244 darauf aufmerkſam gemacht, daß es durchaus not⸗ wendig iſt, in modernen Straßen für Luft und Licht zu ſorgen. Hier in der Neuen Chriſtſtraße iſt gerade das Gegenteil geſchehen; und nicht bloß in der Chriſtſtraße, auch anderswo, am Kaiſerdamm z. B., in der Bismarckſtraße iſt es ebenſo: von außen prachtvolle Straßenfronten und hinten die Höfe, die Hinterwohnungen ohne Möglichkeit, ſie ordent⸗ lich zu durchlüften. Darauf, möchte ich bitten, bedacht zu ſein. Mir iſt geſagt worden, daß das durch die jetzt beſtehende Bauordnung einmal ſo zuläſſig ſei; ich möchte aber doch bitten, daß der Magiſtrat ſeinen Einfluß dahin geltend macht, daß in dieſer neuen Straße dieſer Fehler nicht gemacht wird, daß dort die für die Geſundheit ſehr not⸗ wendige Möglichkeit des Durchzuges geſchaffen wird. Ich habe mit Bedauern geſehen, daß bei dieſer Vorlage wohl an Erweiterung des Verkehrs unmittelbar anſtoßend bemerken — iſt (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Bericht⸗ erſtatter verzichtet. Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines gliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bergmann, Dunck, Harniſch, Klau, Klick, Nickel, Rackwitz, Wagner, Wenig, Wilt und Zander.) Vorſteher Kaufmann: Von Herrn Kollegen Brode und einer großen Anzahl anderer Herren iſt folgender Antrag eingegangen Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, an die Verſammlung ſchleunigſt eine Vorlage behufs Anderung des § 5 der Wertzuwachs⸗ ſteuerordnung vom 14. März 1910 gelangen zu laſſen. Die Anderung ſoll ſich darauf beziehen, daß dieſer Paragraph im Sinne des § 10 der von der Reichskommiſſion beſchloſſenen Reichswertzuwachsſteuer gefaßt wird, ſo daß Aufwendungen, welche für Verbeſſerungen durch Neu⸗ und Umbauten erfolgt ſind, dem Anſchaffungswerte bei Ermittelung des Wert⸗ zuwachſes hinzugerechnet und nicht vom Veräußerungswerte abgezogen werden. Ich werde dieſen Antrag auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. (Unruhe.) Meine Herren, Sie haben ſich ja vorgenommen, in anderen Lokalen Privatunterhaltungen zu führen; ich würde Sie bitten, daß Sie ſich Ihres Vor⸗ habens doch entſinnen. Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beitrag zur Garantieſumme für eine Fritz⸗Reuter⸗ Hundertjahr⸗ Ausſtellung. Druckſache 151. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Ausſchuſſes von 11 Mit⸗ g Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 4 Sitzung vom 25. Mai 1910 Zu der Garantieſumme für eine vom Juli bis Oktober 1910 in Berlin zu veranſtaltende „Fritz⸗Reuter⸗Hundertjahr⸗Ausſtellung“ wird ein Beitrag von 500 ℳ aus dem Dispo⸗ ſitionsfonds bewilligt.) Sitzung bitte ich Das Protokoll der heutigen Wolffenſtein und die Herren Kollegen Brode, Zander zu vollziehen. Wir kommen zu Punkt 13 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beſchaffung von Büchern anläßl ich der hundertjährigen Wiedertehr des Todestages der Königin Luiſe. — Druckſache 152. Stadto. Dr. Borchardt: Meine Herren, meine Freunde können es durchaus verſtehen, wern gelegentlich nationaler Gedenktage die Schüler unſerer Volksſchulen auch durch beſondere Ehren⸗ gaben darauf hingewieſen werden. Meine Freunde finden es auch begreiflich, daß dynaſtiſche Feiern nach Lage der Dinge unter unſeren Verhältniſſen mit nationc len Gedenkfeiern verbunden werden. Meine Freunde halten es aber für ganz und gar unangebracht, durch die Stadtgemeinde dem Be⸗ ſtreben, den geſchichtlich nicht ganz — na, ich kann mich auch, glaube ich, noch etwas ſchärfer aus⸗ drücken: (Heiterkeit) dem Kultus, der mit der Königin Luiſe getrieben wird, Vorſchub zu leiſten. Dieſer Kultus führt eradezu zu einer Verleugnung anerkannter ge⸗ ſchichtlicher Tatſachen, (Stadtv. Freund: Nein, gar nicht!) und es beſteht durchaus die Befürchtung, daß das Buch, welches bei Gelegenheit dieſer Gedenkfeier in unſeren Volksſchulen verteilt werden ſoll, unſerer Jugend nicht einfache geſchichtliche Tatſachen ver⸗ mittelt, ſondern daß geradezu der Sinn für geſchicht⸗ liche Wahrheit vergiftet wird durch dieſen un⸗ geſunden Kultus, der in weiten Kreiſen künſtlich gepflegt wird. (Stadtv. Jachmann: Pfui! — Stadtv. Stein: Der Kultus iſt ſehr geſund!) Deswegen ſind meine Freunde nicht in der Lage, dieſer Ehrengabe zuzuſtimmen⸗ Die Zwiſchenrufe, die hier gefallen ſind, zeugen von einer durchaus künſtlichen Erregung (ſehr gut! bei den Sozialdemokraten) und beweiſen, daß dieſer Kultus, der auch nur künſtlich gepflegt worden iſt, eben ſeine vergiftende Wirkung bereits gezeitigt hat. (Stadty. Zietſch: Sehr gut! Lachen bei der Vereinigten alten Fraktion.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ich möchte bitten, daß die Herren doch ihre Zwiſchenrufe unterlaſſen. Bei der vom Standpunkt des Herrn Kollegen Borchardt in ſeiner Rede ruhig geführten Debatte (ſehr richtig! bei den Liberalen) iſt der Ausdruck „Pfui“, den ich gehört habe, meiner Anſicht nach nicht am Platze geweſen. (Sehr richtig!) Ich möchte bitten, die Zwiſchenrufe durchaus zu unterlaſſen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, wir rwarten, bei dieſer Gelegenheit wieder mußten ja erwan 3 eine derartige Ausſprache zu hören, wie wir ſie vor