220 1901, und die Weſtend⸗Geſellſchaft hat ſich damals auch bereit erklärt, ein Stück Land zu billigem Preiſe an die Stadt zu verkaufen, damit die pro⸗ viſoriſche Pumpſtation in der Nähe des Spandauer Bocks hergeſtellt wird. Jetzt beabſichtigt der Magiſt⸗ rat, das Pumpwerk herzuſtellen, allerdings auf einem anderen Platze, auf einem Gelände, das zur ſpäteren Reichsſtraße gehört. Das Straßen⸗ gelände iſt aber dort ſo breit, daß die Reichsſtraße um die Pumpſtation herumgeführt werden kann, ohne eine Beſchränkung des Verkehrs herbeizu⸗ führen. Auch liegt dieſes Gelände an der Reichs⸗ ſtraße tiefer als das, das man von der Weſtend⸗ Geſellſchaft erworben hat. Dieſe tiefere Lage iſt für die Pumſtation von Wert, denn neuerdings iſt ein beſonderer Grund hinzugetreten, weshalb dieſe Pumpſtation ſo tief gelegt werden muß. Der Magiſtrat hat nämlich mit dem Landwirtſchafts⸗ miniſterium emen Vertrag abgeſchloſſen, der im März dieſes Jahres von der Stadtverordneten⸗ verſammlung genehmigt wurde, wonach Char⸗ lottenburg ſich verpflichtet, die Abwäſſer der Kolonie, die rechts und links von der Heerſtraße im Grune⸗ wald angelegt werden ſoll, abzuführen. Während wir in Weſtend Miſchſyſtem haben, d. h. Regen⸗, Schmutz⸗ und Hauswaſſer abführen, ſoll von dieſer Kolonie nur das Hauswaſſer abgeführt werden. Es ergeben ſich Abwäſſermengen die zu transpor⸗, tieren ſind, für Weſt⸗Weſtend bei etwa 13 000 Ein⸗ wohnern von 1351 in der Setunde und von der Heerſtraßen⸗Kolonie bei etwa der gleichen Ein⸗ wohnerzahl von 40 1 in der Sekunde; das Ver⸗ hältnis von 135 1 zu 40 1 entſteht, weil auf der einen Seite Trennſyſtem, auf der anderen Seite Miſchſyſtem beſtehen ſoll. Die Abwäſſer, die von der Kolonie aus dem Grunewald kommen, münden ſehr tief, auf der Sohle von 31,50 m, während die Wäſſer, die von Weſtend kommen, etwa auf 4. 37 m münden. Alſo das von den Pumpen aufzunehmende Waſſer iſt aus zwei verſchiedenen Niveaus zu entnehmen, die etwa 6 m voneinander verſchieden ſind. Da hat man das Arrangement getroffen, daß die Sohle der Pumſtation zwiſchen beiden Höhen gelegen iſt, ſo daß das Waſſer von Weſtend mit Druck den Pumpen zufließt, während das andere etwa 4 m aus dem Sammler gehoben wird. Für die Pumpſtation iſt die Beſchaffung zweier Dieſelmotoren und zweier Differentialkolben⸗ pumpen mit einer Leiſtungsfähigkeit von je 10 1 pro Umdrehung vorgeſehen, die Umdrehungszahl kann von 60 auf 70 geſteigert werden, ſo daß 60 und 70 Sekundenliter gefördert werden können. Zwei Pumpen fördern alſo 120 bis 140 Sekundenliter; der Maximalbedarf iſt 135 Sekundenliter. Zu den zwei Pumpen ſoll ſpäterhin im Bedarfsfalle eine dritte Pumpe mit Motor als gemeinſchaftliche Reſerve hinzutreten. Die Koſten, die ſpäterhin durch die Aufſtellung des dritten Pumpenaggregats entſtehen, betragen etwa 50 000 ℳ. Nun iſt noch notwendig, von der Pumpſtation einen Notauslaß zu ſchaffen, der bei ſtarkem Regen⸗ wetter, wenn von Weſtend her der Pumpſtation ſoviel Regenwaſſer zufließt, daß ſie das Waſſer nicht mehr bewältigen kann, in Tätigkeit treten ſoll, aber erſt dann, wenn ſo viel Waſſer zugelaufen iſt, daß das Schmutzwaſſer die ſechsfache Verdünnung erreicht hat. Der Notauslaß mit 1,2 m lichtem Durchmeſſer ſoll vom Spandauer Bock zum Teil Sitzung vom 11. Mai 1910 durch Gelände gehen, das dem Spandauer Bock gehört, zum Teil muß er unter der Eiſenbahn durch⸗ geführt werden und dann am Ufer hin in die Spree. Von dem Spandauer Bock iſt die Genehmigung bereits erteilt; von der Eiſenbahnverwaltung und von der Waſſerbauverwaltung in Potsdam muß ſie noch herbeigeführt werden. Und, meine Herren, wegen des Umſtandes, daß dieſe Genehmigungen noch herbeigeführt werden müſſen, und daß es not⸗ wendig iſt, dieſe Pumpſtation noch in dieſem Jahre in Angriff zu nehmen, damit ſie rechtzeitig fertig⸗ geſtellt werden kann und wir unſere Vertrags⸗ verpflichtungen dem Landwirtſchaftsminiſterium und der Neuweſtend⸗Geſellſchaft gegenüber erfüllen können, deshalb, meine Herren, beantrage ich, um Zeit zu gewinnen, dieſe Vorlage nicht einer Kom⸗ miſſion zu überweiſen, ſondern trotz der Höhe von 589 000 ℳ ohne weitere Ausſchußberatung an⸗ zunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: A. Der vorgelegte Entwurf für ein proviſoriſches Pumpwerk am Einlauf der Reichsſtraße in die Spandauer Chauſſee und für einen pro⸗ viſoriſchen Notauslaß zwiſchen dem Pump⸗ werk und der Spree wird zur Ausführung genehmigt. B. Der Kanaliſierung folgender Straßen wird zugeſtimmt: 1. der Reichsſtraße zwiſchen Spandauer Chauſſee und Weſtendallee, der Reichsſtraße zwiſchen Weſtend⸗ und Preußenallee, 3. der Weſtendallee zwiſchen Reichsſtraße und Bayernallee, 4. der Straßen am Sachſenplatz (nördlich und ſüdlich), 5. der Schaumburgallee zwiſchen Reichs⸗ ſtraße und Weſtendallee, 6. der Mecklenburgallee zwiſchen Preußen⸗ und Weſtendallee, 7. der Bayernallee zwiſchen Preußen⸗ und Weſtendallee, 8. der Oldenburgallee zwiſchen Bayern⸗ und Mecklenburgallee, 9. der Oldenburgallee zwiſchen Bayern⸗ und Badenallee, der Badenallee zwiſchen Oldenburg⸗ und Preußenallee, der Schwarzburgallee zwiſchen Preußen⸗ allee und Eiſenbahn, der Oldenburgallee zwiſchen Schaumburg⸗ und Schwarzburgallee, der Oldenburgallee zwiſchen Schwarz⸗ burg⸗ und Mecklenburgallee. C. Die Koſten der Bauanlagen zu à und B im Geſamtbetrage von 589 900 ℳ, nämlich zu A im Betrage von 241 000 ℳ und zu B von 348 900 ℳ., beide gegenſeitig übertragbar, ſind aus bewilligten Anleihemitteln für den Ausbau der Kanaliſation in das Erxtra⸗ ordinarium des Kanaliſationsetats für 1910 einzuſtellen, unter Anrechnung der beim Abſchn. 1 Nr. 2bereits vorgeſehenen 373800 ℳ.) 1⁰ 13. Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: