Sitzung vom 3. Mai 1910 199 wenn wir dieſe 100 Betten herſtellen. Ich glaube, haus, deſſen Anſprüche an Weiträumigkeit die der man braucht deshalb mit einer Erweiterung und einem eventuell einmal in Ausſicht zu nehmenden zweiten Bauabſchnitt gleichen Umfanges gar nicht zu rechnen. Die erweiterte Maſchinen⸗ und Heizanlage iſt aber nicht bloß mit Rückſicht auf eine Erweiterung, auf einen zweiten Bauabſchnitt gedacht, ſondern auch mit Rückſicht auf das benachbarte Bürgerhaus. Denn während wir zuerſt der Hoffnung waren, die Maſchinen⸗ und Heizanlage in dem neuen Hauſe von dem Bürgerhauſe her verſorgen zu können, hat ſich bei genauerer Prüfung umgekehrt heraus⸗ geſtellt, daß das nicht bloß nicht geht, ſondern daß das Bürgerhaus jetzt ſchon mit ſeiner Hei⸗ zungs⸗ und Maſchinenanlage in Verlegenheit iſt, daß dieſe Anlagen zu klein ſind, ganz abgeſehen da⸗ von, daß das Bürgerhaus ſelbſt in ſehr naher Zeit ebenfalls der Erweiterung bedürfen wird. Wir brauchen alſo größere Anlagen, und die Koſten für dieſe ſind in den Geſamtkoſten für den Ihnen heute vorgeſchlagenen Neubau mit enthalten. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der geplante Neu⸗ bau den höchſten und modernſten Forderungen der Hygiene wird entſprechen müſſen, insbeſondere betreffs Iſolierung aller Infizierten. Trotzdem iſt er nicht üppig gedacht. 3. B. ſind die Tagesräume mit Rückſicht darauf weggelaſſen, daß der Aufent⸗ halt dieſer Art von Patienten, wenn man ſie ſo nennen will, in der Anſtalt eben nur ein be⸗ ſchränkter iſt; er beträgt im Durchſchnitt, wie Sie hörten, 17 Tage, während man bei Kranken im Krankenhauſe durchſchnittlich auf einen län⸗ geren Aufenthalt gefaßt ſein muß und dieſen Kran⸗ ken für ihre Rekonvaleszenz nach den beſtehenden Vorſchriften Tagesräume überall gewährt werden müſſen. Hier konnte man von der Einrichtung ſolcher ſogenannten Tagesräume abſehen, hat aber durch Einrichtung von beſonders hellen und weiten Korridor⸗ und Flurräumen genügend Vorſorge getroffen, daß für die Bewegung der nicht mehr bettlägerigen Inſaſſen Raum geſchafft iſt. Ich empfehle Ihnen alſo auch die Annahme dieſer Vorlage, vorbehaltlich des einzureichenden beſonderen Koſtenanſchlags. Mit zwei Worten möchte ich dann noch darauf eingehen, wie die Platzverfügung künftig zu denken ſein wird. Urſprünglich hatte man für das ziemlich große Terrain, das wir in der Sophie⸗Charlotten⸗ Straße beſitzen, ſehr viele Pläne gehabt. Man dachte, daß man da außer dem gegenwärtig zu errichtenden Gebäude noch Platz für ein Waiſen⸗ haus, für Arbeiterwohnhäuſer, für ein Säuglings⸗ krankenhaus, für einen Jugendſpielplatz und für die Erweiterung des Bürgerhauſes haben würde. Was das Waiſenhaus und die Arbeiterwohnhäuſer betrifft, ſo denkt wohl jetzt in der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung niemand mehr daran, ſie dort unter⸗ zubringen. Für die Erweiterung des Bürger⸗ hauſes wird, ſobald ſie erforderlich wird — ich ſagte Ihnen ſchon, ſie wird in nächſter Zeit erforder⸗ lich ſein —, ſelbſtverſtändlich dieſes Terrain in Anſpruch zu nehmen ſein, weil ſie ſich eben an das beſtehende Bürgerhaus anzugliedern hat. Was ein Säuglingskrankenhaus betrifft, ſo wäre es nicht zweckmäßig, wenn wir überhaupt bald zu dem Bau eines ſolchen kommen ſollten, gerade die Nachbar⸗ ſchaft der Entbindungsanſtalt dazu zu wählen, ganz abgeſehen davon, daß der uns zur Verfügung bleibende Platz gerade für ein Säuglingskranken⸗ anderen Krankenhäuſer noch weit übertreffen, ſchwerlich ausreichen würde. Gelegentlich der dies⸗ maligen Etatsberatung iſt, wie Sie ſich erinnern werden, dieſe Frage einmal von neuem ange⸗ regt worden. Unſer Herr Vorſteher hatte gewünſcht, daß man die Errichtung eines Säuglingskranken⸗ hauſes erwägen ſollte, und hat namens des Komitees der privaten Säuglingsklinik, die dann eingehen könnte, für dieſen Zweck 50 000 ℳ für uns in Ausſicht geſtellt. Ich glaube, das Terrain, von dem wir heute zu ſprechen haben, wird dafür noch nicht in Frage kommen. Bleibt ſonach außer der Er⸗ weiterung des Bürgerhauſes nur der Jugendſpiel⸗ platz, und von dieſem hoffe ich, daß er trotz der Errichtung des Bürgerhauſes uns noch für eine lange Reihe von Jahren dort wird gewährt werden können, und ſo die ſchwer empfundene Knappheit unſerer Spielplätze nicht noch größer wird. Es iſt noch ein Wort zu ſagen betreffs der Ver⸗ wendung der gegenwärtigen Entbindungsanſtalt in der Kirchſtraße. Ich ſagte Ihnen ſchon, daß das dortige Krankenhaus außer den Zwecken der Entbindung und Wöchnerinnen⸗Verſorgung auch noch der Behandlung von Haut⸗ und Geſchlechts⸗ krankheiten dient. Auch dieſe Abteilung bedarf dringend der Erweiterung; ſie ſieht ſchon mit Schmerzen dem Zeitpunkt entgegen — es wird ja noch drei bis vier Jahre dauern, ehe die neue Entbindungsanſtalt beziehbar iſt —, wo ſie das ganze Haus für ſich wird erhalten können. Denn ſie hat nicht bloß jetzt ſchon Mangel an Platz und kann Aufnahmegeſuche nicht immer nach Gebühr berückſichtigen; ebenſo wichtig iſt, daß ſie nur mangel⸗ haft einem dringenden Poſtulat der öffentlichen Ge⸗ ſundheitspflege und zugleich des öffentlichen An⸗ ſtandes zu genügen vermag: der Abſonderung der öffentlichen Dirnen von den ſonſt geſchlechtskranken Frauen. Dieſe Abſonderung müßte ſtrenger ge⸗ handhabt werden, als es gegenwärtig bei dem be⸗ ſchränkten Platz dem Leiter der Abteilung möglich iſt. So wird alſo die Verfügung über das alte Krankenhaus in der Kirchſtraße für weitere Zwecke auch künftighin nicht möglich ſein, ſelbſt wenn die Entbindungsanſtalt von dort verlegt iſt. Nach alledem, meine Herren, komme ich zu dem Antrage, die Vorlage des Magiſtrats, wie ſie Ihnen gedruckt vorliegt, zu genehmigen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt entſprechend dem Vorſchlage des Berichterſtatters nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Dem Bau eines Krankenhauſes für Ge⸗ burtshilfe, I. Bauabſchnitt, auf dem ſtädti⸗ ſchen Grundſtück an der Sophie⸗Charlotten⸗ Straße nach dem Vorentwurfe vom 6. April 1910 wird vorbehaltlich der Vorlage eines endgültigen Bauentwurfs und Koſtenan⸗ ſchlags zugeſtimmt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 12 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. übernahme des Lietzenſees durch die Stadtgemeinde. Druckſache 112. Berichterſtatter Stadtv. Dzialoszynski: Meine Herren, mit dieſer Vorlage ſucht der Magiſtrat die Genehmigung der Verſammlung zur Über⸗ eignung des Lietzenſees nach. Die Möglichkeit der