44 meiden ſollten, ſie auf ſchüſſen der früheren Jahre auf⸗ z u bauen Wenn wir wieder zu höheren üÜberſchüſſen der ein⸗ zelnen Jahre kommen — und es iſt ja an ſich recht erfreulich, daß in dieſem Jahre wieder ein etwas höherer Überſchuß zu erwarten iſt, wie der Herr Kämmerer ſagt —, dann werden wir gut tun, dieſen Betrag in möglichſt großem Umfange einem Ausgleichsfonds zuzuführen, da⸗ mit wir für ſchlechte Jahre und für beſondere Auf⸗ gaben beſſer gewappnet ſind als diesmal. Meine Herren, bei den Einnahmen iſt es in der Tat erfreulich, daß wir die Steuern um 850 000 ℳ höher haben anſetzen können, ohne die 100%,, der Einkommenſteuer zu überſchreiten, und bei einer nur geringen Erhöhung der Bodenſteuer von 2,65 auf 2,75 v. T., bzw. von 5,3 auf 5,5 bei unbebauten Grundſtücken. Es iſt aber immerhin ſchon bedenklich, daß wir bei der Müllabfuhr mit der Erhöhung von 0,s auf 0,9% vom Gebäudenutzungs⸗ wert nicht mehr auskommen können, ſondern fürſg dieſe Einrichtung aus dem allgemeinen Stadtſäckel 60 000 ℳ zuzahlen müſſen. Ich glaube, wir werden den Magiſtrat bitten müſſen, uns im Ausſchuß Material darüber vorzulegen, in welcher Höhe die Hausbeſitzer in den anderen Kommunen von Groß⸗Berlin bisher durch die Müllabfuhr be⸗ laſtet ſind. Meine Herren, wenig Bedeutung hat es, daß man auch mit dem Waſſerzins etwas in die Höhe gehen mußte, von 14,6 auf 14,9 ,. Aber recht warnen möchte ich vor ſolchen Ex⸗ perimenten, bei denen nichts her⸗ auskommt als nur eine gewiſſe Verſtimmung in der Bevölkerung, wie bei der Erhöhung der Bäder⸗ preiſe bis zu 50%. Denken Sie: bei einer derartigen ſozialen und hygieniſchen Ein⸗ richtung erhöht man das Bad für das Kind von 10 auf 15 9, für Erwachſene von 20 auf 25 91 Und was kommt dabei heraus? 8000 ℳ.! Meine Herren, wir werden derartige Vorſchläge ernſtlich prü⸗ fen müſſen und verſuchen, derartige kleine Beträge lieber an anderer Stelle zu ſparen. (Sehr richtig!) Wir müſſen uns beim Etat in der Tat klar werden — wir haben ja ſchon oft davon geſprochen —, in welcher ungeheuren Weiſe die Ausgaben durch die ſtaatliche Geſetzgebung und die Geſetzgebung im Reiche wachſen. Stellt man das zuſammen, ſo kommen ganz enorme Poſten heraus. Angeführt iſt die Erhöhung der Provinzialausgaben um 191 000 ℳ; wir zahlen dafür jetzt 300 000 ℳ, d. h. faſt 30%, mehr als vor 2 Jahren. Ebenſo zahlen wir bei den Polizeiko ſten 300 000 ℳ mehr als vor 2 Jahren, ohne daß wir eigentlich viel davon merken, daß die Polizeiorgane ſtark vermehrt ſind. Der Reichsſtempel koſtet uns 60 000 ℳ, die Talonſteuer 23 000 ℳ, die Reichs⸗ umſatzſteuer ungefähr wohl 20 000 ℳ. Dazu kommen die anderen Reichs⸗ und ſtaatlichen Steuern. Ich glaube, wir werden uns auch im Ausſchuß die Frage vorlegen müſſen, ob wir nicht eine Reſolution annehmen ſollten, dahin⸗ gehend, daß bei der Regierung beantragt wird, die Talonſteuer für ſtäd tiſche An⸗ leihen in Zukunft fortfallen zu laſſen, da die ſtädtiſchen Anleihen ebenſogut Sitzung vom 16. Februar 1910 Uber⸗ allgemeinen Zwecken dienen wie die ſtaatlichen An⸗ leihen; wir werden uns überlegen müſſen, ob wir nicht mit einem Antrag Glück haben könnten, daß die Reichsumſatzſteuer nicht erhoben wird, ſoweit es ſich um Umſätze oder Ankäufe der Stadt für Straßen und Plätze handelt; denn daß hier ein öffentliches Intereſſe vorliegt, iſt wohl klar. In einem preußiſchen Geſetze ſind meines Wiſſens ähnliche Befreiungen vorgeſehen; im Reichsgeſetz ſind ſie nicht vorgeſehen; es iſt aber doch nicht ausgeſchloſſen, daß wir mit einem der⸗ artigen Vorgehen einen gewiſſen Erfolg haben würden. Meine Herren, daß wir in kulturellen und ſozialen Ausgaben haben weiter gehen können als bisher, iſt ja erfreulich. Wir haben in der Tat jetzt einen Schuletat von 5, Millionen. Etwas bedenk⸗ lich iſt es aber doch, daß die ſozialen Ausgaben in dem einen Jahre um 10%, geſtiegen ſind. Wir können uns freuen, wenn wir immerhin noch ſo weit den ſozialen Bedürfniſſen mit dem Etat ent⸗ egen kommen können, dürfen aber die Kehrſeite der Medaille nicht vergeſſen, daß die Steigerung der ſozialen Ausgaben nicht gerade eine erfreuliche Erſcheinung in einer Stadt wie Charlottenburg iſt. Bei den ſozialen Ausgaben fällt es einem auf, daß in dem Etat, der die Vereinsbeiträge uſw. behandelt, wie es ſcheint, unſeren vorjährigen Anregungen im Etatsausſchuſſe nicht nachgekommen iſt, wonach der Magiſtrat erſucht wurde, vor dem neuen Etat möglichſt zu überlegen, welche Vereinsbeiträge uſw. etwa fortfallen könnten. (Zuruf vom Magiſtratstiſch: Vorlage!) — Ich glaube, das iſt ein Irrtum; es handelt ſich hier wohl um etwas anderes. Es handelt ſich darum, daß eine große Zahl von Vereinen aufgeführt iſt, die wohl in der Zuſammenſtellung wegfallen können. Meine Herren, bei dieſer Gelegenheit möchte ich eine Anregung geben. Die vielen kleinen Poſten, die ſich in mehreren Etats finden — ich erwähne ſcherzeshalber 5 für verloren gegangene Grasnutzung von der elek⸗ triſchen Straßenbahn — ſollte man doch möglich ſt ablöſen. Es gibt eine ganze Reihe, die man wohl ohne Schwierigkeit ablöſen kann, ſtatt das man jedes Jahr dafür durch den Druck faſt ebenſoviel ausgibt, wie der ganze Poſten ausmacht. Das Bedauern teilt meine Fraktion ebenſo wie die Liberale Fraktion, daß wir im Straßen⸗ bau in bezug auf Verkehrsbeſſerungen eigentlich in ein Stadium der Stagnation geraten ſind, und wir müſſen uns im Etatsausſchuß bemühen, Verbeſſe⸗ rungen vorzunehmen. Ob wir den Weg beſchreiten wollen, den der Herr Vorſteher empfohlen hat, von dem Überſchuß dieſes Jahres gleich von vornherein etwas fortzunehmen, oder nicht, werden wir uns noch reiflich überlegen müſſen; denn wir machen doch dadurch die Poſition für die künftigen Jahre nur noch ſchwieriger. Wir müſſen doch an die Zukunft denken; wir müſſen doch auch unſerer Vergangenheit z. B. außerordentlich dankbar ſein, daß ſie uns in die Lage gebracht hat, in dieſem Jahre das Elektrizitätswerk zu übernehmen. Denken Sie, wenn die Herren in der Vergangenheit geſagt Kommt beſondere