Sitzung vom 14. März 1910 belaſſen, die auch nach dem 1. April 1909 ſie ein⸗ geführt und damit bekundet haben, daß ſie die Erträgniſſe ſolcher Steuer für ihre Finanzverhält⸗ niſſe durchaus für notwendig halten. Meine Herren, denjenigen, die ſich noch ent⸗ ſchließen — aber ſelbſtverſtändlich nur denjenigen Städten, die das ſchnell tun, und die bis zu einem ge⸗ wiſſen Termin mit dieſem Entſchluß fertig ſind und dieſen Entſchluß in die Tat umgeſetzt haben. Welcher Tag das ſein wird, wiſſen wir nicht; man ſpricht davon, daß es der 1. April 1910 ſein wird, an welchem die Pforte zugemacht wird, durch die dann die ſpäter Kommenden nicht mehr hinein⸗ kommen können. Wie geſagt, das weiß man nicht. Aber das eine glaube ich mit Sicherheit annehmen zu können — und Nachrichten, die mir von be⸗ freundeten und einflußreichen Reichstagsabgeord⸗ neten zugegangen ſind, beſtätigen dies —: der Tag wird ſicher kein ſpäterer ſein als das Datum, welches das zukünftige Geſetz tragen wird. Und, meine Herren, wir haben allen Grund, anzu⸗ nehmen, daß uns von jenem Tage nur noch eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit trennen wird. Das Geſetz als ſolches — darin ſtimmen alle Nach⸗ richten überein — iſt fertig. Die beteiligten Staats⸗ ſekretäre haben ſich über die Form desſelben ge⸗ einigt, und auch in den Kreiſen des Reichstags iſt man darüber einig, daß man hierin nicht nur ganze, ſondern auch ſehr ſchnelle Arbeit machen müſſe, einesmals mit Rückſicht auf die Finanzlage, andernmals aber auch deswegen, weil ja dieſe ganze Materie — und das brauche ich Ihnen nicht weiter auszuführen — eine ſchnelle Arbeit verlangt, wenigſtens von dem Augenblick an, wo derartige Ge⸗ ſetze den Weg in die Offentlichkeit gefunden haben. Meine Herren, dieſe Nachrichten waren auch unſerem Magiſtrat zugekommen, und dieſe Nachrichten, die durch Erkundigungen in den be⸗ treffenden Miniſterien eine gewiſſe und ſehr feſte Unterlage erhielten, veranlaßten nunmehr den Dirigenten des Magiſtrats, auf eine ſchleunige Erledigung der Angelegenheit hinzuarbeiten. Die gemiſchte Deputation, welche im Dezember 1908 eingeſetzt war, und welche ſich damals noch tief inmitten theoretiſcher Erwägungen befand, auf die ich nachher zurückkommen will, wurde ſchnell zuſammengerufen, und es wurde ihr aus dieſer Sachlage heraus klar gemacht, daß ſie den vor⸗ gelegten Entwurf nun in einer einzigen Sitzung verabſchieden müßte. Meine Herren, dieſe Gründe waren es auch, die dann weiter den Magiſtrat veranlaßten, ganz ſchnell zu einer Sitzung zuſammenzutreten, dieſe Gründe waren es, die die Veranlaſſung gaben, daß Sie zu einer außerordentlichen Sitzung der Verſammlung gebeten wurden, und dieſe Gründe ſind es auch, die mich veranlaſſen, Sie zu bitten, möglichſt heute noch dieſe Vorlage zu verab⸗ ſchieden. 1 Meine Herren, dieſes Verlangen wird bei vielen von Ihnen mit einem gewiſſen Befremden auf⸗ genommen werden — darüber bin ich mir voll⸗ kommen klar —, und mancher von Ihnen wird ſich gegen die Zumutung, die ja in einer ſolchen haſtigen Arbeit liegt, verwahren und gegen ſie proteſtieren, hauptſächlich wahrſcheinlich mit dem Hinweis darauf, daß die Deputation als ſolche ſich ja ſo unendlich viel Zeit gelaſſen hat, mehr als ein Jahr gebraucht hat, um die vorbereitenden Arbeiten abzuſchließen. Meine Herren, ich fürchte, 89 daß hieraus, vielleicht aus einer gewiſſen Miß⸗ ſtimmung heraus, irgendwelche Mißverſtändniſſe ſich ergeben möchten, welche ich für die Sache im ganzen nicht für günſtig halte, und deswegen geſtatten Sie mir, daß ich mit einigen wenigen Worten auf die Beratungen der gemiſchten De⸗ putation eingehe. Dieſe Deputation hat nicht etwa, wie vielleicht mancher von Ihnen glauben könnte, gefaulenzt; es ſind eine Reihe von Sitzungen abgehalten worden, ſehr eingehende und ſehr lang dauernde Sitzungen, in denen ſie ſich ſehr ernſtlich mit dieſer ganzen Frage beſchäftigt hat, und die Pauſen, die zwiſchen dieſen Sitzungen lagen, waren anderer⸗ ſeits nötig, weil wieder Material verlangt und Bearbeitungen gefordert wurden, für die der Magiſtrat eine gewiſſe Zeit zur Vollendung braucht. Aber das, was verhältnismäßig erſt in letzter Stunde die Deputation hat greifbare Reſultate zeitigen laſſen, war ein Punkt, von dem ja nun der Magiſtrat ſelber in ſeiner Vorlage den Schleier gelüftet hat, das war die Frage, die in dieſer De⸗ putation aufgeworfen war: ſollen wir überhaupt bei dem alten Schema der indirekten Wertzuwachs⸗ ſteuer bleiben, oder ſollen wir vielleicht eine ganz neue, eine direkte Wertzuwachsſteuer einführen, die unabhängig von geſchehenen Umſätzen perio⸗ diſch erhoben wird, nach einer gewiſſen Taxe? Dieſe Frage iſt außerordentlich intereſſant, außer⸗ ordentlich ſchwierig und vor allen Dingen ganz neu, weil ſie bisher in Deutſchland nicht ventiliert worden iſt, und zu ihrer Löſung und Reifwerdung bedurfte es der Zeit. Dieſe Zeit iſt uns leider nun nicht gelaſſen worden: das, was ich vorhin angeführt habe, bewog uns, unſere Arbeiten aus dem theoretiſchen Stadium heraus ins Praktiſche zu überführen, die theoretiſchen Erwägungen, ob direkte oder indirekte Steuer, abzubrechen und die Erledigung in einer einzigen Sitzung zu beſchließen. Mine Herren, mir und einer Reihe anderer Mitglieder der Deputation hat dieſe Art Schnell⸗ arbeit zuerſt nicht in den Kopf gehen wollen. Aber ſchließlich haben wir uns überzeugt, daß es nach Lage der Dinge wichtiger war, daß überhaupt etwas geſchähe, als daß man beſonderen Wert darauf legen müſſe, was etwa geſchähe. Denn wir haben noch beſondere Charlottenburger Gründe, die ich Ihnen hier vortragen muß, die zur größten Eile mahnen. Meine Herren, wir ſchreiben heute den 14. März, und morgen, am 15. hält der Bezirks⸗ ausſchuß, der in erſter Inſtanz die Steuerordnung zu genehmigen hat, ſeine letzte Sitzung vor den Oſterferien ab, um erſt im April wieder zu ſeiner nächſten Sitzung zuſammenzutreten. Iſt morgen früh — ich möchte ſagen: bei Morgengrauen die durch unſere Genehmigung zum Gemeindebeſchluß gewordene Umſatzſteuerordnung nicht in den Händen des Bezirksausſchuſſes, ſo iſt vorläufig nicht daran zu denken, daß wir ſie in die Tat umſetzen können. Und, meine Herren, darin — das werden Sie ohne weiteres zugeben — liegt eine große Gefahr. Nun, meine Herren, das iſt ein äußerer Grund, den ich Ihnen mitgeteilt habe. Dazu kommt aber noch ein gewichtiger innerer Grund, der Sie vielleicht mit dieſem Schnelltempo etwas aus⸗ ſöhnt. Das, was wir hier heute vorausſichtlich beſchließen werden, trägt nicht mehr diejenige Wichtigkeit und denjenigen Charakter des De⸗ finitivums, den es tragen würde, wenn wir ſonſt, ganz unabhängig von einer kommenden Reichs⸗