226 Fremdenzufluß Geld ins Land zu bringen. halb dienen auch die Arrangements, die getroffen werden, meiſtens dem Vergnügen und der Zer⸗ ſtreuung, weniger aber dem ernſten Streben, der Gelegenheit, dort etwas zu lernen. Dieſe Welt⸗ ausſtellungen von heute werden abgelöſt durch Fachausſtellungen, teils aber auch dadurch, daß Herren, die für einzelne Zweige ein beſonderes Intereſſe haben, diejenigen Staaten und Länder aufſuchen, wo derartige Einrichtungen und Ver⸗ anſtaltungen vorhanden ſind, um ſie dort an Ort und Stelle eingehender zu ſtudieren; teils aber werden ſie auch abgelöſt durch fachwiſſenſchaftliche Kongreſſe, und zu deren Beſuch durch Delegierte aus unſerem Magiſtrat und unſeren Beamten haben wir faſt ausnahmslos die entſprechenden Gelder bewilligt. So iſt es auch geſchehen, als wir uns in der letzten Sitzung mit der Entſendung mehrerer Bevollmächtigter nach Paris, London, Wien und Budapeſt und auch zum Straßenkongreß nach Brüſſel einverſtanden erklärt haben. So wird es auch ſtets geſchehen, wenn wir annehmen, daß dieſe Entſendung zum Vorteil unſerer Kommune und unſerer Intereſſen erforderlich iſt. Hier aber, meine Herren, ſehen wir nicht den Vorteil und die Notwendigkeit ein, am aller⸗ wenigſten aber in der Bewilligung einer Summe von 3100 ℳ, die es 7 Herren — außer den vorhin ſchon erwähnten — ermöglicht, nach dort zu reiſen. Im Ausſchuß wurde dieſe Forderung von dem Ma⸗ giſtratsvertreter damit begründet, daß die erforder⸗ liche Summe von 3100 ℳ im Verhältnis zu unſerem Millionenetat recht beſcheiden ſei. Meine Herren, das gebe ich zu. Aber mit demſelben Argument könnten wir alle Vorlagen größeren und kleineren Umfangs einfach akzeptieren. Ich bin vielmehr der Anſicht, daß wir ſämtliche Vorlagen, die im Laufe des Jahres an uns herantreten, die ein ge⸗ ſchloſſenes Ganze bilden und mit größeren oder kleineren Ausgaben verknüpft ſind, von dem Stand⸗ punkt der Sparſamkeit aus anſehen müſſen. Selbſt⸗ verſtändlich dürfen kulturelle, ſoziale und kommunale Aufgaben darunter nicht leiden. Wenn aber der Magiſtrat dennoch dieſe Ent⸗ ſendung von Delegierten für notwendig hält, ſo glaube ich, daß wir dieſer Forderung vollſtändig gerecht werden, wenn wir anſtatt der verlangten 3100 ℳ nur 1000 ℳ zur Entſendung von zwei Magiſtratsmitgliedern bewilligen, zumal ja ein Herr vom Tiefbauamt an und für ſich ſchon dorthin delegiert worden iſt. Ich beantrage demgemäß, anſtatt der 3100 ℳ 1000 ℳ zur Entſendung von 2 Magiſtratsmitgliedern nach Brüſſel zu bewilligen. Stadtv. Zietſch: Es hat mir ſehr leid getan, daß ich als Mitglied des Ausſchuſſes verhindert geweſen bin, der Ausſchußſitzung beizuwohnen. Ich bin aber durch andere Verpflichtungen, die für mich dringender Natur waren, abgehalten worden. Ich hätte ſonſt im Ausſchuß Gelegenheit genommen, über die Magiſtratsvorlage, wie ſie uns unterbreitet geweſen iſt, hinausgehende An⸗ träge zu ſtellen. Ich ſtütze mich dabei vor allen Dingen darauf, daß nicht eine Veranſtaltung ſehe, die in erſter Linie zum Amüſieren und zur Unterhaltung der Be⸗ ſucher da iſt. Man wird auch nach den Schilde⸗ rungen, die über die Brüſſeler Ausſtellung jetzt gegeben werden, zu der UÜberzeugung gekommen ſein, daß im Gegenſatz zu verſchiedenen anderen Des⸗ Weltausſtellungen und ich in der Weltausſtellung Sitzung vom 11. Mai 1910 im Gegenſatz zu einer größeren Ausſtellung, die wir 1896 in Berlin gehabt haben, wo die Vergnügungsparks die Hauptrolle geſpielt haben, die Brüſſeler Aus⸗ ſtellung vor allen Dingen einen ſehr ernſten Charakter trägt und einen ungemein erzieheriſchen Wert hat. Ich gebe ja ohne weiteres zu, daß durch die ver⸗ ſchiedenen Ausſtellungen die Anſchauung ſich breit machen könnte, daß der Wert der Weltausſtellunge eigentlich zurückgegangen iſt. (Zurufe bei den Liberalen.) — Nein, ich ſage: die Anſchauung könnte ſich breit machen; ich teile ſie nicht, ſondern ich ſehe gerade in den Ausſtellungen einen erfreulichen Fortſchritt ſich in der Richtung anbahnen, daß durch dieſe Ausſtellungen die unlauteren Kon⸗ kurrenzmanöver der Nationen untereinander aus⸗ geſchaltet werden. Ich hätte im Ausſchuß vor allen Dingen beantragt, daß wir die Zahl der Beſucher, die auf Koſten der Stadt die Ausſtellung anſehen könnten, ausdehnten. (Zuruf des Stadtv. Holz: Die ganze Stadtverord⸗ netenverſammlung!) — Laſſen Sie mich das nur begründen, Herr Kollege Holz! Ich weiß ja, daß Sie prinzipiell gegen derartige Delegationen ſind (Stadtv. Holz: Sehr unrichtig!) und auch ſchon gegen derartige Delegationen ge⸗ ſprochen haben, welche noch weit angebrachter waren als die zum Beſuche der Weltausſtellung. Es gibt eine Reihe von Städten, die ja zum großen Teil im Auslande liegen, die bei der Beſchickung von Weltausſtellungen durch Beſucher aus ihrem Gemeindebürgertreiſe viel weiter gehen, als Char⸗ lottenburg es getan hat und als deutſche Städte es getan haben. Da werden in dieſe Ausſtellungen nicht nur Magiſtratsmitglieder und höhere Beamte geſandt, ſondern man wählt aus den Berufs⸗ kreiſen der Bevölkerung die geeignetſten Leute heraus und läßt ſie ſich die Weltausſtellung anſehen, um für ihre Gewerbekreiſe die entſprechende An⸗ regung und Belehrung zu finden. (Stadtv. Dr Erüger: Sehr gut!) Das iſt ſehr gut und ſehr verſtändig, und ich erinnere daran, daß das auch früher in Berlin gegolten hat, daß bei der Weltausſtellung, die anfangs der 60er Jahre in London ſtattgefunden hat, auf Koſten der Stadt Berlin eine ganze Reihe von Arbeitern nach London geſchickt worden ſind, die ſich die Weltausſtellung angeſehen haben. (Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Das haben wir nach Paris auch getan!) Deshalb begreife ich den Widerſpruch, der ſich hier geltend macht, die Brüſſeler Ausſtellung be⸗ ſuchen zu laſſen, um ſo weniger. Wenn jetzt die Vorlage durch den Ausſchuß⸗ antrag noch bedeutend eingeſchränkt iſt, ſo, glaube ich, tut man nicht gut, eine weitere Einſchränkung befürworten zu wollen. Herr Kollege Bergmann hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß zwei Magiſtratsmitglieder genügen, um dort alle Er⸗ fahrungen zu ſammeln, die nutzbringend für die Stadt verwendet werden können. Er ſtellt ſich auf den Standpunkt, daß alle weiteren Ausgaben für dieſen Zweck zum Fenſter hinausgeworfen ſind. Ich teile dieſen Standpunkt nicht; ſondern gerade wenn außer einzelnen Magiſtratsmitgliedern, die als Reſſortvorſteher dieſe Ausſtellung beſuchen und