Sitzung vom 13. April 1910 185 Ich weiß nicht, warum ihr hieraus ein Vorwurf ſtanden erklärt, aber den Wunſch ausgeſprochen, gemacht werden ſollte und könnte. Dann noch ein Wort über jene unglückſeligen Auslaſſungen in der Zeitſchrift der Genoſſenſchaft, die vorhin erwähnt wurden. Die betr. Nummer der Zeitſchrift iſt, ſoweit ich mich erinnere, vor mehr als Jahresfriſt erſchienen zu einer Zeit, als die Redaktion nicht in den Händen des eigentlichen Vorſitzenden, ſondern während deſſen Krankheit in anderen Händen war. In dieſer Zeit hat der vertretende Redakteur gewiſſe Torheiten begangen, die wir ihm ſchleunigſt gelegt haben. Seitdem werden Sie derartige Entgleiſungen nicht wieder bemerkt haben. Dann iſt von Herrn Brode bemängelt worden, daß kein Proiekt vorläge, auf das wir das Dar⸗ lehn geben ſollen. Ja, meine Herren, wie ſoll das die Genoſſenſchaft machen? Sie kann ſich doch nicht ein Grundſtück in Charlottenburg hinlegen und warten, bis wir uns entſchließen, ob wir ihr etwas darauf leihen wollen. Das wäre doch ſo unwirtſchaftlich wie nur irgend möglich. Sie wird ſich das Grundſtück ſofort beſchaffen, wenn ſie weiß, daß ſie eine Beleihung von uns erhalten kann. Im übrigen hat ſie bereits durch ihre Bauten gezeigt — ein Bau iſt fertig, der andere iſt, ſoviel ich weiß, gerichtet —, daß ſie imſtande iſt, zu bauen, und mit den Mitteln auszukommen, die ihr im einzelnen Falle zur Verfügung ſtehen. Überdies hat ſich der Magiſtrat ausdrücklich das Recht vor⸗ behalten, das Projekt zu genehmigen und vor der Genehmigung es auf das eingehendſte zu prüfen. Auch die Frage des Bedürfniſſes nach Klein⸗ wohnungen iſt von einigen Seiten angeſchnitten worden. Es iſt demgegenüber ſchon hervorgehoben worden, warum jenes Bedürfnis hier nicht ohne weiteres maßgebend iſt, daß es vielmehr darauf ankommt, eine gute Qualit ät von Klein⸗ wohnungen zu ſchaffen, die vorbildlich wirken ſollen. In dieſem Zuſammenhange iſt auch der Spandauer Bau der Genoſſenſchaft bemängelt worden. Ich will nur feſtſtellen, daß er nach ſachverſtändigem Urteil unvergleichlich beſſer iſt als die große Mehrzahl der Berliner Hofwohnungen; er kann ſich mit dieſen nicht nur meſſen, ſondern er kann ihnen geradezu als Muſter dienen. Auch die Vorliebe für die „Mietskaſerne“ wird der Genoſſenſchaft vorgeworfen. In Charlotten⸗ burg können wir, wie die Verhältniſſe heute liegen, ohne große Mietshäuſer nicht auskommen; das iſt bedauerlich, aber nicht zu ändern. Die Kunſt beſteht nur darin, daß man auch im Bau von „Mietskaſernen“ etwas Gutes leiſtet, was eben bisher im allgemeinen nicht geſchehen iſt, was aber die Genoſſenſchaft mit ihren Schweſter⸗ genoſſenſchaften verſuchen will und auch durch⸗ führen wird. Ich bitte Sie daher, trotz des Antrags der erſten Herren Redner den Antrag auf Aus⸗ ſchußberatung anzunehmen. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich will nur eine kurze Erklärung über die Stellung meiner Freunde zu der Magiſtratsvorlage abgeben. Abge⸗ ſehen von dem Herrn Berichterſtatter haben von meinen Freunden Herr Kollege Haack und Herr Kollege Brode geſprochen. Herr Kollege Haack hat ſich als einen grundſätzlichen Gegner der Magiſtratsvorlage bekannt und gewünſcht, ſie möge hier gleich abgelehnt werden. Herr Kollege Brode hat ſich zwar mit einer Ausſchußberatung einver⸗ daß die Ausſchußberatung dahin führen möge, die Magiſtratsvorlage abzulehnen. Nach dieſen beiden Erklärungen könnte die Stellung der Mehr⸗ heit meiner Freunde in ein ſchiefes Licht geraten, deshalb will ich darüber ganz kurz bemerken, daß die Mehrheit meiner Freunde zu der Magiſtrats⸗ vorlage eine andere Stellung einnimmt als dieſe beiden Herren Kollegen. Zunächſt muß ich dem Herrn Oberbürger⸗ meiſter beſtätigen, daß die Magiſtratsvorlage auf dem Wege in der Wohnungspolitik liegt, den Magiſtrat und Stadtverordnete ſeit Jahren be⸗ ſchritten haben, und daß die Vorlage des Magiſtrats ein organiſcher Fortſchritt auf dieſem Wege iſt. An dieſer grundſätzlichen Auffaſſung der Magiſtrats⸗ vorlage hält die Mehrheit meiner Freunde unbedingt feſt. Wenn wir trotzdem in dieſer Mehrheit heute zu einer endgültigen Stellung der Magiſtratsvor⸗ lage gegenüber nicht gekommen ſind, ſo ſind im weſentlichen die Einwendungen beſtimmend ge⸗ weſen, die Herr Kollege Haack gemacht hat. Ich habe den Eindruck gehabt, als ob dieſe Einwendungen des Herrn Kollegen Haack im engeren und ge⸗ ſchloſſeneren Kreiſe wirkungsvoller geweſen wären als heute hier in der Verſammlung. Aber auch an ſich. bedeuten ſie ſo ſchwerwiegende Gründe, daß die Mehrheit meiner Freunde ſich ihre end⸗ gültige Stellungnahme nach der Prüfung im Aus⸗ ſchuß vorbehält. Wir werden dieſe Prüfung im Ausſchuß außerordentlich gründlich und objektiv vornehmen und werden dabei auch die allgemeinen Bedenken des Herrn Kollegen Brode, wie er ſie ausgeſprochen hat bezüglich der Bedeutung von Baugenoſſenſchaften für Großſtädte und bezüglich des Charakters der Sparkaſſe, auf ihre Richtigkeit prüfen. Im Gegenſatz zu meinem Freunde Brode wünſche ich, daß das endgültige Ergebnis der Aus⸗ ſchußberatung nicht ſein möge die Ablehnung der Magiſtratsvorlage, ſondern eine Stellungnahme, wie ſie der Gerechtigkeit und dem allgemeinen Intereſſe der Bürgerſchaft entſpricht. (Bravo!) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, es iſt der Schluß der Beratung beantragt worden, allerdings noch nicht mit der genügenden Unter⸗ ſtützung. (Stadtv. Dr Liepmann: Wer ſteht auf der Redner⸗ liſte?) — Über Anträge auf Vertagung oder Schluß der Beratung wird ſofort ohne weitere Begründung und Beſprechung abgeſtimmt. Aber ich will es Ihnen mitteilen: auf der Rednerliſte ſtehen noch die Herren Brode, Dr Liepmann und Haack. Ich bitte diejenigen Herren, die den Antrag auf Schluß unterſtützen wollen, — es ſind nur 6 Herren unterzeichnet, es müſſen 10 ſein —, ſich zu erheben. (Geſchieht.) Der Antrag iſt genügend unterſtützt. Nun bitte ich diejenigen Herren, die den Schluß der Debatte wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die Mehrheit. Die Beratung iſt geſchloſſen. Berichterſtatter Stadtv. Meyer (Schlußwort): Meine Herren, ich möchte nicht in dasjenige ver⸗ fallen, was meiner Anſicht nach ein Fehler iſt, näm⸗ lich im Plenum die Erörterungen einer ſicheren