62 Sitzung vom die einigermaßen abſonderliche Form, die die Probeſtücke haben, die ſich in der Gegend des Schillertheaters ſeit einer Reihe von Jahren befinden. Nun entſteht die Frage, meine Herren, ob wir dieſen Maſten, die mit der Straßenbahn kombiniert werden, zuliebe die große Ausgabe machen ſollen, auch für die ganze Reihe der übrigen Kandelaber bis zur Gemarkungsgrenze das gleiche Modell zu wählen, und da möchte ich mir er⸗ lauben, Ihnen hierzu eine kleine Rechnung zu machen. Wie der Magiſtrat ſelbſt angibt, iſt die Kombination mit der Straßenbahn nur möglich vom Knie bis zur Wilmersdorfer Straße; von da an ändert ſich das Planum, und die Straßenbahn iſt auf ſich ſelbſt angewieſen. Da nun der Preis⸗ unterſchied zwiſchen den vom Hochbauamt kon⸗ ſtruierten Maſten und den gewöhnlichen Maſten, wie ſie etwa in der Hardenbergſtraße ſind oder von einem andern Modell, ungefähr 350 ℳm pro Stück beträgt, ſo würde dies bei etwa 100 Maſten ſchon 35 000 ℳ Erſparnis ausmachen. Ich möchte Ihnen daher nicht die Annahme der Vorlage empfehlen, ehe Sie geprüft haben, ob die Kan⸗ delaber, die für einen ganz beſonderen Zweck konſtruiert ſind, nämlich für den Zweck der Straßen⸗ bahn, auch jenſeits der Wilmersdorfer Straße not⸗ wendig ſind. Aus äſthetiſchen Gründen ganz gewiß nicht. Wenn nun auch die techniſchen Gründe, die für die jetzt vorgeſchlagene Konſtruktion ſprechen, anerkannt ſind, ſo muß doch geprüft werden, ob nicht jenſeits der Wilmersdorfer Straße eine leichtere und billigere Konſtruktion — vielleicht mit einem geſchmackvollen gußeiſernen Fuß und einem Maſt aus Röhren — ausreichen wird. Ich bin durchaus nicht kleinlich; ich will nicht ſparen, wo etwas Schönes geleiſtet werden kann. Aber, meine Herren, ich habe begründeten Zweifel, ob das Vorgeſchlagene richtig iſt, und ich möchte Ihnen empfehlen, die Sache mit dem Magiſtrat zuſammen in einem Ausſchuß zu prüfen. Bemerken will ich, daß die Sache mir nicht ſo ſehr zu eilen ſcheint, wie es der Magiſtrat hin⸗ ſtellt. Der Magiſtrat ſagt, wir möchten heute einen Beſchluß faſſen, weil einer der Lieferanten er⸗ klärt hat, er könne wegen des Steigens der Eiſen⸗ preiſe ſeine Offerte nicht länger einhalten. Zu meinem Bedauern muß ich dem Magiſtrat wider⸗ ſprechen und erklären, daß die Eiſenpreiſe noch gar nicht zu ſteigen ſcheinen; jedenfalls werden die 35 000 ℳ, die wir ſparen können, dadurch nicht berührt werden. Ich beantrage alſo, die Vorlage einem Aus⸗ ſchuß von 9 Mitgliedern zu übergeben. Stadtv. Wiltk: Meine Herren, es gibt ein altes Sprichwort: „Was lange währt, wird gut“; das trifft aber, glaube ich, in dieſem Falle nicht zu. Seit Jahren iſt man damit beſchäftigt, dieſe Maſten in der Bismarckſtraße aufzuſtellen; man hat immer hin und her probiert. Ich habe mir heute Nach⸗ mittag einmal die neu aufgeſtellten Probemaſten angeſehen und muß ſagen: ich habe nichts be⸗ ſonders Schönes daran gefunden. Ich befürchte, wenn man nur eine einzige Sorte nimmt und ſie dort zur Aufſtellung gelangen läßt, man würde die ganze Bismarckſtraße verſchandeln. (Lachen und Zurufe am Magiſtratstiſch.) Ich habe die Maſten in der Hardenbergſtraße damit verglichen; das iſt Geſchmackſache, das gebe 9. März 1910 ich zu; aber ich finde die Maſten in der Harden⸗ bergſtraße doch angenehmer und wirkungsvoller auch für das Auge als diejenigen, welche in der Bismarckſtraße aufgeſtellt ſind. Der Ausſchuß wird ja wohl eingeſetzt werden, und er wird ſich auch des Näheren mit der Sache zu beſchäftigen haben. Ich hoffe, daß wir jedenfalls auf dieſe greifen. Aber ich habe auch noch eine andere Frage. Aus der Vorlage geht hervor, daß dieſe Holz⸗ maſten, die jetzt aufgeſtellt ſind, leihweiſe ent⸗ nommen ſind. Da hätte ich eine höfliche Anfrage an den Magiſtrat zu richten: was koſtet es eigent⸗ lich, dieſe Holzmaſten zu leihen, pro Tag? Das muß eine ganz reſpektable Summe im Laufe der Jahre geworden ſein. Stadtv. Jolenberg: Ich möchte den Herrn Berichterſtatter bitten, ſeine Bedenken zurück⸗ zuſtellen, und möchte Ihnen empfehlen, die Vor⸗ lage des Magiſtrats anzunehmen, und zwar aus folgenden Gründen. Seit vielen Jahren, ſolange ich Mitglied der Elektrizitätsdeputation bin, und wohl ſchon vorher hat man ſich bemüht, in der Bismarckſtraße paſſende Maſten, und zwar ſolche, die dem Geſchmack des Publikums entſprechen ſollen, zu errichten. Auch der Magiſtrat hat, ſoviel ich weiß, in vielen Sitzungen ſich mit der Sache beſchäftigt. Man iſt nun ſchließ⸗ lich dahin gekommen, die Modelle, die jetzt dort probeweiſe aufgeſtellt worden ſind, für die ganze Bismarckſtraße und für den ganzen Straßenzug überhaupt zu wählen. Ich gebe zu, daß die Maſten vielleicht noch ſchöner ſein könnten, als ſie uns jetzt vorgeführt werden; aber die techniſchen Schwie⸗ rigkeiten — davon hat ſich ſowohl der Magiſtrat wie auch die Deputation überzeugt — ſind ſo groß, daß es nicht möglich iſt, etwas Beſſeres zu kon⸗ ſtruieren. Nun meine ich, es liegt wirklich im Intereſſe der Entwickelung der Straße, daß endlich mal ein definitiver Zuſtand herbeigeführt wird. Seit 4 bis 5 Jahren ſtehen dieſe Holzmaſten, die Herr Kollege Wilk eben erwähnt hat, in der Straße und koſten auch, wie er ſehr richtig geſagt hat, Leihgeld. Ja, meine Herren, wenn Sie das Leih⸗ geld nicht weiter bezahlen wollen, dann müſſen Sie doch zu einem Definitivum kommen, und wenn Sie das Definitivum verſagen, müſſen Sie das Leihgeld bezahlen. Alſo ich meine, in den Ausführungen des Herrn Kollegen Wilk iſt nach dieſer Richtung hin ein Widerſpruch. Außerdem möchte ich Sie darauf aufmerkſam machen, daß das Angebot, welches der Magiſtrat für die zu liefernden Kandelaber hat, am 20. März abläuft, und daß dieſes Angebot ſich gegen das zweite Angebot, welches bis zum 11. April läuft, um etwa 20 000 ℳ billiger ſtellt. Alſo, die Summe, die man nach Anſicht des Herrn Berichterſtatters erſparen könnte, wird durch die ſchnelle Erledigung ohne Ausſchußberatung ungefähr auch erſpart werden. 224 Darum, meine Herren, empfehle ich Ihnen im Intereſſe der Entwicklung dieſes Straßenzuges und ferner in Berückſichtigung des Umſtandes, daß ſowohl die Deputation, wie auch der Magiſtrat ſich über dieſe Angelegenheit lange genug den 11 zerbrochen haben, die Annahme der Magiſtrats⸗ vorlage. Dinge, die da jetzt aufgeſtellt ſind, nicht zurück⸗