202 Strecke, für welche dieſe Summe von 200 000 ℳ gezahlt werden ſoll. Das kann uns aber nicht hindern, dieſe Frage und insbeſondere die Höhe des Zuſchuſſes eingehend zu prüfen. Da wir diesmal in der glücklichen Lage ſind, die bei Unter⸗ grundbahnvorlagen verhältnismäßig ſelten vor⸗ kommt, Zeit zu haben, weil uns kein Bezirks⸗ ausſchuß mit dem Ergänzungsverfahren bedrängt, kein Miniſter hinter uns ſteht, der ſagt: wenn nicht am Soundſovielten der Vertrag abgeſchloſſen iſt, ſind eure Rechte verfallen! — ſo möchte ich Ihnen vorſchlagen, daß wir es uns diesmal etwas bequemer machen und die Vorlage einem Aus⸗ ſchuß überweiſen, in dem wir dieſen Punkt und noch eine ganze Reihe von anderen Punkten in Ruhe beraten können. Es wird ſich darum handeln, in dieſem Ausſchuß u. a. feſtzuſtellen, ob wir für. die von uns zu entrichtende Summe von 200 000 wirklich den wirtſchaftlichen Gegenwert bekommen, das heißt etwas, was eben mit 200 000 ℳ. nicht zu hoch bezahlt iſt. Die Magiſtratsvorlage gibt in dieſer Beziehung nur ein Urteil: ſie glaubt, es empfehlen zu können —, ſie gibt aber keine einzige Begründung für ihre Anſicht. Ich bin mir auch vollkommen darüber klar, daß ſolche Begründung hier ſchwer zu geben iſt, denn es handelt ſich hier um Dinge, die in der Zukunft liegen, um Unterlagen, die ganz ſchwankend ſind, die taxiert, aber nicht berechnet werden können. Auf der anderen Seite haben wir aber doch auch gewiſſe Anhaltspunkte aus unſern eigenen Ver⸗ hältniſſen heraus. Sie geſtatten mir, daß ich da noch einmal auf die Vorlage des Jahres 1905 zurück⸗ komme. Damals war man, wie bereits geſagt, ſehr ſchwankend, ob die Summe von 1 400 000 und ſoundſoviel Mark nicht zu hoch gegriffen war. Wenn ich heute dieſe Frage ſtellen würde, ſo möchte ich glauben, daß kaum jemand ſein wird, der ableugnen wird, daß dieſe Summe ſich ſehr gut rentiert hat, der auch ableugnen wird, daß dieſe Summe nicht nur ſich verzinſt hat, ſondern daß ſie auch werbend geweſen iſt. Ich möchte einmal unſern Herrn Kämmerer fragen und ihn bitten, die Bücher aufzuſchlagen, welche die Steuer⸗ einnahmen nachweiſen, die in den von der jetzigen ſogen. Weſtendſtrecke durchfahrenen Straßen auf⸗ kommen, und ich möchte ihn bitten, dieſe Steuer⸗ einnahmen einmal mit denen zu vergleichen, die im Jahre 1905 ebenda erzielt worden ſind. Wenn ich auch zugeben muß, daß nicht alles von dieſem Plus lediglich auf die Untergrundbahn zu ſchieben iſt, ſo wird man doch mit Recht ſagen können, daß ein großer Teil darauf zurückzuführen iſt, und dieſer Teil wird groß genug ſein, nicht nur die Verzinſung und Amor⸗ tiſation der gezahlten Summe zu d ecke n, ſondern er wird ſie auch n o ch bei weitem überſteige n. Ich möchte glauben, daß ſich ein ähnliches Verhältnis auch in bezug auf die jetzt in Frage ſtehenden 200000 ℳ ergeben wird und daß wir bei näherer Betrachtung der Gegend, durch welche die projektierte Bahn führen ſoll, zu der Überzeugung gelangen werden, daß ſie uns einen ähnlichen finan⸗ ziellen Vorteil zu ſichern in der Lage iſt, wie es die urſprüngliche Weſtendſtrecke getan hat. Unter anderen Umſtänden wäre es auch Sache des Ausſchuſſes, die Traſſe, von der ich ſchon ſprach, Sitzung vom 3. Mai 1910 zu prüfen und vielleicht feſtzuſtellen, ob ſich gerade in Hinſicht auf das finanzielle Ergebnis die Traſſe nicht noch etwas günſtiger wählen ließe. In dieſer Beziehung iſt uns die Arbeit abgenommen worden. Ich weiß nicht, ob jeder von Ihnen, meine Herren, aus der Vorlage ſchon herausgeleſen hat, daß die Bahn, zu der wir heute unſere Zuſtimmung geben ſollen, fertig i ſt. Das ſteht zwar in der Magiſtratsvorlage, nach meiner Meinung aber in einer Faſſung, die dem Heraklit mit dem Beinamen „der Dunkle“ eine gewiſſe Ehre gemacht haben würde; denn wir leſen darin: Um andererſeits die ſtraßenbaulichen Inter⸗ eſſen durch die infolge unſerer Wünſche ver⸗ zögerte Erteilung der Zuſtimmung für den Bahnbau nicht leiden zu laſſen, haben wir für den Einbau des Tunnelkörpers — ohne Oberbau — vor Erteilung der Zuſtimmung für den Bahnbau und Betrieb im Umfange der erfolgten Regulierung geſorgt. Da die Regulierung bereits volltommen fertig iſt, ſo iſt die Bahn eigentlich heute ſchon fertig; es fehlt nur der Oberbau und, ſoweit mir verſichert worden iſt, an der letzten Strecke nur die Be⸗ deckung des ſchon in ſich fertig angelegten Tunnels. In dieſer Beziehung wird alſo der Ausſchuß eine ſehr geringe Arbeit haben, er wird ſich damit beſcheiden müſſen, ſich mit den gegebenen Ver⸗ hältniſſen abzufinden. Die Frage wird nun ſein: Welche Vorteile werden wir durch dieſe gewählte Traſſe haben? Direkte Vorteile in dem Sinne, daß der Stadt gehörige Grundſtücke aufgeſchloſſen werden, aller⸗ dings nur in geringem Maße. Wenn in der Magi⸗ ſtratsvorlage von unſern Grundſtücken am Span⸗ dauer Bock die Rede iſt, ſo bleiben die doch von der gewählten Linienführung in einer recht reſpek⸗ tablen Entfernung liegen. Man könnte allerdings der Meinung ſein, daß es mit Rückſicht auf dieſe Grundſtücke zweckmäßig geweſen wäre, nicht links durch die Schwarzburgallee abzubiegen, ſondern die Reichsſtraße direkt in der Spandauer Chauſſee weiterzugehen. Das iſt aber nicht mehr möglich. Wir brauchen daher unſere Betrachtung darauf nicht auszudehnen. Es iſt aber doch nicht zu leugnen, was auch in der Magiſtratsvorlage zum Ausdruck kommt, daß die gewählte Traſſe durch die Reichs⸗ ſtraße und durch die Schwarzburgallee eine gewiſſe und nicht unbedeutende Zukunft verſpricht und auch für die Erſchließung der Weſtendviertel, die jetzt der Regulierung und Bebauung entgegen⸗ gehen, von großer Bedeutung ſein wird. Sicher iſt auch nicht zu beſtreiten, daß den Hauptvorteil die Geſellſchaft hat, der eben dieſe Terrains ge⸗ hören, das iſt die Neu⸗Weſtend⸗Geſellſchaft. Dieſe Geſellſchaft leiſtet deswegen auch einen bei weitem höheren Zuſchuß zu dieſer Bahn, als wir es tun; ſie betundet damit ihr großes Intereſſe, das ſie am Bahnbau hat. Man könnte in Hinſicht auf einen Vorgang, der ſich früher einmal abgeſpielt hat und wo an dieſe Geſellſchaft die Anforderung geſtellt wurde, Zuſchüſſe zu einem andern Ver⸗ kehrsunternehmen zu leiſten, ſagen: die Traſſe, die die Hochbahngeſellſchaft gewählt hat, bleibt von unſern Grundſtücken in ſo weiter Entfernung ab, daß wir kein Intereſſe an dieſer Bahn haben reſp. nicht ein Intereſſe, das mit 200 000 ab⸗ gegolten werden muß. Ich glaube aber, man würde bei dieſer Deduktion einen Fehler machen.