100 Grenze iſt, und ob nicht lieber unter Umſtänden ein tieferer Prozentſatz genommen werden ſollte. Einzelne Stadtgemeinden fangen bereits bei 3%, 5% an; die überwiegende Mehrheit bei 10%. Wir haben aus dem Beſtreben heraus, eine milde Wert⸗ zuwachsſteuer vorzulegen, ebenſo wie unſere Nach⸗ bargemeinden 10% genommen. Aber einen neuen Geſichtspunkt hat Herr Stadtverordneter Zietſch hineingebracht, den Geſichtspunkt, daß bei großen Umſätzen unter Umſtänden der Gewinn von 10% ſehr hoch ſein kann und er dann freibliebe. Er hat den Fall genannt, daß bei einer Million Mark Kapital 100 000 ℳ Gewinn freiblieben. Ja, meine Herren, ich habe ſchon vorhin geſagt: dasſelbe Vor⸗ bild haben faſt alle anderen Gemeinden. Und dann iſt ihm vor allen Dingen zu entgegnen: wenn jemand eine Million Mark in einem Grundſtück anlegt, ſo hat er eben auch das größere Riſiko, und dieſem größeren Riſiko muß auf der andern Seite ein größerer Gewinn gegenüberſtehen; und das iſt wohl auch die Erwägung, die bei jenen Städten Platz gegriffen hat, die ſich grundſätzlich immer auf die prozentuale Zahl feſtgelegt haben, und die nicht die Fälle beſonders rubrizieren, ob das Anlagekapital größer oder geringer iſt. Ich glaube, meine Herren, damit habe ich ſo ziemlich die Bedenten erwähnt, die hier von den einzelnen Rednern geltend gemacht worden ſind, und ich hoffe, daß es mir gelungen iſt, Sie davon zu überzeugen, daß tatſächlich dieſe Bedenken nicht ſo groß ſind, als daß man daran in letzter Stunde das Werk einer Wertzuwachsſteuer und ihre Einführung in dieſem Zeitpunkt etwa ſcheitern laſſen ſollte. Ich habe vorher ſchon geſagt, daß ich erfreut bin, daß im Hauſe auf allen Seiten dieſer Steuer Sympathie entgegengebracht wird. Feinde, mit denen man alſo zu kämpfen hätte, ſind gegen dieſe Steuer nicht vorhanden; und da nur Freunde vor⸗ I handen ſind, (Zuruf: Die ſind die gefährlichſten!) ſo kann ich nur die Bitte an die Freunde der Wert⸗ zuwachsſteuer ausſprechen, daß ſie kleine Be⸗ denken hintanſtellen, und daß die Freunde dieſer Wertzuwachsſteuer hoffentlich nicht gefährlich werden. Ich mache Sie auf die große Gefahr auf⸗ merkſam, die vorliegt, wenn die Wertzuwachsſteuer nicht bald kommt. Es ſind ja alles nur Vermutungen, die wir angeführt haben, aber die Vermutungen haben Gründe, und wenn wir die Wertzuwachs⸗ ſteuer nicht ordnungsgemäß und ſchnell einführen, ſind wir durch die Verhältniſſe gezwungen, noch lange damit zu warten. Denn die nächſte Sitzung der Aufſichtsbehörde, die darüber zu beſchließen hat, iſt erſt eine ganze Zeit nach Oſtern. Ferner mache ich Sie darauf aufmerkſam, daß große Verluſte finanzieller Art der Stadtgemeinde bevorſtehen, und zwar mit jedem Tag, der vergeht, bis dieſe Steuer eingeführt iſt, größere. Und ich glaube, meine Herren, daß wir die Verantwortung nicht tragen können gegenüber der Nachwelt und den Mitbürgern, daß wir derartige Verluſte auf uns genommen haben. Der Magiſtrat will die Ver⸗ antwortung jedenfalls nicht tragen, und ich bitte Sie als Freunde der Wertzuwachsſteuer, dieſe Verantwortung auch nicht auf Ihre Schultern zu nehmen. (Bravo!) Borſteher Kaufmann: Von Herrn Kollegen Zietſch iſt folgender Antrag eingegangen: Sitzung vom 14. März 1910 In dem Magiſtratsantrage zu b die Worte einzuſchalten: „für das Etatsjahr 1910“. Es würde alſo heißen: b) Die Erträge der Wertzuwachsſteuer für das Etatsjahr 1910 ſind dem Ausgleichsfonds zuzuführen. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Auf die poſitiven Anträge ſowohl des Herrn Referenten wie auf den letztern Antrag möchte ich mich gleich erklären. Der Antrag des Herrn Referenten, in § 10 und § 11 bezüglich der befreiten Perſonen noch einen Zuſatz zu machen, iſt im Sinne des Miniſterial⸗ erlaſſes, und es erſcheint durchaus erwünſcht, daß ein ſolcher Zuſatz gemacht wird. Ich glaube nicht, daß der Magiſtrat dagegen irgendein Bedenken haben wird; im Gegenteil, der Magiſtrat wird dieſe Zuſätze jedenfalls als erwünſcht betrachten, da eine derartige Beſtimmung uns die Geneh⸗ migung der Aufſſichtsbehörde ſichert. Auch der zweite Antrag, den Herr Stadtver⸗ ordneter Zietſch geſtellt hat, und den der Herr Vor⸗ ſteher eben verleſen hat, iſt durchaus im Sinne des Magiſtratsantrages, und es dürfte deshalb dagegen auch kein Bedenken geltend zu machen ſein. Stadtv. Meyer: Meine Herren, mit den Aus⸗ führungen des Herrn Kämmerers bin ich in e in e m Punkte nicht einverſtanden: das Bedauern, das die Herren Kollegen Dr Stadthagen und Zietſch darüber ausgeſprochen haben, daß wir heute über die Vorlage beſchließen müſſen, wird auch von meinen Freunden und mir geteilt. Ich mache darauf aufmerkſam, daß bereits am 11. November 1908 die Einſetzung der Deputation beſchloſſen worden iſt, daß dann am 10. November 1909 mein reund Guttmann die Anfrage geſtellt hat, wie die Arbeit der Deputation ſteht, und damals im Auf⸗ trage meiner Fraktion von mir erklärt werden iſt, daß die Beſchleunigung der Erledigung der An⸗ gelegenheit von uns allen gewünſcht wird. Wir hätten gewollt, daß die Deputation durch eine ſchnellere Arbeit es uns ermöglicht hätte, in eine Ausſchußberatung einzutreten; denn wenn wir auch nicht verkennen, wie ſehr an ſich bei Vor⸗ lagen dieſer Art ein beſchleunigtes Verfahren bei Beratung und Beſchlußfaſſung aus Gründen, die bereits zutreffend dargelegt ſind, geboten iſt, ſo erfordert die Würde der Verſammlung doch, daß wenigſtens die Möglichkeit gewährt wird, ſolche bedeutſame Fragen ausgiebiger zu erörtern. Wir richten daher an den Magiſtrat die Bitte, bei künftigen derartigen Vorlagen dieſem Geſichtspunkt Rechnung zu tragen. Aber etwas anderes iſt es, ob wir wünſchen, daß wir die Möglichkeit hätten, hier in eine kommiſſariſche Beratung einzutreten, oder ob wir von dieſer Möglichkeit Gebrauch machen würden. Uund da, glaube ich, daß wir, auch wenn wir jene Möglichteit hätten, trotzdem auf eine Ausſchuß⸗ beratung verzichten würden. Meine Herren, dieſe Vorlage iſt außerordentlich gründlich in ihren Vorſtadien beraten worden. Es hat nicht nur die Deputation getagt — ſechsmal getagt —, ſondern es hat vorher noch — und darauf mache ich Herrn Kollegen Stadthagen beſonders aufmerkſam ein Ausſchuß getagt, in dem die Frattionen teil⸗ weiſe durch andere Mitglieder vertreten waren als in der Deputation, und in dem alle weſentlichen