Sitzung vom 14. März 1910 man alſo den Intereſſenten die Laſten aufbürden, ſo muß man von jedem, der den Bahnhof Weſtend benutzt, verlangen, daß er neben dem Fahrgeld einen Obolus für die Benutzung des Bahnhofs bezahle. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß hier unbedingt Abhilfe geſchehen muß, nicht nur des mühſeligen Treppenſteigens halber, wie es die Petition ſagt, ſondern auch zur Erleichterung des Verkehrs. Als vor zwei Jahren der Tunnel gebaut wurde, welcher die Bahnſteige B und C verbindet, dachte man, daß nun endlich Durchgreifendes geſchehen werde; aber alle Leute, die die Bahn benutzen, haben ſich getäuſcht geſehen und wahr⸗ nehmen müſſen, daß die Eiſenbahndirektion in dieſer Beziehung halbe Arbeit gemacht hat. Meines Erachtens wäre es eine Kleinigteit und mit minder großen Schwierigkeiten verknüpft geweſen als heute, wenn ſchon vor zwei Jahren der damals gebaute Tunnel verlängert worden wäre bis zum Bahnſteig A. Das hätte zur Bequemlichkeit der Fahrgäſte und zur Erleichterung des Verkehrs gedient. Die Schwierigteiten des Verkehrs machen den neuen Zugang notwendig. Wenn die Maſſen ſich morgens, mittags und abends dort ergießen, entſteht ein Drängen, Haſten und Jagen treppauf treppab, was vermieden werden könnte, wenn die Eiſenbahn den gewünſchten Tunnel bauen würde. Der Verkehr wäre abgelenkt, und manche Un⸗ annehmlichkeit aus der Welt geſchafft. Wir bitten alſo, unſeren Antrag, die Petition dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu überweiſen, anzunehmen. Nehmen Sie ihn an, können Sie mindeſtens der Anerkennung des geſamten reiſenden Publikums ſicher ſein. Stadtv. Marquardt: Der Herr Bericht⸗ erſtatter hat eingangs ſeiner Ausführungen ſchon betont, daß ſich mehrere Vereine mit der Angelegen⸗ heit befaßt haben. Das iſt ein Beweis, daß es dieſen Leuten durchaus ernſt damit geweſen iſt. Ich habe ſelbſt verſchiedenen Vereinsverhandlungen bei⸗ gewohnt, und die Gründe, die dort für die Petition und hier vorgebracht ſind, muß jeder unparteiſche Beurteiler anerkennen. Die Erledigung dieſer Frage iſt um ſo dringender, als im letzten Jahre die Bautätigkeit in der ſüdlich der Spandauer Straße gelegenen Gegend ſehr rege und der Zuzug außer⸗ ordentlich ſtark geweſen iſt. Ich möchte in dieſer Beziehung, weil der Herr Vorredner das Bedürfnis ſchon genügend be⸗ gründet hat, nicht allzuviel Worte machen; ich bitte vor allen Dingen den Magiſtrat, ſich dieſer Sache warm anzunehmen und ſie baldigſt zur Ent⸗ ſcheidung zu bringen. Auch die Mehrheit meiner Freunde iſt dafür. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, der Magiſtrat hat die Sache in die Hand genommen und ſich im Sinne der Petenten an die Eiſenbahn⸗ direktion gewandt, aber dieſelbe Antwort erhalten wie die Petenten. Die Eiſenbahndirektion ſagt nämlich: ihr habt 85 000 ℳ bar und jährlich 12 000 ℳ zu zahlen; unter dem machen wir es nicht. Meine Herren, einen Zwang gegen die Eiſenbahn gibt es nicht. Die Eiſenbahn hat den Bahnhof Weſtend ſeinerzeit gebaut, hat dafür einen großen und breiten Zugang geſchaffen und kann nicht verpflichtet werden, einen zweiten, für einzelne Fahrgäſte bequemer gelegenen Zugang zu ſchaffen. 115 Alſo was ſoll der Magiſtrat mit der Petition an⸗ fangen, wenn Sie ſie ihm zur Berückſichtigung überweiſen? Er ſelbſt wird und muß es ablehnen, die Beträge, die die Eiſenbahn verlangt, zu bezahlen, überhaupt irgendwelche Beträge zu bezahlen. Dazu liegt tatſächlich eine Veranlaſſung nicht vor. Es handelt ſich nicht darum, daß es Einwohner gibt, die den Bahnhof nicht erreichen können, ſondern es handelt ſich darum, daß der Bahnhof nur auf gewiſſen Umwegen von etwa 180 m Länge erreicht werden kann. Und wenn der Herr Stadtverordnete, der zu vorletzt ſprach, auf die Treppen hingewieſen hat, ſo mache ich darauf aufmerkſam: ohne Treppen⸗ anlage kann überhaupt kein zweiter Zugang ge⸗ ſchaffen werden. Ob es gerade 64 Stufen ſind, laſſe ich dahingeſtellt; aber 30, 40, 50 Stufen wird man immer zu ſteigen haben. Hier handelt es ſich lediglich darum, den Umweg zu vermeiden; aber dieſer be⸗ trägt nur 180 m, und man kann ihn, wenn man ſchnell geht, in 2 Minuten zurücklegen, wenn man langſam geht, in 3 Minuten. Ein Umweg von ſo geringer Länge wird den Magiſtrat nicht ver⸗ anlaſſen, die Sache in die Hand zu nehmen und auf die Eiſenbahndirektion zu drücken, daß ſie den Zugang herſtellt, oder gar dem zuzuſtimmen, daß man die von ihr verlangten Mittel bezahlt. Der Magiſtrat würde jedenfalls einen ſolchen Antrag ab⸗ lehnen. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen (Schlußwort): Meine Herren, wir haben im Aus⸗ ſchuß gerade die Frage eingehend geprüft, ob wir die Petition dem Magiſtrat als Material oder zur Berückſichtigung empfehlen wollen. Es würden ſich Schwierigkeiten ergeben, wenn wir ſie zur Be⸗ rückſichtigung überwieſen; denn wir würden dann vom Magiſtrat verlangen, daß er Koſten trägt. Zweitens läge in der Überweiſung zur Berückſich⸗ tigung der Wunſch, daß der Magiſtrat mindeſtnes an den Miniſter der öffentlichen Arbeiten wieder einen erneuten Antrag richte. Meine Herren, erſt vor kurzem hat er das getan. Bei dieſer Sachlage iſt es wichtiger, die Petition als Material zu über⸗ weiſen. In dieſem Antrage liegt doch, daß der Magiſtrat die Sache dauernd im Auge behalten und bei irgendeiner günſtigen Gelegenheit ſie ſofort wahrnehmen ſoll, um eventuell in der Frage etwas zu erreichen. In dieſem Sinne, glaube ich, könnten auch die Befürworter des Antrages Lehmann dem Antrage des Ausſchuſſes zuſtimmen. (Die Verſammlung lehnt den Antrag des Stadtverordneten Lehmann auf Überweiſung der Petition II an den Magiſtrat zur Berückſichtigung ab und beſchließt nach dem Antrage des Petitions⸗ ausſchuſſes, die Petition 11 dem Magiſtrat als Material zu überweiſen.) Altersvorſteher Stein: Wir kommen jetzt zur zweiten Petition: 1I1. Petition des Robert Puls, Berlin, betreffend Gewährung einer Gabe aus der Pulsſchen Erb⸗ ſchaf t. Berichterſtatter Stadtv. Gersdorff: Meine Herren, nach dem vorliegenden Aktenmaterial