen ſtarke Erſparniſſe haben eintreten laſſen müſſen. Wir ſind jedenfalls auf dem Gebiete der Schaffung von Gemeindeſchulklaſſen trotz der ſchlechten Verhältniſſe vorwärts gegangen. Von den übrigen Kapiteln möchte ich noch kurz die Straßenreinigung, die vorher bereits heute in der Debatte erwähnt worden iſt, ſtreifen. Die Straßenreinigung wird ebenfalls im nächſten Jahre 200 000 ℳ mehr verlangen, und zwar kommt das ſowohl durch die Einſtellung neuer Kräfte als durch die Erhöhung der Löhne und insbeſondere dadurch, daß ein neuer Vertrag mit einem Fuhr⸗ herrn hat geſchloſſen werden müſſen, der ſelbſt⸗ verſtändlich höhere Sätze gefordert hat. Wir können hoffen, daß der Fuhrpark auch ein beſſerer ſein wird, als er unter dem alten Unternehmer zeitweiſe geweſen iſt. Insgeſamt wird, wie geſagt, dieſes Kapitel von uns 200 000 mehr dauernd verlangen. Von den übrigen Kapiteln erwähne ich nur kurz Kapitel XIV: die verſchiedenen Einnahmen und Ausgaben, wo, wie jedes Jahr, wieder die erhöhten Provinzialabgaben erſcheinen. Die Pro⸗ vinzialabgaben ſteigen auf 13 % und erreichen damit die ſtattliche Höhe von 1 408 000 ℳ. (Hört! hört!) Die Polizeikoſten wachſen nur um 35 000 ℳ auf 635 000 ℳ, und wenn ich beide Ausgaben ver⸗ gleiche, glaube ich jedenfalls mit Ihnen ſagen zu können, daß wir die letzteren verhältnismäßig noch gerne leiſten wollen, wenn uns nur etwas dafür geboten wird. Ich glaube, wir würden ſogar an Polizeitoſten gern etwas mehr geben, wenn auf dieſem Gebiete bei uns noch etwas mehr ge⸗ ſchehen würde; es iſt jedenfalls nicht wegzuleugnen, daß für die Sicherheit bei uns in Charlottenburg dreiſt noch etwas mehr geſchehen könnte, als es bisher geſchehen iſt. (Sehr richtig! — Zuruf von den Sozialdemokraten: Die Polizei kümmert ſich um viele Sachen, die ſie nichts angehen!) Dann muß ich noch unſern Anleihedienſt erwähnen. Der erfordert ſelbſtverſtändlich auch in dieſem Jahre einige 100 000 ℳ mehr: es ſind 225 000 ℳ. Es kommt daher, daß die erſte Emiſſion der Anleihe von 1908, von welcher Sie heute auch noch die zweite Emiſſion beſchäftigen wird, zum erſtenmale im Jahre 1910 zur Tilgung kommt. Es ſind dafür 400 000 ℳ bereit zu ſtellen, und wenn nun auch auf der anderen Seite die verſchiedenen Baufonds den Anleihen erheblichere Zinſen durch den Verbrauch der Anleihemittel zurückerſtatten müſſen, ſo kommt immerhin bei dieſem Kapitel ſo erhalten Sie insgeſamt ein erheblicher Zuſchuß heraus. 39 Zu der Summe tritt ferner hier zum erſtenmal die Talonſteuer mit 21 000 ℳ und, meine Herren, nicht zu knapp auch der erhöhte Reichsſtempel für das neue Schuldenmachen; denn das neue Schuldenmachen iſt viel teurer geworden. Wenn wir bisher 2 % zu zahlen hatten, d. h. für 20 Millionen ℳ 40 000 ℳ, haben wir das nächſte Mal 100 000 ℳ zu zahlen, d. h. 3 % Reichsſtempel mehr. Ich möchte aber nicht unterlaſſen, bei dieſer Gelegenheit ſo wie im Vorjahre wieder hinzu⸗ weiſen auf den Geſamtſtand unſerer Schulden, damit nicht eventuell falſche Zahlen die Offentlich⸗ keit beunruhigen. (Sehr gut! und Heiterkeit.) Ich möchte feſtſtellen, daß am 31. März 1910 unſer geſamter Schuldenſtand Anleiheſchulden — in runden Zahlen 124 Millionen Mark betragen wird, und daß davon die allgemeine Verwaltung belaſten werden rund 39 900 000 ℳ. Alle übrigen Beträge entfallen auf die gewerblichen Inſtitute, die ſogar Überſchüſſe bringen, oder die ſich ſelbſt erhalten, und zwar die Kanaliſationsverwaltung mit 11 550 000 ℳ, die Ladeſtraßenverwaltung mit 3 100 000 ℳ, die Elettrizitätsverwaltung mit 10 ½ Millionen, die Gaswerke mit 16,8 Millionen, die Waſſerwerte mit 19,9 Millionen, Bismarckſtraßen⸗ unternehmen mit 8,2 Millionen und den Grund⸗ ſtückserwerbsfonds mit 14 Millionen. Von den übrigen Kapiteln brauche ich wohl nichts weiter hervorzuheben. Ich möchte es höchſtens, falls der Wunſch in der Verſammlung vorhanden iſt, nachher in der Debatte tun. Zu erwähnen iſt vielleicht als ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß gemäß der Teuerung und den dadurch hervorgerufenen erhöhten Ausgaben das Kranken⸗ haus, die Armenverwaltung erhöhte Mittel ver⸗ langt. Daß auch der Hochbau nicht billiger ge⸗ worden iſt, iſt ſelbſtverſtändlich. Unſer Schmerzenskind iſt auch in dieſem Jahre wieder die Tiefbauverwaltung — Schmerzenskind inſofern, als wir ihr nicht ſo viel zur Verfügung ſtellen können, wie wir gerne möchten. Die Tief⸗ bauverwaltung hat es ſich gefallen laſſen müſſen, daß für die Neupflaſterung der Straßen nur ſehr wenig zur Verfügung geſtellt iſt. Lediglich die Gemeindebeſchlüſſe, die bereits beſtanden haben, d. h. Beſchlüſſe wegen Regulierung von Straßen jenſeits der Spree, können ausgeführt werden, und dafür ſind die Mittel vorgeſehen. Die ſogenannten Wechſel, die im vorigen Jahre ſonſt gezogen worden ſind, werden wir prolongieren laſſen müſſen, ſie werden auch in dieſem Jahre wohl noch nicht eingelöſt werden können — ich meine einige Straßen, die zuerſt im Etatsausſchuß für das Jahr 1910 in Ausſicht genommen waren. Von den anderen Kapiteln erwähne ich noch kurz die Waſſerwerke. Meine Herren, die Waſſer⸗ werke bringen in dieſem Jahre keinen Überſchuß; aber ich glaube, es ausſprechen zu dürfen, daß ſie ſich doch in erfreulicher Entwickelung befinden, und daß wir, wenn nicht ſchon im nächſten Jahre, ſo doch im übernächſten Jahre von dieſen unſeren Werten einen Uberſchuß erwarten können. Zu be⸗ rückſichtigen iſt ja dabei, daß dieſe Werke noch ſehr große Terrains erworben haben, deren Verzinſung ſie ſelbſt tragen müſſen. Alles in allem, meine Herren, war, wenn Sie dieſe Ausgaben nehmen, ein Fehlbetrag gegen⸗ über den Einnahmen vorhanden von 826 000 ℳ,