42 Sitzung vom 16. Die Steuern betreffend, hat der HerrKämmerer uns mitgeteilt, daß man in vorſichtiger Weiſe ſie erhöht hat und einen gewiſſen Optimismus dabei nicht hat walten laſſen. Ich ſehe das nicht ungern. Ich glaube, daß man vielleicht aus der Einkommen⸗ ſteuer mehr hätte einſetzen können; die Vorſicht aber iſt geboten, weil der dreijährige Durchſchnitt, der für Handel und Gewerbe maßgebend iſt, noch das Jahr 1907 als eins der ſchlechteſten in ſich ein⸗ ſchließt für das Jahr 1910, alſo die Beſſerung der Verhältniſſe, die namentlich im Jahre 1909 ein⸗ getreten iſt, erſt dem Jahre 1911 zugute kommen kann. Ich ſehe hier die Vorſicht umſo lieber, als die Einſtellung der höheren Summe für das Elektrizi⸗ tätswerk doch abſolut noch auf Annahmen beruht. Ein irgendwie ſicherer Schluß für die Höhe von 900 000 ℳ iſt nach der Richtung nicht gegeben, und eine gewiſſe Vorſicht iſt unentbehrlich. Der Dispoſitionsfonds iſt ja wieder in einer dürftigen Summe erſchienen. Die Verhältniſſe ſprechen aber immer dafür, wenn ich mir nament⸗ lich das Vorjahr anſehe, wo er 876 000 gegen 540000 ℳ gefordert hat, daß ſchließlich, wenn er ver⸗ braucht iſt, die Mittel immer noch vorhanden ſind, um die notwendigen Forderungen zu befriedigen. Deshalb ſtoße ich mich an der Zahl nicht; aber ich empfehle hier auch, namentlich in der zukünftigen Inanſpruchnahme des Dispoſitionsfonds ſich Reſerve aufzuerlegen und nicht immer zu denken: wir haben einen Dispoſitionsfonds, auf den hin immer plötzlich auftretende Wünſche Befriedigung finden können. Ich glaube, hier ſollen wir die Spar⸗ ſamkeit, von der wir ſprechen, wirklich ausüben; ſonſt bleibt das meiſt ein frommer Wunſch, und wenn es ans Ausgehen geht, hat man den Wunſch, den man beim Etat ausgeſprochen hat, immer wieder vergeſſen. Meine Herren, die Einrichtung zur Verein⸗ fachung des Geſchäftsgangs ſehe ich ſehr gern; denn ich glaube, daß daraus ſchließlich Vorteile erwachſen werden, und es wird wohl in der Verwaltung ſelbſt noch einmal zu prüfen ſein, ob nicht Erſparniſſe an Druckſachen, an enorm vielem Schreibwerk, (Sehr richtig!) an Porto uſw. zu machen ſein werden. Ich glaube, die Summe, die dort zu ſparen iſt, wird dem Poſten faſt entſprechen, die wir für die Veränderung des Geſchäftsganges einſetzen. Uber die Müllabfuhr habe ich bereits eingangs geſprochen. Ich komme zur Ladeſtraßenverwaltung. Daß wir daraus im Laufe der Jahre nichts erheben, braucht uns nicht zu beunruhigen. Die Erträge waren nie groß. Aber ich hege bedeutende Hoffnung auf die Zukunft aus dem Beſchluſſe, den die Stadt⸗ verordnetenverſammlung demnächſt zu faſſen hat. Die Anlage eines Stätteplatzes in der moderneſten Ausſtattung, wie es hier vorgeſehen iſt, ſchafft ſicher eine Einnahmequelle, die wir nicht zu unter⸗ ſchätzen haben. Es hat ſich überall gezeigt, daß Stätteinhaber ganz brillante Geſchäfte machen, und doch wird heute noch nach dem altfränkiſchen Syſtem des Aufkarrens und Abkarrens verfahren. Wenn wir erſt mit den neueſten maſchinellen Ein⸗ richtungen vorgehen können, wird uns aus dieſer Poſition ſicher eine ſpätere Einnahme erwachſen. Mit Befriedigung habe ich gehört, daß die Statiſtik in betreff der Fürſorge für die Schulen er⸗ gibt, daß eine genügende Klaſſenzahl da iſt, und daß wir nach dieſer Richtung tatſächlich durch die Vor⸗ Februar 1910 arbeiten der letzten Jahre geſorgt haben. Das ſchwächt auf der anderen Seite mein wirkliches Bedauern darüber ab, daß bei der Befriedigung des Notwendigen wir nicht in der Lage ſind, auch noch weitere Vorſorge durch Bereitſtellung von Mitteln für die Zukunft treffen zu können. Aber auch hier heißt es, ſich nach der Decke zu ſtrecken. Die Straßenreinigung betreffend, tönnen wir hier nur im Intereſſe der ganzen Entwicklung alles das bewilligen, was die Verwaltung verlangt: denn der Anreiz der großen Stadt, die wir ja jetzt repräſentieren, wird weſentlich durch das Ausſehen der Straßen bedingt. Das Bedauern über die Provinzialabgaben teile ich umſomehr, als ich die Nutzloſigkeit der Tätigteit im Provinziallandtage für die Städte aus eigener Anſchauung kennen gelernt habe und immer mehr von Jahr zu Jahr einſehe, daß es wirklich gegen den Stachel löcken heißt, wenn man irgendetwas ſeitens der Städte durchzubringen verſucht. Daß die Zukunft hierin durch das Wachſen der Vertretung eine Anderung bringen wird, iſt zu erhoffen, aber, ich glaube, nicht zu erwarten. Die Polizeiabgaben betrefſend, ſtimme ich auch mit dem Herrn Kämmerer voll überein. Wir würden gern mehr geben, wenn uns mehr geleiſtet wird. Hier iſt immer noch der wunde Punkt, und ich glaube, bei jeder Etatsberatung, bei jeder Gelegenheit, auch bei Gelegenheit der bevor⸗ ſtehenden Feier, ſollten wir immer wieder betonen: Charlottenburg iſt in betreff der Polizeiverſorgung ſtiefmütterlich behandelt, und es iſt dringend nötig, hierin eine Abänderung zu ſchaffen. (Sehr richtig!) UÜber den Straßenbau habe ich vorhin ge⸗ ſprochen und Hoffnungen Ausdruck gegeben, über die wir uns ja im Etatsausſchuß unterhalten werden. Es liegt wirklich ſehr viel daran, auch namentlich den Hausbeſitzern zu zeigen, daß wir durch Aus⸗ geſtaltung der Straßen doch auf eine Hebung des Wertes ihrer Grundſtücke bedacht ſind. Wir werden uns darüber im Etatsausſchuß zu unterhalten haben. Die Waſſerwerke können nicht befriedigen, weil ſie keine Überſchüſſe ergeben. Einſtweilen müſſen wir uns damit begnügen, daß ſie wenigſtens ihre Zinſen decken, ſo daß wir den Betrieb der Waſſerwerke doch koſtenlos fortführen können. Auch hier iſt mit der Ausdehnung der Stadt einmal eine Rente zu erwarten, und vor allem ſteckt in dem großen Grundbeſitz eine ſtille Reſerve, die nicht zu unterſchätzen iſt. Meine Herren, ich komme nun zu dem hier auch vom Herrn Kämmerer geſtreiften Thema der Reichswertzuwachsſteuer. Meine Herren, die Sicherheit, daß das Reich eine Wertzuwachsſteuer einführen will, der bereits gefaßte Beſchluß aus der letzten Seſſion bei Beratung der Finanzreform hat die Stellungnahme der Städte demgegenüber meiner Anſicht nach vollkommen geändert. Es iſt nicht mehr möglich, ſich ſelbſt auszuſchalten, und es wird die Notwendigkeit eintreten, daß auch die Stadtgemeinde Charlottenburg ſich mit der Ein⸗ führung einer Wertzuwachsſteuer beſchäftigt. (Sehr richtig!) Die Erträgniſſe dieſer Wertzuwachsſteuer, die, wann ſie einmal kommen wird, Einnahmen bringt, machen uns die Zuſtimmung um ſo leichter, als dieſe Be⸗ träge doch dazu beſtimmt werden müſſen, den Ausgleichfonds wiederum in die Höhe zu bringen,