Sitzung vom 14. März 1910 117 das Hochbauamt und insbeſondere den Herrn Stadt⸗ baurat auf das beſtimmteſte zurückzuweiſen. Der Herr Stadtbaurat hat die Aufgabe, die ihm in der Frage der Badeanſtalt geſtellt war, durchaus ſach⸗ gemäß erfüllt. Er hat ſeine Pläne zwar wieder⸗ holt geändert, aber nicht, weil er nicht wußte, richtige Pläne zu machen, ſondern weil ihm wieder⸗ holt von verſchiedenen Inſtanzen verſchiedene Auf⸗ träge unterbreitet worden ſind, und zwar Auf⸗ träge, die erheblich voneinander abwichen und ſo im Laufe der Zeit erhebliche Programmerweite⸗ rungen herbeiführten. Infolgedeſſen konnte denn auch der Herr Stadtbaurat mit den urſprünglichen Mitteln nicht auskommen. Wenn nun in dieſes Haus in der Nürnberger Straße, wie Herr Stein will, noch eine Volksbibliothek, und was weiß ich alles, hineinkommen ſoll, ohne daß die urſprüng⸗ lichen, nur für eine einfache Volksbadeanſtalt ver⸗ anſchlagten Mittel dadurch beeinflußt würden, ſo glaube ich, daß das ſelbſt der Herr Stadtverordnete Stein nicht für möglich halten würde. Alſo wird er in dieſer Beziehung ſeine Auffaſſung wohl einer Korrektur unterwerfen müſſen. Stadtv. Holz: Meine Herren, ich möchte Herrn Kollegen Stein doch inſofern beiſtehen, als der Magiſtrat von Hauſe aus damit gerechnet hat, daß dieſes Grundſtück in der Nürnberger Straße, ſelbſt wenn eine große Volksbadeanſtalt dort errichtet wird, zu anderen Zwecken verwendet werden kann. Ich habe den ſtenographiſchen Bericht aus den Ver⸗ handlungen von 1906 vor mir, wo der Herr Ober⸗ bürgermeiſter, obwohl eine große Badeanſtalt vor⸗ geſehen war, erklärt hat, daß wahrſcheinlich auch andere Verwaltungsräume hineinkommen werden. Aber dagegen richtet ſich ja die Beſchwerde der Antragſteller gar nicht. Tatſache iſt doch, daß die Frage etwa ſeit 10 Jahren alle Jahre wiederkommt. Wir haben ja das größte Vertrauen zu unſerem Herrn Baurat und wiſſen, daß er Glänzendes leiſtet; aber an ihm ſcheint es nicht zu liegen, daß die Sache nicht vorwärts kommt, trotzdem jedes Jahr die Frage wiederkam, nicht bloß von meiner Seite, ſondern auch von allen Fraktionen, von links und rechts. Immer wurde ſie vom Magiſtrat in wohl⸗ wollendſter Weiſe beantwortet; es wurde geſagt: ja, das Projekt ſei fertig, es werde vorgelegt wer⸗ den, zwei Deputationen hätten ſich eingehend mit den Projekten beſchäftigt. Wir wiſſen, daß ſchon der verſtorbene Baurat Schmalz ein Projekt hinter⸗ laſſen und daß unſer gegenwärtiger Herr Baurat ein großartiges Projekt ausgearbeitet hat, an dem freilich geflickt iſt, weil die Wünſche ſich allmählich erweitert haben. Aber wir können doch vom Magi⸗ ſtrat verlangen, daß endlich Schluß gemacht wird. Entweder wird gebaut oder nicht — eine beſtimmte Antwort müſſen wir bekommen. (Sehr richtig!) Der Herr Oberbürgermeiſter hat auf eine Anfrage von mir im Jahre 1909 eingehend geantwortet: es wäre im Magiſtrat bald ſo weit gekommen, daß die Sache ſpruchreif ſei; ein Unterausſchuß ſei ein⸗ geſetzt. Es wurde ſogar eine beſtimmte Zuſage gemacht, daß der Magiſtrat bald mit einer Vorlage an die Stadtverordnetenverſammlung herantreten werde. Bis heute iſt aber nichts geſchehen, und wir können den Petenten nur dankbar ſein, daß ſie endlich von außen herantreten, damit endlich etwas geſchieht, oder damit wir wenigſtens eine Quittung bekommen, wenn werden ſollte. Meine Herren, es wird geſagt: die Badeanſtalt iſt zu teuer. Das iſt unrichtig. Wir haben 1905 eine Anleihe von 2 Millionen bewilligt, glaube ich. Das Geld iſt da. Sollte es nicht möglich ſein, das Projekt, das zuletzt der Herr Stadtbaurat dem Magiſtrat vorgelegt hat, auszuführen, ſo muß ein anderes Projekt ausgeführt werden; es muß etwas geſchehen, wie Herr Kollege Stein ſagt, daß das Grundſtück fortkommt; denn dieſes unbenutzte, Zinſen freſſende Grundſtück gereicht dem Stadtteil durchaus nicht zur Zierde, und es wäre längſt eine Volksbadeanſtalt gebaut worden, wenn man im Schoße des Magiſtrats ſich zu dem Gedanken auf⸗ gerafft hätte: wir wollen es verſuchen. Ich bitte alſo, dem Antrage des Petitions⸗ ausſchuſſes zuzuſtimmen und die Petition dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu überweiſen. Stadtv. Jaſtrow: Ich bedaure auch, daß die Beratungen des Magiſtrats ſich noch nicht zu einer Vorlage verdichtet haben. Immerhin ſcheint mir, daß der Beſchluß der Petitionskommiſſion, dem Magiſtrat dieſe Petition zur Berückſichtigung zu überweiſen, zu weit geht; denn ich ſollte meinen, daß eine Vorlage, die noch ſo im Dunkeln ſchwebt, noch nicht ſpruchreif iſt. Nach einzelnen Gerüchten ſollen die Koſtenbeträge für dieſe Badeanſtalt ins Ungemeſſene gehen, ſie werden von dem einen mit ſo und ſo viel Millionen bewertet, von dem andern mit der doppelten Anzahl Millionen. Die Anſichten über den Betrag, den eine Volksbadeanſtalt koſten darf, ſind doch ſehr verſchieden. Viele behaupten, daß der Luxus und die ſonſtigen Dinge, die in dieſe Anſtalt hineingebaut werden ſollen, ſich mit einer Volksbadeanſtalt gar nicht vereinen laſſen. Ich würde z. B. viel mehr dafür ſein, daß nur eine Volksbadeanſtalt errichtet wird, wie wir bereits eine haben, und daß vielleicht noch zwei oder drei ſolcher Badeanſtalten an anderen Stellen dazu kom⸗ men, um dem dringenden Bedürfnis der Bevölke⸗ rung abzuhelfen. Ich bin viel weniger dafür, daß wir in einer wohlhabenden Gegend eine Badeanſtalt mit allen möglichen Einrichtungen bauen, die für dieſe wohlhabende Bevölkerung durchaus nicht not⸗ wendig ſind. Wir brauchen keine Einrichtungen hineinzubauen, die teils in jedem einzelnen Hauſe ſchon zur Verfügung ſtehen, oder die jeder wohl⸗ habende Mann in den Sanatorien, die rings herum liegen, finden kann. Wir wollen eine Volksbade⸗ anſtalt, die jeden Tag für das Volk, für die minder wohlhabende Bevölkerung zur Benutzung zu einem billigen Preiſe offen ſteht; das wäre meine Anſicht. Wenn wir aber uns darauf feſtlegen ſollen, daß eine Badeanſtalt errichtet wird in dem Umfange, wie ſie dort ſcheinbar geplant iſt, und wenn wir eine ſolche Petition dem Magiſtrate zur Berück⸗ ſichtigung überweiſen, ſo geht mir das zu weit. Ich möchte nicht, daß wir uns für eine ſolche Bade⸗ anſtalt präjudizieren und feſtlegen. Deswegen be⸗ antrage ich, daß wir dieſe Petition dem Magiſtrat nicht zur Berückſichtigung, ſondern nur als Material überweiſen. nichts gemacht Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, wel⸗ ches Schickſal Sie dieſer Petition bereiten wollen, darüber will ich mit Ihnen gar nicht debattieren. Ich glaube, das wird für den Verlauf der weiteren Verhandlung ziemlich nebenſächlich ſein; denn ob