Sitzung vom 25. Mai 1910 Punkt, der uns beſchäftigt hat, der Zuſchuß von 200 000 ℳ. Nicht unbeſtritten hat ſich ſchließlich der Ausſchuß darauf geeinigt, Ihnen die Annahme dieſer Summe zu empfehlen, ſondern es waren im Gegenteil auch eine ganze Reihe von Stimmen vorhanden, welche glaubten, man könnte dieſen Vertrag auch ohne Bewilligung dieſes Zuſchuſſes ſchließen. Man hatte zunächſt an die Rolle erinnert, welche die Neuweſtendgeſellſchaft, die ja an dieſer Bahn vor allem intereſſiert iſt, vor einigen Jahren bei Gelegenheit des Baues des Bahnhofes Heerſtraße geſpielt hat, und man hat geſagt, man könnte dieſe Rolle nun umdrehen und ſagen: wenn ihr uns damals einen Beitrag nicht bewilligt habt, wollen wir jetzt dieſen Beitrag von 200 000 ℳ auch nicht bewilligen; es wurde auf das große In⸗ tereſſe hingewieſen, welches die Neuweſtendge⸗ ſellſchaft an der Erſchließung ihrer Terrains hätte, und endlich auf das Intereſſe, welches die Hochbahn gerade an der Erſchließung dieſer Strecke haben müßte, um einen direkten Anſchluß an den Grune⸗ wald zu ermöglichen. Dem wurde entgegenge⸗ halten, daß zwar eine gewiſſe moraliſche Berech⸗ tigung vorläge, dieſe Forderung der 200 000 ℳ wieder abzuſtreichen, daß auf der anderen Seite aber doch zu berückſichtigen wäre, daß die Neu⸗ weſtendgeſellſchaft dadurch ſchon genügend ihr Intereſſe an dieſem Bahnbau zum Ausdruck bringe, daß ſie die ganzen Fehlbeträge des Betriebes garantiere, und daß endlich die Hochbahn ein großes Intereſſe an dem Ausflüglerverkehr nach dem Grunewald nicht habe. Endlich — und das war auch wohl das Durchſchlagende — wurde hervor⸗ gehoben, daß man die Frage nicht ſo ſtellen müſſe, ob etwa den anderen Geſellſchaften etwas zuviel des Guten oder des Vorteils geſchähe, ſondern daß man zu fragen habe, ob man die 200 000 ℳ als eine Anlage anzuſehen haben werde, die ſich rentiere, und daß man ſie aus dieſem Grunde bewilligen könnte. Darin war man einſtimmig, daß dieſe 200 000 ℳ ein gut angelegtes Kapital ſein würden, das durch die einſetzende Bebauung, durch die Erhöhung der Steuereinnahmen ſich zweifellos nicht nur rentieren, ſondern ſehr reichlich rentieren und amortiſieren würde, und ſo kam es, daß ſchließlich die Mitglieder des Ausſchuſſes, auch die⸗ jenigen, welche zunächſt gegen die Bewilligung geſprochen haben, für ſie ſtimmten. Dabei wurde auch noch hervorgehoben, daß bei dieſem Preiſe von 200 000 ℳs man auch an die Vorlagen denken müßte, die wir vorher beſchloſſen haben, die mit dieſer ein unzertrennbares Ganzes bilden, und daß man nicht ausrechnen könne, ob die 200 000 ℳ etwa auf die Dahlemer Wieſe zu rechnen wären, oder ob ſie auf dieſe Bahn in Anrechnung zu bringen wären. Der zweite Punkt war der Eröffnungstermin der Bahn. Es wurden Stimmen laut, die ſich mit dem Eröffnungstermin des 1. April 1918 in keiner Weiſe einverſtanden erklärten, ſondern einen früheren Termin wünſchten. Die Mitteilung jedoch, daß die Weſtendgeſellſchaft ſich das Recht vor⸗ behalten hat, die Eröffnung der Bahn ſchon vor dem 1. April 1918 fordern zu dürfen, hat den Ausſchuß bewogen, in dieſem Punkte von einer Anderung Abſtand zu nehmen. Es iſt allerdings ziemlich klar, daß, falls die Bebauung ſo einſetzt, daß der Bahn⸗ betrieb vernünftig und rationell erſchemt, die Weſt⸗ endgeſellſchaft von ihrem Rechte Gebrauch machen a daß auch der Bahnbetrieb früher beginnt. 247 Es hat aber, ſollte ſich dieſe Hoffnung nicht erfüllen, für uns keinen Zweck, der Geſellſchaft eine Be⸗ dingung aufzudrängen, die praktiſch und volkswirt⸗ ſchaftlich ganz weſenlos iſt; denn wenn dort keine Menſchen wohnen, kann es uns gleichgiltig ſein, ob die Bahn fährt oder nicht. Der dritte Punkt war die Zeitfolge der Züge. Hier hat der Ausſchuß geglaubt, eine Anderung vorſchlagen zu ſollen. Es iſt richtig, daß eine Bahn, die nur in den belebteſten Stunden eine Zugfolge in Intervallen von 15 Minuten vorſieht und in minder belebten Stunden dieſen Zwiſchenraum ſogar auf 22 ½ Minuten erhöhen will, keine Bahn iſt, die als eine Schnellbahn angeſehen werden kann. Der Ausſchuß ſchlägt Ihnen daher vor, daß dieſe Beſtimmung geändert werde, wenigſtens für die Zeit nach dem 1. April 1918, und zwar auf 10 reſp. 15 Minuten Zwiſchenpauſe. Ich glaube, daß die Hochbahngeſellſchaft ohne weiteres dieſe Be⸗ dingung bewilligen wird, und möchte Ihnen die Annahme empfehlen. Am längſten hat den Ausſchuß die Frage der Errichtung einer Zwiſchenſtation etwa in der Ge⸗ gend der Eſchenallee beſchäftigt. Zu dieſer Frage lag auch die Petition eines Bezirksvereins vor. Es war durchaus nicht zu verkennen, daß das, was in der Petition und was auch im Ausſchuß gefordert wurde, durchaus ſachgemäß, vernünftig und begründet war. So kam es auch, daß die ſämtlichen Mitglieder des Ausſchuſſes dieſem Ver⸗ langen, das von einzelnen Mitgliedern geſtellt wurde, ſehr ſympathiſch gegenübergeſtanden haben, und es war ſogar Stimmung vorhanden, Ihnen vorzuſchlagen, den Zuſchuß von 200 000 ℳ noch beträchtlich, etwa auf 300 000 ℳ, zu erhöhen, wenn andererſeits ſich die Untergrundbahngeſellſchaft bereit erklären würde, für dieſes Plus eine weitere Station einzurichten. Leider mußte man nach den Darlegungen, die die Magiſtratsmitglieder machten, ſich ſagen, daß auch eine ſolche Summe von 100 000 ℳ nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre. Die Koſten eines ſolchen Bahnhofbaues bezifferte der Herr Stadtbaurat auf etwa 500 000 ℳ, und da kann man nicht mit einer Summe von nur 100 000 ℳ Zuſchuß kommen. Auf der anderen Seite ſind es aber auch gewiſſe ſachliche Bedenken, die dagegen ſprechen. Meine Herren, die Strecke zwiſchen der neu zu errichtenden Station Schwarzburgallee und der Station Reichs⸗ kanzlerplatz beträgt 1100 m. Würden wir nun an der Eſchenallee eine Station einrichten, ſo hätten wir auf der einen Seite eine Strecke von 500 m, auf der anderen Seite eine Strecke von 600 m. Dieſe Strecken würden aber ſehr viel kleiner ſein als die Entfernungen, die wir im allgemeinen zwiſchen den Stationen in unſerer Charlotten⸗ burger Gemarkung finden. Es wurde uns im Ausſchuß bekanntgegeben, daß die Entfernung zwiſchen dem Nollendorfplatz und dem Wittenberg⸗ platz 900 m beträgt, zwiſchen dem Wittenbergplatz und dem Zoologiſchen Garten und ebenſo zwiſchen dem Zoologiſchen Garten und dem Knie etwa 1000m, und daß die Entfernung der neuen Station Uhland⸗ ſtraße, über die wir nachher zu beraten haben, von der Station Wittenbergplatz ſogar 1300 m be⸗ tragen wird, alſo ſogar noch länger ſein wird als die Strecke, die hier vorgeſchlagen wird. Es wäre alſo immerhin bedenklich, eine derartige Häufung der Stationen auf einer Außenſtrecke anzuordnen, wie ſie berechtigt iſt und in der Tat auch gebaut iſt