108 nicht notwendig geweſen, zu bewegen, dafür zu ſtimmen. Wir ſehen in dieſem Antrage nur einen Teil der Forderungen, die wir ſeit je für die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern erhoben. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch in der Waiſenpflege, wo es ſich um die Übertragung von Pflichten handelt, die Frauen mit den Männern gleichgeſtellt werden. Wir erwarten aber von der Partei und den Geſinnungsgenoſſen des Herrn Kollegen Stadthagen, daß ſie nicht nur die Frauen in bezug auf die Pflichten mit den Männern gleichſtellen wollen, ſondern auch in bezug auf die Rechte. Und ſo denken wir, daß die Kollegen des Herrn Dr Stadthagen uns auch dann unter⸗ ſtützen werden, wenn wir die Gleichberechtigung der Frauen auch in bezug auf das Wahlrecht fordern. (Aha!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Antrag⸗ ſteller verzichtet auf das Schlußwort. Die Verſamm⸗ lung beſchließt nach dem Antrage des Stadtver⸗ ordneten Dr Stadthagen, wie folgt: Der Magiſtrat wird erſucht, bei der König⸗ lich Preußiſchen Staatsregierung dahin vor⸗ ſtellig zu werden, daß die geltenden Vor⸗ ſchriften bezüglich der Nichtzulaſſung der Frauen zum Amte von Waiſenräten im Sinne einer Gleichſtellung der in der Waiſen⸗ verwaltung tätigen Männer und Frauen abgeändert werden.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Borlage betr. Verlegung der Waldſchule für Gemeindeſchulkinder. Druckſache 70. Berichterſtatter Stadto. Otto: Meine Herren, der Magiſtrat beantragt, zur Verlegung der Wald⸗ ſchule für die Gemeindeſchultinder 55 000 ℳ zu bewilligen. Die Verlegung iſt notwendig ge⸗ worden, da uns der bisherige Platz, den uns die Bodenaktiengeſellſchaft Neu⸗Weſtend in dankens⸗ werter Weiſe überlaſſen hatte, nicht mehr zur Ver⸗ fügung ſteht. Die Summe iſt verhältnismäßig hoch; aber Sie werden ſich aus der Magiſtratsvorlage ſelbſt überzeugt haben, daß ſie in dieſer Höhe aufgewendet werden verringert, als es durch Nebeneinanderlegung der Waldſchule für die Gemeindeſchulen und der Wald⸗ ſchule für die höheren Lehranſtalten möglich wird, gewiſſe Erſparungen zu machen. Meine Freunde freuen ſich dieſes Umſtandes auch aus dem Grunde, weil ſie hoffen, daß das Nebeneinanderliegen dieſer beiden Anſtalten gewiſſe ſoziale Vorteile im Ge⸗ folge haben wird. 92 In der Vorlage iſt uns Näheres über den Ver⸗ trag mit dem Fiskus, der uns die neue Stelle bei Eichtamp im Grunewald überläßt, nicht mitgeteilt; da heißt es: „Der Vertrag iſt noch nicht abge⸗ ſchloſſen.“ Aus den Akten habe ich erſehen, da der Vertrag lauten ſoll vom 1. April d. I. bis zum 31. März 1920, alſo 10 Jahre lang, daß die Stelle, die uns für die Gemeindeſchule überlaſſen wird, 2 ha umfaßt und dafür eine jährliche Pacht von 2000 ℳ zu zahlen iſt, wozu noch 10 % Zuſchlag kommen. Dann findet ſich in den Akten eine Eingabe des Magiſtrats an die Königliche Regierung, Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forſten, vom namentlich nicht um uns! 3. März muß. Die Ausgaben werden inſofern etwas f Sitzung vom 14. März 1910 d. I., in der die Bitte ausgeſprochen wird, auf dem Gelände und in ſeiner unmittelbaren Umgebung weder vollſtändige Abholzungen noch größere Durchholzungen während der Pachtdauer zu unternehmen. Bei der Wichtigkeit dieſes Punktes erlaube ich mir an den Magiſtrat die Anfrage, ob auf dieſen Antrag des Magiſtrats ſchon eine Ant⸗ wort ſeitens der Regierung eingegangen iſt. Bei der Sachlage, die durch die Vorlage ge⸗ kennzeichnet iſt, — wir befinden uns auch hier in einer gewiſſen Zwangslage — kann ich nicht anders, als Ihnen zu empfehlen, der Magiſtrats⸗ vorlage zuzuſtimmen, alſo die 55 000 ℳ. zu be⸗ willigen und ſie als einmalige Ausgabe in den Etat für 1910, und zwar im Kapitel VII, Hochbau, ein⸗ zuſtellen. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, auf die Anfrage vom 3. März d. I. iſt eine Ant⸗ wort noch nicht eingegangen; wir halten es aber für ſelbſtverſtändlich, daß die Antwort in dieſem Sinne kommt. Es iſt von ſeiten der Staatsregie⸗ rung in dieſem Punkte großes Entgegenkommen gezeigt worden; die Staatsregierung hat ſogar ein Intereſſe daran, daß wir dieſe Waldſchule fort⸗ beſtehen laſſen. Ich halte es alſo für ganz ſelbſt⸗ verſtändlich, daß ſie hier zuſtimmt. Wir wollten aber, weil es ſich um erhebliche Geldaufwendungen handelt, doch eine gewiſſe Sicherheit in Händen haben. Wir nahmen an, daß in der Zuſchrift der Königlichen Staatsregierung ein ähnlicher Paſſus entweder vergeſſen iſt, oder daß man ihn ver⸗ mieden hat, weil es ſelbſtverſtändlich war. Stadtv. Wilt: Meine Herren, wir haben ſelbſt⸗ verſtändlich gegen die Vorlage an ſich nichts einzu⸗ wenden. Leider beſteht in einem Teil der hieſigen Bevölkerung immer noch ein gewiſſes Vorurteil gegen dieſe Waldſchulen, das ſeine Berechtigung darin findet, daß die Waldſchulen nur zu einem ganz geringen Teil der Bevölkerung zugute kom⸗ men. Es wäre daher dringend wünſchenswert, wenn der Magiſtrat bei der Erörterung dieſer Vor⸗ lage auch daran denken würde, dieſe Waldſchulen weſentlich zu erweitern, damit ſie auch mehr ſchwächlichen Kindern zugute kommt. Es iſt noch eine ungeheuer große Anzahl von Kindern in un⸗ erer Bevölkerung vorhanden, die die Genüſſe der Waldſchulen jedenfalls notwendig gebrauchen. Ich möchte deshalb nochmals dringend bitten, daß man an eine Erweiterung denkt. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, eine Erweiterung der Waldſchule iſt ja längſt in Ausſicht genommen, und zwar ſollte ſich dieſe Aus⸗ dehnung auf dem Gelände der Jungfernheide er⸗ öffnen. Augenblicklich jedoch läßt ſich der Plan nicht ausführen. Es wird Ihnen bekannt ſein, daß durch die Hochherzigkeit eines unſerer Mitbürger uns eine namhafte Summe zur Verfügung geſtellt wurde, ß die jetzt ſchon auf über 120 000 angewachſen iſt. Mit dieſer Summe, glaube ich, werden wir eine ſchöne Erweiterung vornehmen können. Aber erſt müſſen die Vorbereitungen in der Jungfernheide getroffen ſein. (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Be⸗ richterſtatter verzichtet auf das Schlußwort. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: