Sitzung vom 3. Mai 1910 — Koſten entſtehen dadurch nur in geringer Höhe, ſind auch bisher ſo gut wie gar nicht entſtanden. Was nun den Abfluß des Sees betrifft, ſo iſt er nach wie vor vorhanden. Dieſer Abfluß ging früher durch den Lietzengraben und dann durch den Schwarzen Graben in die Spree. Wir haben den Schwarzen Graben in unſere Kanaliſation auf⸗ genommen, ſoweit er noch Waſſer führte. Als er aufhörte, Waſſer zu führen, haben wir den Zufluß in unſere Kanaliſation abgeſperrt und dafür den Lietzen⸗ graben und den Schloßgraben in unſern Notauslaß aufgenommen, ſodaß der Abfluß nach wie vor in die Spree geführt wird. Vorflut für den See iſt alſo vorhanden. Auf Koſten der Terraingeſellſchaft haben wir ein unterirdiſches Rohr vom Lietzenſee bis ungefähr zu unſerer Oberrealſchule gebaut und dort in den Notauslaß hineingeführt. Für Ab⸗ flußverhältniſſe iſt geſorgt, und ſie bleiben auch dauernd beſtehen. Ich möchte meiner Über⸗ zeugung dahin Ausdruck geben, daß, wenn der See keinen Abfluß hätte, tatſächlich traurige Zuſtände eintreten könnten. Dem iſt durchaus vorgebeugt, die Abflußleitung funktioniert tadellos. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt entſprechend dem Vorſchlage des Berichterſtatters nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: 1. Der über die Übernahme des Lietzenſees zwiſchen der Terrain⸗Aktiengeſellſchaft Park Witzleben in Liquidation und der Stadt⸗ gemeinde abgeſchloſſene Urkundsvertrag vom 19. März 1910 — Nr. 1165 des Urkunden⸗ verzeichniſſes der Stadt Charlottenburg — wird genehmigt. 2. Die nach § 2 des Vertrages von der Witzleben⸗ geſellſchaft für die UÜbernahme der Seeunter⸗ haltungslaſt zu zahlende Entſchädigung von 100 000 ℳ iſt dem Straßenregulierungsfonds zuzuführen. 3. Die für das Rechnungsjahr 1910 aus der Ver⸗ waltung des Lietzenſees aufkommenden Ein⸗ nahmen ſind dem Ordinarium des Straßen⸗ bauetats zuzuführen.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 13 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Aſphaltierung der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße ſüdlich der Bismarckſtraße. — Druckſachen 98, 113. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Meine Herren, der Ausſchuß ſollte prüfen, ob nicht doch noch eine Verſtändigung mit der Straßenbahngeſellſchaft über die Durchführung von Straßenbahnlinien durch die Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße zu erzielen ſei. Zunächſt wurden im Ausſchuß die allgemeinen Verkehrs⸗ verhältniſſe Charlottenburgs beſprochen und dabei eine Entlaſtung der Wilmersdorfer Straße für dringend wünſchenswert erachtet. Dieſe Entlaſtung wäre erfolgt, wenn einige Straßenbahnlinien durch die Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße geführt worden wären. Aber das mangelnde Entgegenkommen der Straßen⸗ bahngeſellſchaft gegenüber den Wünſchen der Stadt⸗ gemeinde verhinderte eben dieſe Entlaſtung. Man teilte uns mit, daß die Straßenbahngeſellſchaft nach den beſtehenden Verträgen wohl zur Anlegung von Straßenbahnlinien auf Verlangen der Stadt⸗ gemeinde verpflichtet ſei, daß aber andererſeits die Stadtgemeinde die Baukoſten zu verzinſen 201 und außerdem einen Teil des entſtehenden Be⸗ triebsverluſtes zu decken habe. Es war geplant, die Linien 98 und 33 im Gabelungsverkehr durch die Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße bis zum Luiſenplatz zu führen. Das hätte einen Zuſchuß von rund 20 000 ℳ pro anno erfordert, und dieſer Betrag wäre vorläufig für die erſten 5 Jahre erforderlich geweſen⸗ Es ließ ſich auch nicht genau feſtſtellen, ob nach Ablauf der 5 Jahre nicht noch eine Er⸗ höhung des Zuſchuſſes erforderlich ſein würde. Der Ausſchuß ſah ſich infolgedeſſen veranlaßt, von einem Einbau der Gleiſe in der Kaiſer⸗Friedrich⸗ Straße abzuſehen, und empfiehlt Ihnen, ſeinem Antrage zuzuſtimmen und die Magiſtratsvorlage anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: Die Verſammlung erklärt ſich damit ein⸗ verſtanden, daß die Aſphaltierung der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße ſüdlich der Bismarckſtraße ohne Rückſicht auf den Einbau von Straßen⸗ bahngleiſen erfolgt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Fortſetzung der Untergrund bahn vom Reichskanzlerplatz nach der Gemarkungs⸗ grenze. — Druckſache 114. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, es war in den Maientagen des Jahres 1905, alſo ziemlich genau jetzt 5 Jahre her, als wir zum letzten Mal über die Erweiterung unſeres Unter⸗ grundbahnnetzes nach dem Weſten in dieſem Saale verhandelten, und es war das erſte Mal, daß wir eine Untergrundbahnvorlage zu beraten hatten, in der uns angeſonnen war, einen recht beträcht⸗ lichen Zuſchuß zu dieſem Werke zu leiſten. Es war das erſte Mal, daß ein derartiger Gedanke in unſerer Mitte ventiliert wurde, und es war daher ſelbſtverſtändlich, daß gerade dieſer Punkt der ſonſt ſehr verzwickten Vorlage Veranlaſſung zu großen Debatten gab. Man war damals in dieſer Beziehung noch recht ängſtlich und vorſichtig; man wußte nicht, ob die große Summe, nämlich 1 425 000 ℳ, die aufgewendet werden mußte, auch wirklich dem entſprach, was man als Gegen⸗ wert zu bekommen hoffte. Es hat langer Verhand⸗ lungen, langdauernder Ausſchußberatungen be⸗ durft, um endlich der zwiſchen dem Magiſtrat und der Hochbahngeſellſchaft vereinbarten Vor⸗ lage auch in dieſer Verſammlung hier das Placet zu geben. Meine Herren, Sie werden wiſſen, daß man inzwiſchen etwas anders denken gelernt hat. Es iſt bekannt, daß inzwiſchen unſere Nachbar⸗ gemeinden geradezu einen Wettlauf darin begonnen haben, Riſiken für Untergrundbahnen und Schnell⸗ bahnen auf ſich zu nehmen. Sie wiſſen auch, daß wir in dieſem Konkurrenzkampf genötigt und auch gewillt geweſen ſind, unſererſeits ſehr viel höhere Summen à fonds perdu zu zahlen, und daß wir trotzdem glauben, ein gutes Geſchäft gemacht zu haben. Bei dieſer Vorlage heute handelt es ſich als einen der weſentlichſten. Punkte um einen Zu⸗ ſchuß, der verhältnismäßig ſehr klein iſt im Ver⸗ gleich zu den ſonſtigen Zuſchüſſen, die wir zu leiſten haben, klein iſt auch im Verhältnis zu der