116 Sitzung vom 14. März 1910 beſteht zwiſchen dem Bittſteller Robert Puls und hatte, feſte Grundlagen für die Rentabilitäts⸗ dem Erblaſſer Puls⸗Weidt abſolut keine verwandt⸗ ſchaftliche Beziehung. Ich beantrage daher Ab⸗ weiſung des Geſuchs durch Übergang zur Tages⸗ ordnung. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach gen Ae des Petitionsausſchuſſes, über die Petition II zur Tagesordnung überzugehen.) Vorſteher Kaufmann: 114t. Petition des Männervereins der Kaiſer⸗Wilhelm⸗Gedächtnis⸗ Kirchengemeinde betreffend Bade⸗ anſtalt in der Nürnberger Straße. Berichterſtatter Stadtv. Mottek: Meine Herren, der Männerverein der Kaiſer⸗Wilhelm⸗ Gedächtnis⸗Kirchengemeinde hat eine Petition ein⸗ gereicht, worin er bittet, mit dem Bau der Bade⸗ anſtalt in der Nürnberger Straße möglichſt bald zu beginnen. Er gibt an, daß der Mittelſtand und die kleineren Mieter der dortigen Gegend für dieſe Badeanſtalt ein großes Intereſſe haben. Meine Herren, Ende des Jahres 1901 iſt das Terrain in der Nürnberger Straße für den Preis von 1 064 000 ℳ von der Stadt erworben worden. Urſprünglich ſollte auf dem Terrain eine Gemeinde⸗ doppelſchule errichtet werden; es hat ſich aber ſpäterhin herausgeſtellt, daß das Bedürfnis hierfür nicht vorliegt, weil dieſer Stadtteil ſich immer mehr zur Geſchäftsgegend herausbildet. Es wurde nun geplant, auf dem Terrain eine Bade⸗ und Schwimm⸗ anſtalt zu errichten. Im Februar 1905 wurde die Anleihe zur Beſchaffung der Mittel für dieſe Bade⸗ und Schwimmanſtalt bewilligt. Die Sache ging jedoch nicht recht vorwärts, und alljährlich gelegent⸗ lich der Etatsberatung wurde regelmäßig die An⸗ frage an den Magiſtrat geſtellt, wie es mit dem Bau der Badeanſtalt in der Nürnberger Straße ſtände. Eine Kommiſſion, beſtehend aus Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung, machte eine Reiſe in die größeren deutſchen Städte, um dort Badeanſtalten zu beſichtigen. Es wurden ferner 2000 ℳ für Errichtung eines Verſuchs⸗ brunnens auf dem Terrain in der Nürnberger Straße bewilligt, und Anfang 1909 arbeitete Herr Stadtbaurat Seeling ein Projekt für eine Bade⸗ anſtalt großen Stils aus: zwei getrennte Baſſins für beide Geſchlechter, Wannenbäder, Luftbäder uſw.; auch ein Wintergarten ſind darin vorgeſehen. An zwei Tagen in der Woche ſollten billige Volks⸗ bäder verabreicht werden. Dieſes Projekt hat auch der Deputation für Geſundheitspflege und der Hochbaudeputation vorgelegen. Die letzte Anfrage des Herrn Kollegen Holz und Genoſſen, welche mit Unterſchriften aus ſämtlichen Fraktionen verſehen war, hatte Herr Oberbürgermeiſter im Oktober v. I. beantwortet. Er ſagte: der Herr Stadtbaurat hat ein Projekt ausgearbeitet, welches ſehr ſchön, aber ſehr teuer iſt; während in die Anleihe nur 2 Millionen für die Badeanſtalt eingeſtellt ſind, ſollte dieſelbe nach dem Projekt des Herrn Stadt⸗ baurats 4 Millionen koſten; innerhalb des Magiſtrats hätten ſich gegen die Rentabilitäts⸗ berechnung dieſes Projektes große Bedenken er⸗ hoben. Es wurde eine Kommiſſion von 7 Mit⸗ gliedern ernannt, welche die ſchwierige Aufgabe berechnung zu ſchaffen. Es iſt ferner der Vorſchlag gemacht worden, auf dem Terrain in der Nürn⸗ berger Straße ein eigenes Elektrizitätswerk zu errichten, um ſo den Dampf der Badeanſtalt zu verwenden und dieſelbe rentabler zu geſtalten. Die Kommiſſion hat in mehreren Sitzungen getagt; ein beſtimmter Beſchluß über die endgültige Aus⸗ nutzung des nunmehr neun Jahre brach liegenden Terrains in der Nürnberger Straße iſt jedoch nicht gefaßt worden. Der Petitionsausſchuß hat beſchloſſen, die Petition des Männervereins der Kaiſer⸗Wilhelm⸗ Gedächtnis⸗Kirchengemeinde dem Magiſtrat zur Be⸗ rückſichtigung zu überweiſen. Ich bitte, dement⸗ ſprechend zu beſchließen. Stadtv. Stein: Meine Herren, auf dem Grundſtück laſtet eine Hypothek von 500 000 ℳ, (hört! hört!) die wir mit 4%, jährlich alſo mit 20 000 ℳ, ver⸗ zinſen. Wenn das irgendwo anders im gewöhn⸗ lichen Privatleben paſſierte, würde man ſagen: der Mann, der das Grundſtück beſitzt, iſt ein Ver⸗ ſchwender, er muß unter Kuratel geſtellt werden. (Heiterkeit.) Wir haben beſchloſſen, dort eine Badeanſtalt zu bauen. Wir haben den Baumeiſter — es ſind ja mehrere Herren Stadtbauräte hintereinander ge⸗ weſen — beauftragt, das Projekt auszuarbeiten. Wenn ich als Privatmann einen Baumeiſter beauf⸗ trage: hier habe ich ſoundſoviel Geld, mache mir mal einen Anſchlag — dann verlange ich, daß er einen richtigen Anſchlag macht und mit dem Gelde auskommt. Wenn aber der Baumeiſter den An⸗ ſchlag ſo teuer macht, daß das Doppelte verlangt wird — dafür habe ich eigentlich keinen parlamen⸗ tariſchen Ausdruck. Was man dem Magiſtrate vor⸗ werfen muß, meine Herren, das iſt Verſchwendung, Verſchwendung mit Raum. Man kann da an der Nürnberger Straße noch alles Mögliche unter⸗ bringen. Aber nicht bloß an der Nürnberger Straße! Wir haben Ortlichkeiten gepachtet und gemietet, wo die ſtädtiſchen Einrichtungen untergebracht wer⸗ den müſſen. Wir haben eine Volksbücherei in der Wormſer Straße, für die wir jährlich 3400 ℳ Miete zahlen. Wir haben eine Steuerzahlſtelle in der Bayreuther Straße, wo wir auch ein paar Tauſend Mark Miete zahlen; wir haben ein Gasrevier in der Bayreuther Straße auch nicht umſonſt; wir haben eine Sparkaſſennebenſtelle eingerichtet in der Augsburger Straße. Ja, meine Herren, das koſtet alles Geld, Miete, Pacht! Wenn wir den ſchönen Platz an der Nürnberger Straße haben, könnten wir den vielleicht benutzen, um Bauten herzuſtellen. Aber wir ſind ſonſt auch verſchwenderiſch mit Raum. Ich will nur eins erwähnen: in der Ranke⸗ ſtraße haben wir neben der Feuerwehr eine Ruine. (Heiterkeit.) Im Parterreraum ſind Fahrzeuge der Feuerwehr. Warum wird da oben nichts heraufgebaut? Da kann alles Mögliche hingebaut werden. Auch hier werfe ich dem Magiſtrat immerhin eine gewiſſe Ver⸗ ſchwendung vor. Ich ſehe wenigſtens die Gründe nicht ein, warum jahrelang, ja ein Jahrzehnt lang nichts in der Sache geſchehen iſt. Bürgermeiſter Matting: Gegenüber den Aus⸗ führungen des Herrn Stadtverordneten Stein ſehe ich meine einzige Aufgabe darin, die Angriffe gegen