40 und ſo ſehr man ſich den Kopf zerbrach: uns nichts anderes übrig bleiben, als dieſe fehlenden Mittel aus unſeren Fonds bereit zu ſtellen. Wir haben deshalb die Kapitalanſammlung, die be⸗ ſtimmungsgemäß dem Erwerbe von Grundſtücken dienen ſoll, in erſter Linie mit 300 000 ℳ heran⸗ gezogen, d. h. mit derjenigen Summe, die erforder⸗ lich iſt, um das Schulgrundſtück an der Kaiſerin⸗ Auguſta⸗Allee zu bezahlen. Meine Herren, das iſt dem Magiſtrat und — ich kann es ganz offen ausſprechen — auch mir, der ſonſt gern auf den Fonds ſitzen bleibt, nicht ſchwer geworden; denn dieſer Fonds iſt dazu beſtimmt, auszuhelfen, und infolge davon war er ohne weiteres dazu geſchaffen, in dem Jahre, wo es nicht anders ging, ein Grund⸗ ſtück einmal ſelbſt zu bezahlen. Der Fonds kann es ſich auch leiſten; denn er hat eine Höhe von 1 650 000 ℳ. Dagegen iſt es dem Magiſtrat ſehr ſchwer geworden, den Ausgleichsfonds weiter heran⸗ zunehmen. Es fehlten uns weitere 526 000 ℳ, und die ſchlagen wir Ihnen vor aus dem Aus⸗ gleichsfonds zu nehmen. Wir können, meine Herren, alle mit Dankbarkeit darauf zurückblicken, daß wir im vergangenen Jahr, ſo ſchwer es uns wurde, nicht den Fonds in Angriff genommen, ihn in Ruhe gelaſſen und reſerviert haben als Notgroſchen für noch ſchlechtere Zeiten, als wir ſie beim vorigen Etat gehabt haben. Dieſem Entſchluſſe verdanken wir jetzt, daß wir jedenfalls ohne größere Schwierig⸗ keiten über das Jahr 1910 fortkommen werden. Meine Herren, der Fonds iſt, da er nur ungefähr eine Größe von 800 000 ℳ hat, durch dieſe In⸗ angriffnahme faſt erſchöpft: es bleiben nur noch einige Hunderttauſend Mark übrig, und als gute Hausväter werden wir wohl daran denken müſſen, den Fonds in irgendeiner Weiſe wieder langſam aufzufüllen. Ob und in welcher Weiſe dies ge⸗ ſchieht, glaube ich, werden wir in ſpäteren Be⸗ ratungen jedenfalls klarzuſtellen haben. Meine Herren, auf dieſe Weiſe iſt die Balance geſchaffen worden, und wenn wir auch die Balance ſo hergeſtellt haben, ſo, glaube ich, ſind wir gewohnt, nicht bloß aus der Hand in den Mund zu leben, ſondern wir haben uns bei der Etatsberatung doch immer gefragt: wie wird die Zukunft werden? Und da muß ich ſagen, daß ich perſönlich nicht mit zu großem Optimismus auf das Jahr 1911 und vielleicht auch noch auf die folgenden Jahre ſchaue. Die Zukunft iſt meines Erachtens nicht ſehr freund⸗ lich, und ich glaube, wir werden nicht auf Roſen gebettet ſein. Den einen Troſt haben wir, daß es den anderen Städten ebenſo geht; denn bei denen iſt von einem Roſenbett jedenfalls nicht die Rede. Aber immerhin iſt das ein ſchwacher Troſt. (Sehr richtig!) Wir werden uns ja ſagen können — und ich habe das vorhin ſchon ausgeführt —, daß verſchiedenſte Momente bei uns vorhanden ſind, die vielleicht wo anders nicht vorhanden ſind, die günſtig ſind. Ich erwähnte vorhin z. B., daß der Abſchluß für 1909 beſſer ſein wird, und daß ich hoffe, gegenüber dem Jahre 1908 aus dem Abſchluß ein Plus bei den Einnahmen für 1911 zu haben. Ich erwähnte ferner, daß unſer Elektrizitätswerk ſich in erfreulicher Entwicklung befinde; das Elektrizitätswerk wird mit Rückſicht darauf, daß wir im nächſten Jahre allein an dem Verdienſt partizipieren — es iſt ja dann noch ein Drittel Jahr länger, denn diesmal kommt der Ertrag erſt vom 1. Auguſt zur Geltung —, es konnte ebenfalls größere Überſchüſſe abgeben. Sitzung vom 16. Februar 1910 Hoffent⸗ lich erleben wir das auch bei der Gasanſtalt. Bei den allgemeinen Ausſichten können wir überhaupt von den Steuern günſtiges erwarten. Aber von den letzteren iſt gerade die Einkommen⸗ ſteuer von uns eskomptiert. Ich glaube, die Grund⸗ ſteuer wird auch nicht weſentlich höhere Erträge bringen, und ob es bei der Umſatzſteuer der Fall ſein wird, iſt ſehr zweifelhaft, da zum mindeſten wohl eine Reichswertzuwachsſteuer zu erwarten iſt, die in den erſten Jahren vielleicht ſogar einen fleinen Rückſchlag herbeiführen wird; für ſpäter, glaube ich, können wir uns daraus wohl recht günſtige Reſultate verſprechen. Auf der anderen Seite werden wir uns ſagen müſſen, daß den Einnahmen gegenüber jedenfalls ſehr ſtark ſteigende Ausgaben vorhanden ſein werden, und es kann wohl paſſieren, daß die Decke manchmal etwas zu turz wird, zumal wir in den letzten Jahren unſere einmaligen Ausgaben ſehr reduziert haben. Wir haben an den Poſitionen, die ſich noch zurückſtellen ließen — ich erinnere ganz beſonders an den Straßenbau — immer gekürzt und geknappſt, und einmal kommen doch die einmaligen Ausgaben mit Kraft hervor und wollen auch befriedigt ſein, ewig und immer kann man ſie nicht zurückſtellen. Des⸗ halb glaube ich, daß wir da ſpäterhin doch noch größere Ausgaben werden machen müſſen. Meine Herren, nun iſt ferner darauf hinzu⸗ weiſen, daß unſere ſozialen Aufgaben auch nicht ſtille ſtehen. Im Jahre 1910 iſt die Geſamtſumme des für kulturelle und Wohlfahrtszwecke aus⸗ gegebenen Betrages auf 1 425 000 ℳ angewachſen; das iſt doch gegenüber dem Jahre 1909 wieder ein weſentlicher Betrag, nämlich rund 150 000 ℳ, mehr, und dieſer Betrag ſteigt ſtärker als unſere Ge⸗ meindeſteuern; denn wenn Sie die Gemeinde⸗ ſteuern zuſammennehmen, haben Sie bei dieſen im Jahre 1910 gegen 1909 eine Steigerung von 5,88 %, während Sie bei den Ausgaben für dieſe Zwecke eine Steigerung von 11,95% haben, und von der Gemeindeeinkommenſteuer erfordern dieſe Ausgaben allein 18,11%. Ich glaube, wir werden uns nicht verhehlen, daß dieſe Ausgaben nicht geringer werden, ſondern wahrſcheinlich werden ſie auch noch ſteigen, und wir werden deshalb auf den verſchiedenſten Gebieten, wo es nur irgend möglich iſt, Erſparniſſe machen müſſen, um weiter⸗ hin ſpäter auszukommen. Nun, meine Herren, iſt wiederholt geſagt worden: unſeren Nachbarkommunen gehts ja ebenſo, und ſie werden baldigſt mit ihren Zuſchlägen in die Höhe gehen! Wir haben erſt kürzlich geleſen, daß unſere größte Nachbarkommune Berlin einen Zuſchlag von 105% erheben will. Nun, ich glaube, es wird ſich wohl noch im Laufe der Zeiten beſinnen und beim alten Zuſchlag bleiben; aber ſelbſt wenn das einmal eintreten und der Zuſchlag von 100, überſchritten werden ſollte, ſo möchte ich gleich heute daran erinnern, daß das keine Unſummen ſind, die dabei bei uns herauskommen. 1% beträgt 80 000 ℳ, 5% von der Einkommenſteuer ſind 400 000 ℳ. Meine Herren, das ſind gegenüber dem ſtändigen Wachstum unſeres Etats von 1½ und 2 Millionen Mark meines Erachtens verſchwindend kleine Summen. Wir werden uns deshalb, glaube ich, ſehr beſchränken müſſen in denjenigen neuen Aus⸗ gaben, die nicht dringend notwendig ſind. Sie werden heute wahrſcheinlich Ihre Zuſtimmung zu der neuen Anleihe geben, der zweiten Emiſſion