184 Stadtverordneten die grundſätzlichen Momente be⸗ tont werden, die für eine Unterſtützung der Bau⸗ genoſſenſchaften im allgemeinen ſprechen. Es könnte ja ſein, daß nach dem Gange der Ausſchuß⸗ beratungen etwa der Magiſtrat die Vorlage zurück⸗ zöge, und dann würden — vom Herren Referenten abgeſehen — aus der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung heraus nur grundſätzliche Gegner einer Unter⸗ ſtützung der Baugenoſſenſchaften zum Worte ge⸗ kommen ſein, bis auf den Herrn Vorredner und mich. Ganz anders, meine Herren, liegt es ja, ob wir in dieſem ſpeziellen Falle ſo vorgehen wollen, wie es der Magiſtrat vorgeſchlagen hat. Die Be⸗ denken, die von mehreren Seiten hier geäußert worden ſind, müſſen in dem Ausſchuß ganz genau geprüft werden: ob die Intereſſen der Sparkaſſe und der Sparkaſſenmitglieder, alſo der geſamten Bürgerſchaft, genügend gewahrt ſind, ob die be⸗ treffende Stelle in Charlottenburg ich nehme doch an, daß das Haus in Charlottenburg gebaut werden ſoll — geeignet iſt. (Zuruf: Nonnendamm, Spandau!) Die Frage iſt doch nicht ganz klar, wohin das Haus kommen ſoll; ſie wird im Ausſchuß erörtert werden müſſen. Ich habe den Eindruck, daß es gerade gegen⸗ über der Bautätigkeit auf Spandauer Gebiet er⸗ wünſcht iſt, daß als Gegengewicht auch derartige Häuſer in Charlottenburg geſchaffen werden. Das wird aber im einzelnen im Ausſchuß aufzuklären ſein, da es bisher vom Magiſtrat aus nicht ge⸗ ſchehen iſt. Dieſer Punkt wird wie viele andere, die heute ſchon berührt worden ſind, erörtert werden müſſen. Meine Freunde ſind, darf ich wohl ſagen, ſämt⸗ lich bereit, in eine Ausſchußberatung einzutreten und dort gewiſſenhaft mitzuarbeiten. Bei der grundſätzlichen Bedeutung, die die Angelegenheit hat, möchte ich mir den Vorſchlag erlauben — ich weiß nicht, ob die Zahl der Ausſchußmitglieder ſchon genannt worden iſt; es iſt mir privatim mitgeteilt worden, es ſollte ein Ausſchuß von 13 Mitgliedern gewählt werden — einen Aus⸗ ſchuß von 15 Mitgliedern zu wählen, auch ſchon um allen Richtungen in der Stadtverordneten⸗ verſammlung Gelegenheit zu geben, bei dieſer wichtigen Materie mitzuarbeiten. Stadtrat Seydel: Mit Rückſicht darauf, daß die beiden erſten Herren Redner grundſätzlich die Ablehnung der Magiſtratsvorlage beantragt haben, iſt es wohl nötig, daß heute bereits auf gewiſſe Einzelpunkte, die dieſe Herren vorgebracht haben, eingegangen wird. Herr Haack begann ſeine Ausführungen etwa mit den Worten, er ſei in gewiſſer Weiſe durch die Vorlage erfreut, inſofern nämlich, als er ſehe, daß der Magiſtrat den wunden Punkt des Bau⸗ marktes erkannt habe, der in der Schwierigkeit der Beſchaffung der zweiten Hypotheken liege. Der Herr Stadtverordnete Haack hat den Magiſtrat ganz richtig verſtanden; auch wir ſehen hierin den „wunden Punkt“, und wir machen Ihnen in der Vorlage einen Vorſchlag, wie man wenigſtens an einem Teile dieſer Kalamität abhelfen kann. Von dem Herrn Referenten iſt bereits erwähnt worden, und Herr Stadtv. Hirſch hat das auf⸗ genommen, daß keine prinzipiellen Bedenken da⸗ gegen beſtehen, nicht nur den Genoſſenſchaften, ſondern jedem Privatunternehmer, der dieſelben Bedingungen erfüllt, dieſelben Sicherheiten bietet, Sitzung vom 13. April 1910 wie ſie in unſerer Vorlage ausführlich erörtert ſind, Geld auf zweite Hypotheten zu geben. Bis jetzt hat ſich noch kein Häuſerbauer gemeldet, der dieſe Bedingungen uns angeboten und unter dieſen Bedingungen Geld verlangt hat. Ich glaube, es wird ſich auch nicht ſo leicht einer finden. Das zweite prinzipielle Bedenken, das erhoben wurde, richtete ſich gegen das Maß der Beleihung, nämlich bis zu . Die Sicherheit für eine ſo weitgehende Beleihung ergibt ſich für uns in erſter Reihe aus der ſofort einſetzenden Amortiſation. Das iſt auch eine von jenen Bedingungen, die ſonſt auf dem Grundſtücksmarkte nicht üblich ſind, und die, wie leicht zu erkennen iſt, dem Darleiher⸗ einen Vorteil gibt, der nicht zu gering bemeſſen werden darf. Im übrigen wagen wir ja dieſes Experiment nicht zuerſt. Sie wiſſen ja, daß das Reich und der Staat und zahlreiche Gemeinden, beſonders in Süd⸗ und Mitteldeutſchland, in gleicher Weiſe ungezählte Millionen an Genoſſenſchaften hingegeben haben und daß ſie bisher, ſo viel ich weiß, noch keinen Schaden dabei gehabt haben, wenn ſie nur darauf geſehen haben, daß die Ge⸗ noſſenſchaften wirtſchaftlich richtig fundiert waren. Die Gewißheit hiervon aber haben wir, wie ſich aus der Vorlage ergibt, uns verſchafft. Weiter einige Worte zu unſerer von Herrn Haack tritiſierten Angabe über die Höhe des Ge⸗ ſchäftsguthabens und der Haftſumme. Jeder, der das Genoſſenſchaftsweſen kennt, weiß, daß die Genoſſen ihre Geſchäftsguthaben nicht ſofort auf einmal einzahlen, ſondern daß dies allmäh I i ch geſchieht. Die Summe, die in der Vorlage ſteht, iſt diejenige, die die Genoſſenſchaft im Notfall von den Genoſſen fordern kann und mit der dieſe haften müſſen. Ich glaube daher, daß unſere Angabe durchaus nicht mißverſtändlich war. Im übrigen bin ich nicht der Anſicht, daß die bereits eingezahlten 125 000 ℳ alsbald gekündigt werden. Die Mitgliederzahl ſteigt dauernd; ſie iſt auch nicht nur in dem Maße geſtiegen, wie Herr Haack ausgeführt hat. Er ſagte: die Genoſſenſchaft hat 134 Mitglieder verloren und 121 dafür gewonnen. Nein, ſie hat nicht nur jene 134 wieder gewonnen, ſondern noch dazu 121. Alſo die Zahl der Genoſſen iſt trotz des großen Abganges noch um 121 ge⸗ ſtiegen, und gleichzeitig haben ſich die eingezahlten Geſchäftsguthaben im letzten Jahre allein um 50 % erhöht. Dementſprechend iſt auch das heute bereits erwähnte Gutachten des Verbandsreviſors Schneider über den Stand und die Ausſichten der Genoſſen⸗ ſchaft durchaus gün ſt i g ausgefallen. Und noch eins: Warum ſind denn im letzten Jahre ſo viele Genoſſen aus der Genoſſenſchaft heraus⸗ gegangen? Deshalb, weil die Genoſſenſchaft nicht in dem Maße an die Erſtellung von Häuſern heranging, wie die Genoſſen es wünſchen durften. Sie war bei der Stadt wegen der Bewilligung eines Darlehns vorſtellig geworden. Die Stadt hat auf ſich warten laſſen, und die Genoſſen wurden ungeduldig und gingen aus der Genoſſenſchaft heraus. Sie ſind wieder hineingegangen, ſowie ſie ſahen, daß die Genoſſenſchaft ſich trotzdem neuen Projekten zuwandte. Auf die Frage, warum die Genoſſenſchaft nicht auch auf Spandauer Gebiet hinübergehen und warum ſie nicht dort Häuſer erſtellen darf, für deren zweite Hypothek die Stadt Spandau Garantie leiſtet, möchte ich nicht weiter eingehen.