114 glaube beſtimmt, daß die Einzelheiten in Beziehung in Verhandlungen zu treten. der Ausſchußberatung ihre Erledigung und Klärung finden werden. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Dbr Crüger, Dr Flatau, Holz, Jaſtrow, Klick, Dr v. Liszt, Meyer, Dr Stadthagen und Zander.) Altersvorſteher Stein: Das Protokoll voll⸗ ziehen heute die Herren Nickel, Dr Röthig und Ruß. Wir kommen zum nächſten Punkt der Tages⸗ ordnung: Bericht des Petitionsausſchuſſes über Petitionen. — Druckſache 71. 1. Petition des Po betr. Schaff ung gangs zum Ba ſtſekretärs Cur wy eines neuen Zu⸗ hnhof Weſtend. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, Sie erinnern ſich daran, daß auf dem Bahnhof Weſtend zwiſchen zwei Bahnſteigen ein Tunnel beſteht. Drei verſchiedene Charlottenburger Vereine, und zwar der Verband mittlerer Reichs⸗ poſt⸗ und Telegraphenbeamter, der Liberale Be⸗ zirskverein Charlottenburg⸗Weſt und der Mieter⸗ verein Charlottenburg, haben nun bei der Eiſen⸗ bahndirektion beantragt, daß dieſer Tunnel nach Oſten hin verlängert wird, damit ein Umweg, der wohl etwa 3 Minuten ausmachen dürfte, erſpart werden kann. Es iſt zweifellos, daß ein gewiſſes Bedürfnis dort vorhanden iſt. Ein Bedürfnis — das wurde im Ausſchuß berührt — beſteht auch vielleicht nach der Richtung der Verlängerung des Tunnels nach oben hin, nach dem Spandauerberg. Es würde dadurch ſpeziell den Anwohnern des Kaiſerdamms die Benutzung der Stadt⸗ und Ringbahn weſentlich erleichtert werden. Nun hat aber die Eiſenbahndirektion — ich will nicht ſagen: mertwürdigerweiſe, denn wir ſind ja an dieſe Methode gewöhnt — die Bedingung geſtellt, daß die betreffenden Vereine 85 000 1 Baukoſten für die Anlage tragen ſowie die jährlichen Betriebskoſten, die auf 12 000 ℳ geſchätzt ſind. Meine Herren, ich glaube nicht, daß die Kaſſen dieſer Vereine ſo vollgeſpickt ſein werden, um der⸗ artigen finanziellen Anforderungen Rechnung zu tragen. Nunmehr haben ſich dieſe Vereine an die Stadtverordnetenverſammlung und an den Magiſtrat gewendet und darum petitioniert, daß die Angelegenheit von ſeiten der Stadt durch Insbenehmenſetzen mit dem Miniſter der öffentlichen Arbeiten weiter in die Wege geleitet wird. Meine Herren, wir haben im Ausſchuß gehört, daß der Magiſtrat nach dieſer Richtung hin auch ſchon früher tätig geweſen iſt, aber bisher nichts weiter hat er⸗ langen können, als was der Eiſenbahnminiſter hier den Vereinen auferlegt hat. Die Stimmung im Ausſchuß ging dahin, daß das Intereſſe, das zweifellos bis zu einem gewiſſen Grade an dieſem Durchbruch vorhanden iſt, doch nicht ſo erheblich ſei, daß in Frage kommen könne, daß die Stadt derartige Beträge aufwenden müßte. Immerhin iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß ſich gewiſſe Situationen entwickeln, bei denen der Magiſtrat in der Lage ſein würde, auf dieſes Projekt zurückzukommen und mit der Eiſenbahn in dieſer Sitzung vom 14. Märs 1910 Wir haben infolgedeſſen die Uberweiſung dieſer Petition an den Magiſtrat als Material beſchloſſen, und ich empfehle Ihnen die Annahme dieſes Antrages. Stadtv. Lehmann: Meine Herren, im Auf⸗ trage meiner Freunde darf ich die Erklärung ab⸗ geben, daß wir mit dem Vorſchlage des Ausſchuſſes nicht einverſtanden ſind, vielmehr beantragen, daß dieſe Petion dem Magiſtrat zur Ber ü ckſ ich⸗ tigung überwieſen werde. Wirkſamer wäre es, wenn wir heute überhaupt Maßnahmen be⸗ ſchließen könnten, durch welche die Eiſenbahn⸗ direktion veranlaßt wird, zwangsweiſe die Be⸗ ſchleunigung des neuen Zugangsweges zu be⸗ treiben. Wir ſtehen nämlich auf dem Standpunkt, daß die Zugangswege zum Bahnhof Weſtend abfolut nicht genügen, und daß irgendetwas zur Abſtellung geſchehen muß. Zumeiſt wird der Bahnhof von Leuten frequentiert, die ſüdlich der Spandauer Straße und der Ringbahn wohnen. Der gewöhnliche Weg dieſer Leute nach und von dem Bahnhof iſt die Straße am Bahnhof Weſtend. Schlagen ſie dieſen ein, dann müſſen ſie ſich der Unannehmlichkeit ausſetzen, jedesmal 64 Stufen zu klettern; ſie müſſen 33 Stufen herauf und 31 Stufen heruntergehen. Ich ſelbſt hatte und habe Gelegenheit, einige Jahre lang in der Art meinen Körper zu ſtrapazieren, und weiß, was für ein gewaltiges Stück Arbeit dabei bewältigt und welcher Kraftaufwand damit verſchwendet wird, wenn man am Tage mehrere Male dieſen Weg macht. Es müſſen die Möglichkeiten vorhanden ſein, dieſe Kalamität aus dem Wege zu ſchaffen, und wir haben die Überzeugung, daß etwas ge⸗ ſchehen kann, wenn der gute Wille vorhanden iſt. Gehen wir auf die Bedingungen ein, die die Eiſenbahndirektion erfüllt haben will, ehe ſie der Frage der Schaffung eines neuen Zugangs näher tritt, dann müſſen meine Freunde und ich ſagen, daß die Eiſenbahndirektion überhaupt nicht bauen will, ſondern das Bauen des Tunnels nur geſtatten will, wenn die Intereſſenten die Summe auf⸗ bringen, die zum Bau erforderlich iſt. Die Be⸗ dingungen zeigen, daß die Eiſenbahndirettion nicht das nötige Verſtändnis für die Frage hat, welches dieſe erfordert. Wer ſind denn die Intereſſenten? Sind es vielleicht die Petenten? die Leute, die in der Nähe wohnen? Iſt es die Stadt Charlottenburg? Sind es die Geſchäftsleute oder die Leute, die die Bahn täglich benutzen müſſen? Es ſind die Leute, die täglich auf die Bahn angewieſen ſind! Des⸗ wegen hat die Eiſenbahndirektion einen großen Lapſus begangen, oder ſie verkennt abſolut die Sachlage und weiß nicht, wer hier der Intereſſent iſt. Sollte aber die Eiſenbahndirektion die Leute als Intereſſenten anſehen wollen, die die Eiſenbahn benutzen, dann iſt ſie ſehr kurzſichtig; denn wenn ſie auf Erfüllung der Bedingungen hält, dann brauchte man im Eiſenbahnetat überhaupt keine Mittel mehr für Eiſenbahnbauten einzuſtellen, ſondern es könnte der Herr Eiſenbahnminiſter beim reiſenden Publikum mit dem Klingelbeutet herum⸗ gehen und ſo die Gelder einziehen, die zum Bahnbau gebraucht werden. (Heiterkeit.) Die Eiſenbahn wird aber nicht nur von Leuten benutzt, die in der Stadt wohnen, von Charlotten⸗ burger Hausbeſitzern und Mietern, ſondern auch von Leuten, die von außerhalb kommen. Will