Sitzung vom 11. Mai 1910 Verkehrsweges geſchaffen, der meiner Anſicht nach von Weltausſtellungen überhaupt. durch ſeine Vorzüglichkeit und ſeinen inneren Wert alle Anwartſchaft hat, ſich auszuwachſen vielleicht zu dem beſten oder jedenfalls zu einem der beſten unter allen denen, die in Groß⸗Berlin beſtehen. Wenn aber das erreicht iſt, dann werden diejenigen, die dieſen erſten Schritt getan, die den erſten Plan gefaßt haben, mit beſonderer Genugtuung eben an dieſen erſten Schritt und an die Schwierigkeiten zurückdenken, die es zu überwinden galt, als man ihn tat. (Lebhafter Beifall.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Kaufmann: Der Herr Bericht⸗ erſtatter beantragt, die Vorlage dem Ausſchuß zu überweiſen, der zur Vorberatung der in der vorigen Sitzung verhandelten Untergrundbahnvorlage er⸗ nannt wurde. Er beſteht aus den Kollegen: Becker, Brode, Dzialoszynski, Dr Frentzel, Harniſch, Jacobi, Kaufmann, Klick, Neukranz, Rackwitz und Scharn⸗ berg. (Zuruf.) Stadtv. Zietſch: Wir haben an Stelle des Herrn Kollegen Scharnberg Herrn Kollegen Wilk vorgeſchlagen. Vorſteher Kaufmann: Alſo Herr Kollege Scharnberg ſcheidet aus dem Ausſchuß aus und an ſeiner Stelle wird Herr Kollege Wilk in Vorſchlag gebracht. Wenn kein Widerſpruch erfolgt, iſt die Verſammlung damit einverſtanden. Es tritt alſo für Herrn Kollegen Scharnberg für dieſen Ausſchuß, der ja überhaupt erſt einberufen wird, Herr Kollege Wilk ein. — Gegen die Überweiſung der Vorlage an dieſen Ausſchuß iſt Widerſpruch nicht erhoben; es iſt ſo beſchloſſen. Wir kommen zu Punkt 9 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Entſendung von Magiſtratsmitgliedern und oberen Beamten zur Weltausſtellung in Brüſſel. — Druckſache 106. Berichterſtatter Stadtv. Otto: Meine Herren, der Ausſchuß hat am Montag getagt. Bei der Kürze der Zeit wird nicht jedem Mitgliede der Ver⸗ ſammlung das Protokoll des Ausſchuſſes zu⸗ gegangen ſein; ich erlaube mir deswegen, dieſes Protokoll vorzuleſen. Es lautet: Der Ausſchuß empfiehlt mit 4 gegen 4 Stimmen, wobei die Stimme des Vor⸗ ſitzenden den Ausſchlag gab, der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung folgende Beſchluß⸗ faſſung: Zur Entſendung von 2 Magiſtratsmit⸗ gliedern und 3 oberen Beamten zur Welt⸗ ausſtellung in Brüſſel 1910 werden 2200 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt. Sie ſehen aus dieſem Protokoll einmal, daß der Ausſchuß die Magiſtratsvorlage, die die Ent⸗ ſendung von 3 Magiſtratsmitgliedern und 4 oberen Beamten vorſah, abgelehnt hat, und Sie ſehen daraus zum zweiten, daß die Meinung über den Ausſchuß⸗ antrag inſofern geteilt geweſen iſt, als ebenſoviele Mitglieder dafür wie dagegen geſtimmt haben. Die Gründe der Gegner des Ausſchußantrages bewegen ſich einmal in der Betrachtung des Wertes 225 Es wurde die Meinung zum Ausdruck gebracht, daß Weltaus⸗ ſtellungen ſich überlebt hätten und zu Studien nicht geeignet erſchienen. So wertvoll Fachausſtellungen wären, ſo wenig Wert hätten Weltausſtellungen. Weiter meinte die Gegnerſchaft, daß wir uns bei der heutigen finanziellen Lage unſerer Stadt die größte Sparſamkeit auferlegen ſollten und des⸗ wegen die Magiſtratsvorlage abzulehnen wäre. Was dieſen Einwand angeht, ſo hat, wie Sie ſehen, auch diejenige Gruppe, die für den Aus⸗ ſchußantrag geſtimmt hat, dem Geſichtspunkt Rech⸗ nung getragen, indem ſie von der Magiſtratsvorlage 900 ℳ in Abzug gebracht hat. Sie hat ſich aber im übrigen nicht auf den Standpunkt ſtellen können, die Magiſtratsvorlage glatt abzulehnen. Wenn auch zugegeben wurde, daß Weltausſtellungen in gewiſſer Beziehung ihre Bedeutung verloren haben, ſo wurde doch, was die Brüſſeler Ausſtellung angeht, hervorgehoben, einmal, daß ja die Stadtverordnetenverſammlung mit dem Magiſtrat dieſe Weltausſtellung beſchickt habe, daß ſie dadurch alſo in gewiſſer Beziehung ihren Wert anerkannt habe, zum zweiten aber, daß auf dieſer Weltausſtellung in Brüſſel nach übereinſtimmendem Urteil die deutſche Ausſtellung etwas derartig Gelun genes ſei, daß ein Beſuch ſich unter allen Umſtänden lohne und auch für die Vertreter der Stadt Charl ottenburg von höchſtem Wert wäre. Als allgemeiner Geſichtspunkt wurde bei dieſer Gelegenheit von dem Herrn Magiſtratsdirigenten mit Nachdruck hervorgehoben, daß es für eine Stadt wie Charlottenburg, die auf allen Gebieten vor⸗ wärts ſtrebe und gewiß den Ehrgeiz habe, auch in Zukunft eine führende Rolle zu ſpielen, unbedingt notwendig ſei neue Anregungen zu erhalten, neue Einrichtungen kennen zu lernen, neue Verhältniſſe durch eigene Anſchauung auf ſich wirken zu laſſen. Das ſei unter allen Umſtänden von dem Beſuche der Weltausſtellung in Brüſſel zu erhoffen, und auch aus dieſem Grunde empfehle ſich eine Ent⸗ ſendung. Dazu tomme, daß auch der Ausſtellungsort an ſich in baulicher Beziehung außerordentlich viel des Intereſſanten biete, was neben der Weltaus⸗ ſtellung noch befruchtend wirken werde. Eine einzige Anregung, die ein Magiſtratsmitglied auf der Brüſſeler Weltausſtellung unter Umſtänden empfange, könne durchaus geeignet ſein, die geringen Ausgaben, die dieſe Magiſtratsvorlage erheiſche, zehn⸗ und hundertfach einzubringen. Nach dieſer Erörterung fand dann die Ab⸗ ſtimmung ſtatt, die das Ihnen bereits mitgeteilte Ergebnis hatte. Ich empfehle Ihnen als Bericht⸗ erſtatter des Ausſchuſſes die Annahme des Antrages, auch aus meiner perſönlichen Überzeugung heraus. Stadtv. Bergmann: Namens eines größeren Teiles meiner Freunde (Zuruf bei den Liberalen: Mehrheit!) habe ich zu erklären, daß wir der Magiſtratsvorlage wie auch dem Vorſchlage des Herrn Referenten unſere Zuſtimmung nicht geben können. Die Zwecke, die wir mit dem Beſuche einer Welt⸗ ausſtellung durch unſere Magiſtratsmitglieder und Beamten verfolgen, werden nicht erreicht. Die jetzigen Weltausſtellungen werden von den be⸗ treffenden Staaten meiſtens nur zu dem Zwecke arrangiert, um bei dem zu erwartenden großen