186 Sitzung vom Ausſchußberatung vorwegzunehmen, um ſo weniger, als die Vertreter aller Fraktionen erklärt haben, daß ſie ſich ihre endgültige Abſtimmung nach dem Ergebnis der Ausſchußberatung vorbehalten. Nur auf einige geringfügige Punkte, die heute hier vor⸗ gekommen ſind, will ich mit einem Worte eingehen, weil ich hoffe, daß ſie dann weder im Ausſchuß noch in der zweiten Beratung im Plenum auftauchen werden. Zunächſt iſt die Art des Bauens der Genoſſen⸗ ſchaft gerügt und teils in den Reden, teils in Zwiſchenrufen das Wort „Kaſerne“ hineingeworfen worden. Ja, meine Herren, im Cottage⸗Stil können derartige Beamtenhäuſer nicht gebaut werden. Da kommt es nur auf die Geſundheit der Wohnungen an, die mit möglichſt geringen Mitteln erreicht werden muß. Ebenſo ſcheint es mir abwegig zu ſein, wenn von einer Seite bemängelt wurde, daß die Bedingungen für den Eintritt der Genoſſen zu leicht ſeien. Die ganze Inſtitution ſoll doch in erſter Linie den Minderbemittelten dienen und muß auf ſie zu⸗ geſchnitten ſein. Wollte man den Eintritt von einer größeren Zahlung abhängig machen, dann müßte eine Verſchiebung im Mitgliederbeſtand eintreten, die wohl nach unſer aller Auffaſſung unerwünſcht iſt. Herr Kollege Haack hat geſagt, es wäre nicht einzuſehen, warum die Stadt den Kredit geben ſoll, obwohl im Geſchäftsbericht der Genoſſenſchaft von anderweitem Kredit geſprochen worden iſt, den ſie in Anſpruch nehmen könnte. Danach muß ich an⸗ nehmen, daß Herr Kollege Haack einen großen Teil meines Referats, das doch weſentlich kürzer war als ſeine Rede, nicht gehört hat, denn ich habe aus⸗ drücklich darauf hingewieſen, daß das Intereſſe der Stadt eben dabei iſt, durch den Vertrag eine ge⸗ nügende Berückſichtigung ſtädtiſcher Angeſtellten herbeizuführen, während dieſe Möglichteit natürlich wegfällt, ſobald der Kredit von anderer Seite ge⸗ nommen wird. Dem Herrn Kollegen, der gemeint hat, es wäre für die Beamten, für die ſtädtiſchen An⸗ geſtellten äußerſt nachteilig, wenn ſie ſo zuſammen wohnten und ſich gewiſſe Familienkonflikte zwiſchen Vorgeſetztenfamilien und Untergebenenfamilien er⸗ geben könnten, möchte ich empfehlen, doch nicht beamtenfreundlicher zu ſein als die Beamten ſelber. Wenn in den beteiligten Kreiſen dieſe Beſorgnis nicht gehegt wird, dann ſetzen wir uns, glaube ich, wenn wir dieſe Frage hier aufwerfen, dem Verdacht aus, daß wir zu den Freunden gehören, vor denen man Gott um Schutz bittet. Im übrigen habe ich keinen Grund, im Schluß⸗ wort auf ſachliche Einwendungen einzugehen, auf Behauptungen, die eines Beweiſes bedürfen und deshalb in den Ausſchuß gehören. In voller Über⸗ einſtimmung mit den Herren Kollegen Otto, Hirſch und Dr Stadthagen erwarte ich erſt von der Aus⸗ ſchußberatung die für das „ja“ oder „nein“ be⸗ ſtimmende Klarſtellung, wobei ich allerdings den Wunſch hege, daß der Ausſchuß wohlwollend an ſeine Arbeit herantrete und ſich von der Vorwärtsrichtung unſerer ſozialen Fürſorge nicht abdrängen laſſe. Borſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege Brode hat ſich zu einer perſönlichen Bemerkung ge⸗ meldet. Perſönliche Bemerkungen ſind erſt am Schluſſe der Beratung oder im Falle der Ver⸗ tagung derſelben nach Annahme der Vertagung ge⸗ ſtattet. Eine Überweiſung der Vorlage an einen 13. April 1910 Ausſchuß iſt eine Vertagung. Wir werden erſt über die Überweiſung an den Ausſchuß abzu⸗ ſtimmen haben, dann erhalten Sie das Wort zur perſönlichen Bemerkung. Es liegen zwei Anträge vor, ein Antrag, einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern, und ein Antrag, einen Ausſchuß von 13 Mitgliedern einzuſetzen. Der An⸗ trag auf Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mit⸗ gliedern iſt der weitergehende. (Der Antrag wird abgelehnt.) Dann darf ich annehmen, daß die Herren einen Ausſchuß von 13 Mitgliedern einſetzen wollen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorgeſchlagen ſind die Herren Dr Bauer, Dr Crüger, Dr Frentzel, Gredy, Haack, Harniſch, Hirſch, Jachmann, Jolenberg, Klick, Meyer, Otto, Dr Röthig. — Ein Widerſpruch findet nicht ſtatt, die Herren ſind gewählt. 2 Stadtv. Brode (perſönliche Bemerkung): Ich möchte mich nur gegen die Ausführung des Herrn Oberbürgermeiſters, die er eingangs ſeiner Rede gemacht hat, wenden. Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat geſagt, daß ſowohl Herr Kollege Haack wie ich ihm den Vorwurf gemacht hätten, wir be⸗ griffen nicht, wie er dazu käme, eine derartige Vor⸗ lage zu unterſchreiben, und daß er unſere Außerung darauf zurückführt, daß wir noch nicht lange genug der Stadtverordnetenverſammlung angehören. Ich bemerke darauf, daß ich meinerſeits dieſen Vorwurf dem Herrn Oberbürgermeiſter nicht gemacht habe, daß ich' aber, trotzdem ich erſt ein Jahr lang die Ehre habe, dieſer Verſammlung anzugehören, doch für mich in Anſpruch nehme, daß ich mir ein voll⸗ kommenes Urteil über die Sachlage bilden kann. Stadtv. Haack (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, ich habe den Zwiſchenruf vorhin nicht öffentlich getan, ſondern habe ihn im Privatgeſpräch vollſtändig für mich getan. (Heiterkeit.) In der nächſten Umgebung iſt er nicht einmal gehört worden. Ich habe den Ausſpruch eines Herrn wiedergegeben, der mir ſeinerzeit gemacht worden iſt. — Selbſtverſtändlich bedaure ich, daß ich den Aus⸗ druck gebraucht habe, und nehme ihn zurück. Außerdem ſchließe ich mich den Ausführungen meines Kollegen Brode an und erkläre, daß ich, da ich nunmehr vier Jahre der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung angehöre, mir glaube ein Urteil bilden zu können. (Stadtv. Dr Liepmann bittet ums Wort zur perſön⸗ lichen Bemerkung.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Sie haben ja gar nicht geſprochen, Herr Kollege? Stadtv. Dr. Liep mann: Ich möchte nur mein Bedauern ausdrücken, daß die Mehrheit der Ver⸗ ſammlung durch die Annahme des Schluſſes — (Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Das iſt keine perſön⸗ liche Bemerkung!) es mir unmöglich gemacht hat, unſere Anſicht aus⸗ zuſprechen, und daß es unſerer Richtung dadurch, daß nur ein kleiner Ausſchuß gewählt wurde, un⸗