Sitzung vom 22. März 1910 keine Bezahlung eintreten würde, ſo würde mir wenigſtens im erſten Augenblick das auch keineswegs als richtig erſcheinen. Ich meine alſo, die Anfrage, die Herr Kollege Klick geſtellt hat, berührt nicht ſowohl die privaten Angelegenheiten der Beamten, ſondern eine Angelegenheit, die uns alle inter⸗ eſſieren muß. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, es kommt an zwei Stellen in der Verwaltung vor, daß Beamte amtliche Sachen bearbeiten und dafür eine beſondere Remuneration erhalten. Das ſind Arbeiten, die ſie in den Überſtunden erledigen müſſen, und zwar geſchieht das bei der Aus⸗ ſchreibung der Steuerveranlagungszettel und in jedem Jahre einmal bei dem Jahresabſchluſſe der Sparkaſſe; die Sparkaſſe muß in ganz kurzer Zeit ihre ſämtlichen großen Konten um die Jahres⸗ wende fertigſtellen, damit keine Stockung des Verkehrs eintritt. Beide Arbeiten ſind geheimer Natur und können nur von den Beamten der be⸗ treffenden Stellen angefertigt werden. Es iſt ſeit vielen Jahren Brauch — ich glaube, das iſt auf eine Anregung der Stadtverordnetenverſammlung zurückzuführen, ich weiß es allerdings nicht genau, ob meine Erinnerung mich nicht trügt —, dieſen Beamten die Überſtunden zu bezahlen. Ich weiß nicht, wieviel Prozentſätze von einem Pfennig ſie für das Ausſchreiben eines Steuerzettels be⸗ kommen; ich kann Ihnen aber mitteilen, meine Herren, daß die Remuneration, die dieſe Beamten erhalten, ſich auf ſehr geringe Ziffern beläuft. Es wird dazu nicht bloß einer oder ein paar heran⸗ gezogen, ſondern die Arbeit wird auf das ganze Bureau verteilt. Es bekommt jeder nur einen verhältnismäßig kleinen Teil zu bearbeiten, ſo daß auf den einzelnen beim Abſchluß etwa 50 bis 60 entfallen. Daß Beamte unſerer Verwaltung ſo hohe Nebeneinnahmen haben, wie ſie Herr Klick aus der Berliner Verwaltung erwähnt hat, Ein⸗ nahmen von 2000 bis 3000 ℳ, trifft in keinem Falle bei uns zu. Es handelt ſich hier immer nur um minimale Summen von etwa 50 bis 60 im Jahr. Meine Herren, dieſe Beträge in die Etats hineinzuſchreiben, würde mir allzu kleinlich er⸗ ſcheinen. Wir verlangen von unſeren Beamten, auch von dieſen, vielfach Überſtunden, die wir ihnen nicht bezahlen, und da ſoll man nicht kleinlich hin⸗ und herrechnen. Ich bin der Anſicht, daß der jetzige Zuſtand durchaus befriedigend iſt und zu keinem Mißſtande Veranlaſſung gibt. Stadtv. Klick: Meine Herren, ſo groß kann ich mir die Schwierigkeit bei ſolcher Aufſtellung nicht denken. Berlin mit ſeinem großen Beamten⸗ ſtabe macht es doch in ganz überſichtlicher Weiſe. Ich denke, es müßte auch bei uns möglich ſein. Die Auskunft, die der Magiſtrat betreffs der Schreibarbeit der Verwaltung gegeben hat, genügt mir ja, nicht aber die Auskunft bezüglich der andern Nebenbeſchäftigungen der Beamten. Mir iſt be⸗ kannt, daß ein Teil der Beamten ſehr große Haus⸗ verwaltungen hat und dabei ganz horrende Nebeneinnahmen erzielt. Auch aus dieſem Grunde möchte ich bitten, daß der Magiſtrat meinem Antrage ſtattgibt und uns im nächſten Jahre über die Höhe der Summen Aufſchluß gibt. Die Beamten, die Häuſer verwalten, werden doch mit dem Mieteeinkaſſieren, mit den andern An⸗ 137 gelegenheiten einer Hausverwaltung ſehr ſtark belaſtet. Erlaubt es ihnen ihre freie Zeit, dieſe Nebenbeſchäftigung ohne Gefährdung ihres Dienſtes zu tun, ſo habe ich nichts dagegen. Ich glaube aber doch, daß bei großen Verwaltungen — einzelne Beamte verwalten ſogar, ſoviel ich weiß, mehrere Häuſer — der Dienſt darunter leiden muß. Mir iſt ein Fall bekannt, wo ein Magiſtratsbeamter während der Zeit der Dienſtſtunden in ein Haus hineinkam und ſich dort nach einem Mieter er⸗ kundigte, der in dem ſeiner Verwaltung unter⸗ ſtehenden Hauſe gewohnt hatte. Es war vor⸗ mittags 10 Uhr. Ich nehme an, daß der betreffende Beamte das unterwegs bei einem Dienſtgange gemacht hat. Jedenfalls gehört aber dieſe Art der Beſchäftigung nicht zu ſeinen dienſtlichen Ob⸗ liegenheiten. Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt dazu nicht weiter verlangt. Ein Antrag iſt nicht geſtellt, es iſt nur eine Anregung des Herrn Kollegen Klick, die ja aus dem ſtenographiſchen Bericht hervorgehen wird. Meine Herren, wir kommen nun zur Ab⸗ ſtimmung über den Antrag des Herrn Kollegen Liepmann, in Kapitel I1 B, Einmalige Ausgaben, Ab⸗ ſchnitt 17: 4000 ℳ zu ſtreichen. (Unruhe.) Ich bitte um etwas Aufmerkſamkeit, meine Herren, da Sie hier abſtimmen ſollen! — (Der Antrag wird abgelehnt.) Weiter iſt das Wort zu Kapitel I nicht verlangt. Ich ſtelle nunmehr feſt, daß das Kapitel 1, All⸗ gemeine Verwaltung, in Einnahme und Ausgabe nach dem Antrage des Magiſtrats mit den vom Berichterſtatter vorgetragenen Anderungen feſt⸗ geſtellt iſt mit Ausnahme der erſt nach der Feſt⸗ ſtellung des Kapitels XV zu regelnden Nummer 3 des Abſchnitts 10 und der Nummer 10 des Ab⸗ ſchnitts 11 der Ausgabe und Nr. 1 des Abſchnitts 5 der Einnahme, die ausgeſetzt worden ſind. — Widerſpruch erfolgt nicht, es iſt ſo beſchloſſen. Kapitel II B. Höhere Mädchenſchulen. Berichterſtatter Stadtv. Otto: In Kapitel II B ſoll die Überſchrift lauten: „Höhere Lehranſtalten für die weibliche Jugend“. Der Etatsausſchuß empfiehlt die Annahme des Kapitels mit folgender Anderung: Ausgabe. Abſchnitt 1. Beſoldungen — 382 337,50 ℳ. Ich empfehle mit dieſer Abänderung die Annahme des Kapitels. Nr. 1 ermäßigt auf Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich möchte nur den Herrn Referenten um eine Auskunft bitten, was nämlich der innere Grund iſt für die Anderung der Überſchrift. Unter höheren Lehr⸗ anſtalten für die weibliche Jugend kann man allerdings unſere höheren Mädchenſchulen mit begreifen; aber ſie umfaſſen doch keineswegs alle höheren Lehranſtalten für die weibliche Jugend. Deswegen habe ich mir nicht recht ein Bild machen können, aus welchen Gründen der Etatsausſchuß die Überſchrift geändert wünſcht. Ich möchte mir die