246 Ich habe nur mit ganz kurzen Worten darauf hin⸗ weiſen wollen, daß die objektive Geſchichtsforſchung zu anderen Reſultaten kommt als zu dieſem Nimbus, der um die Königin Luiſe verbreitet wird. Gegen⸗ über dem Buch, das Herr Kollege Otto erwähnte, will ich nur auf das Buch von Prof. Lehmann über den Freiherrn vom Stein verweiſen, in welchem die Stellung, welche die Königin Luiſe zu dieſem großen Staatsmann eingenommen hat, wahrheits⸗ getreu geſchildert iſt. Alſo wir können nicht einſehen, daß die Zwecke, die mit der Verteilung dieſer Bücher gerade an dieſem Gedenktage verfolgt werden, fördernd für die geſchichtliche Auffaſſung unſerer Volksſchul⸗ kinder ſind, und da es ſich zu allermeiſt um Kinder derjenigen Kreiſe handelt, die von meinen Freunden vertreten werden, ſo entnehmen meine Freunde daraus die doppelte Pflicht, ſehr energiſch Ver⸗ wahrung dagegen einzulegen. Die Verwahrung würde vielleicht minder energiſch ausfallen, wenn Sie dieſe Ehrengabe in den höheren Schulen ver⸗ teilen wollten. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Anläßlich der 100jährigen Wiederkehr des Todestages der Königin Luiſe werden zur Beſchaffung von Büchern für Kinder der Gemeindeſchulen 4000 bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Ich ſtelle feſt, daß der Antrag des Magiſtrats mit Ausnahme der Freunde des Herrn Borchardt allgemein angenommen iſt. Wir kommen zu Punkt 14 der Tagesordnung: Wahl eines Mitgliedes für den Rechnungs⸗ prüfungsausſchuß. Anſtelle des Herrn Kollegen Bartſch iſt Herr Kollege Klick in Vorſchlag gebracht. Wenn kein Widerſpruch erfolgt, ſtelle ich feſt, daß die Ver⸗ ſammlung ſo beſchloſſen hat.— Es iſt ſo beſchloſſen. Punkt 15 der Tagesordnung: Beſchlußfaſſung über die Vorlagen betr. Ablauf der Wahlzeit des Oberbürger⸗ meiſters, betr. Ablauf der Wahlzeit eines Magiſtrats⸗ mitgliedes. Druckſachen 130, 131. Wir haben über die Anträge des Ausſchuſſes abzuſtimmen, über die in der geheimen Sitzung bereits Bericht erſtattet worden iſt. Der Ausſchuß empfiehlt der Verſammlung faſſung: 3 a) Für den Fall der Wiederwahl des Ober⸗ bürgermeiſters Schuſtehrus wird das Gehalt desſelben auf 24 000 ℳñ belaſſen und dem Oberbürgermeiſter Schuſtehrus eine per⸗ ſönliche ruhegehaltsfähige Zulage von 3000 ℳ für das Jahr bewilligt. 2 p) Für den Fall der Wiederwahl des Stadt⸗ ſchulrats Dr Neufert wird das Gehalt des⸗ ſelben auf 12 000 ℳ belaſſen und dem Stadt⸗ ſchulrat Dr Neufert eine perſönliche ruhe⸗ folgende Beſchluß⸗ z zinſen bei Zugrundelegung eines gehaltsfähige Zulage von 1500 ℳ für das Jahr bewilligt. Sitzung vom 25. Mai 1910 (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit demgemäß.) Ich glaube übrigens, auch in der öffentlichen Sitzung hinzufügen zu dürfen, daß der Ausſchuß und in der geheimen Sitzung auch die Verſammlung darin einſtimmig war, die Wiederwahl der beiden ausſcheidenden Perſönlichkeiten zu empfehlen. (Bravo!) Wir kommen zu Punkt 16 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlagen 2) betr. Fortſetzung der Untergrundbahn vom Reichskanzlerplatz nach der Gemarkungs⸗ grenze, b) betr. Erteilung der Zuſtimmung an die Hoch⸗ bahngeſellſchaft zum Ban der Untergrund⸗ bahn nach dem Gleisdreieck, dem Nürn⸗ berger Platz und dem Kurfürſtendamm. — Druckſachen 114, 136, 153. Es wird ſich empfehlen, über die beiden Vor⸗ lagen getrennt zu berichten und auch getrennt da⸗ rüber abzuſtimmen. — Der Herr Berichterſtatter hat das Wort zunächſt zu dem Bericht des Ausſchuſſes über die Vor⸗ lage betr. Fortſetzung der Untergrund⸗ bahn vom Reichskanzlerplatz nach der Gemarkungsgrenze. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, dem Vorſchlage des Herrn Vorſtehers folgend, referiere ich zunächſt ausſchließlich über dieſes Thema. Der Ausſchuß, den Sie zur Prüfung dieſer Angelegenheit eingeſetzt haben, hat ſich im we⸗ ſentlichen über 4 Punkte unterhalten: zunächſt über den Zuſchuß, der zu leiſten iſt, zweitens über den Eröffnungstermin der Bahn, drittens über die Zeitfolge der Züge und viertens und darüber am längſten — über die eventuelle Einrichtung einer neuen Station. Ehe ich meinen Bericht über dieſe vier Punkte gebe, möchte ich noch weiter bemerken, daß ſich der Ausſchuß behufs Interpretation und Feſtſtellung von verſchiedenen Begriffen mit dem Magiſtrat auch noch über die Begriffe Buchwert und Tilgung unterhalten hat, die in dieſem Vertrage eine be⸗ ſondere Rolle ſpielen, und daß der Ausſchuß mit dem Magiſtrat darin einig war, daß unter Buchwert das wirklich aufgewendete Anlagekapital zu ver⸗ ſtehen iſt abzüglich der Tilgungen, und daß die Tilgung unter Zugrundelegung der vereinbarten Dauer der Zuſtimmung für das Bahnunternehmen u bemeſſen iſt, und zwar derart, daß das Anlage⸗ kapital bei Ablauf der Zuſtimmung — d. i. im Jahre 1987 — vollſtändig getilgt iſt. Das heißt: die Til⸗ gungsraten ſind in jedem Jahre ſo zu bemeſſen, daß die Summe der jährlichen Tilgungsraten unter Hinzurechnung der Zinſen und Zinſes⸗ Zinsſatzes von 4% im Jahre 1987, alſo bei Ablauf der Zuſtimmung, dem zu tilgenden Geſamtkapital gleichkommt. Ich habe das vorweggenommen, weil es ſich ſchlecht in den Gang der Geſamtberichterſtattung einfügen läßt. 4 Ich kehre nunmehr zu dem eigentlichen Thema zurück. Wie bereits vorhin ausgeführt, war der erſte