248 im Zentrum der Stadt zwiſchen dem Leipziger Platz und dem Kaiſerhof und dem Kaiſerhof und der Friedrichſtraße. Außerdem — Herr Stadtbaurat erinnert mich zur rechten Zeit noch daran — haben wir ja einen Tarif, der ſich nach der Anzahl der Stationen richtet: es würde ſich alſo für diejenigen, welche auf der neuen Station Schwarzburgallee einſteigen, durch die Einfügung einer neuen Station eine nicht unweſentliche Verteuerung ergeben. Trotz alledem konnte der Ausſchuß von ſeiner Sympathie für dieſes Projekt nicht abkommen. Er hat ſich in einer, glaube ich, überaus mäßigen und milden Form auf eine Reſolution geeinigt, die Sie abgedruckt ſehen, und die im weſentlichen eigentlich nichts anderes bezwecken ſoll, als für den Fall, daß dort der Verkehr ſich ſtärker ſteigern ſollte, die Möglichkeit der künftigen Errichtung einer Station vorzuſehen. Ich möchte Sie nun bitten, die Ausſchußan⸗ träge mit dieſer Reſolution anzunehmen und die Genehmigung zum Abſchluß dieſes Vertrages auszu⸗ ſprechen. (Bravo!) Stadtv. Becter: Meine Herren, der Herr Berichterſtatter hat einen Teil der Kommiſſions⸗ beratungen doch in ſo blaßblauer Farbe gemalt, daß ich genotwendigt bin, näher darauf einzugehen und etwas energiſchere Worte zu benutzen. Von dem Kommunalverein Weſtend iſt zu dem vorliegenden Antrage eine Petition aufgeſtellt worden, in welcher er bittet, man möge von der Be⸗ willigung der 200 000 ℳ 3 fonds perdu und von der Zuſtimmung zur Verlängerung der Untergrundbahn Abſtand nehmen, man möge die Genehmigung ver⸗ weigern, wenn nicht noch eine Station, etwa an der Eſchenallee, eingerichtet werde. Meine Herren, wenn dieſer Antrag angenommen und ein ent⸗ ſprechender Beſchluß gefaßt werden könnte, dann hätten wir natürlich ein raditales Mittel, um die Station durchzuſetzen. Aber dieſe Verlängerung der Bahn iſt mit einem anderen Geſchäft verquickt worden — es handelt ſich um das Geſchäft, das wir heute unter Punkt 2 der nichtöffentlichen Sitzung behandelt haben —, ſo daß es doch wohl fraglich erſcheint, ob es richtig iſt, zu ſo energiſchem Mittel zu greifen. Einmal würde eine höchſt peinliche Lage geſchaffen werden, wenn wir Inausſichtſtellungen, die der Magiſtrat gemacht hat, nicht halten wollten, und ich fühle mich entſchieden verpflichtet, wenn unſer Magiſtrat Inausſichtſtellungen gemacht hat, und ich kann es nur irgendwie mit meinem Ge⸗ wiſſen vereinigen, daß ich auch die Worte des Magiſtrats hochhalte und meine Zuſtimmung gebe. Denn, meine Herren, der Magiſtrat würde ja in eine üble Lage kommen, er würde ſeine Autorität ver⸗ lieren und überhaupt nicht mehr verhandeln können. Es treten natürlich immer wieder Fälle ein, wo der Magiſtrat verhandeln muß und nicht erſt die Stadtverordnetenverſammlung fragen kann. Aber, meine Herren, ich glaube auch, daß wir das⸗ jenige, was wir in Weſtend erſtreben und wünſchen, vielleicht auch ohne ſolche energiſchen Mittel er⸗ reichen werden, und aus dieſem Grunde bin ich in der Kommiſſion auch auf die Reſolution eingegangen, die Ihnen vorgelegt iſt, auf deren Wortlaut ich nachher noch zurückkommen werde. Meine Herren, ich muß zunächſt eine Angabe des Herrn Berichterſtatters berichtigen. Der Herr Berichterſtatter hat von den Entfernungen der Sitzung vom 25. Mai 1910 Uuntergrundbahnhöfe voneinander geſprochen. Der Bahnhof in der Schwarzburgallee, der ja bereits angelegt iſt, iſt von dem Bahnhof Reichskanzlerplatz 1250 m entfernt. Nach der Magiſtratsvorlage beträgt die ganze Verlängerungsſtrecke etwa 1500 m; der Bahnhof in der Schwarzburgallee iſt ganz nach Weſten hinausgerückt worden, ſo nahe an das Gleis der Spandau⸗Charlottenburger Eiſen⸗ bahn, daß vielleicht nur 150 m dort übrig bleiben, dann fängt der Bahnhof an und zieht ſich nach Nordoſten hin, und dann kommt der Eingang. Wenn man von Eingang zu Eingang rechnet, vom Reichskanzlerplatz bis zur Schwarzburgallee, dann kann man vielleicht auf 1150 m kommen. Die Einſteigepunkte in die Wagen liegen aber etwa 1250 m voneinander entfernt. Dann hat der Herr Berichterſtatter geſagt: wenn man eine Station dazwiſchenlegte, würden ſich Strecken ergeben, wie ſie ſonſt auf der Hoch⸗ und Untergrundbahn nicht vorkommen. Das iſt auch ein Irrtum. Die Station Kaiſerdamm iſt vom Reichskanzlerplatz nur 600 m entfernt. Das würde alſo dieſelbe Entfernung ſein, wie ſich etwa ergeben wird, wenn zwiſchen Reichskanzlerplatz und Schwacz⸗ burgallee noch eine Station eingeſchoben wird. Vom Sophie⸗Charlotte⸗Platz bis zum Reichs⸗ kanzlerplatz hinauf iſt ungefähr dieſelbe Entfernung vom Reichskanzlerplatz nach der Schwarzburg⸗ allee. Meine Herren, die Verhältniſſe liegen jetzt ſo: die Station Reichskanzlerplatz iſt von dem Herzen von Alt⸗Weſtend in etwa 12 bis 15 Minuten zu erreichen und die neue Station an der Schwarzburg⸗ allee ebenfalls in 12 bis 15 Minuten. Wenn man, wie es früher projektiert war, die Station an der Eſchenallee baute, würde die Entfernung nur 4 bis 6 Minuten betragen. Meine Herren, Sie können ſich die Bedeutung der Untergrundbahn an der Eſchenallee für Weſtend vorſtellen. Wenn man bei ſchönem Wetter an einem Maientage 12 bis 15 Minuten zur Station zu gehen hat, und man hat Zeit, ſo macht das nichts, das iſt ein an⸗ genehmer Spaziergang. Wenn man aber im November, wenn der Sturm dort oben pfeift und der Regen und Schnee einem ins Geſicht ſchlägt, die 12 bis 15 Minuten zu gehen hat, ſo iſt das für uns Großſtädter eine ſehr unangenehme Leiſtung. Die Leiſtung iſt für uns um ſo unangenehmer, weil wir oben keine Droſchken haben, keine Automobile, keine elektriſche Bahn, keinen Omnibus. Es fehlt uns alſo die geſchützte Verbindung mit den Bahn⸗ höfen; wir müſſen die Entfernung mit unſeren Schuhſohlen abklappern. Die Untergrundbahn hat für Weſtend und namentlich auch für Alt⸗Weſtend eine überaus hohe Wichtigkeit gewonnen. In früherer Zeit, als die Stadtbahn die Verbindung nach dem Norden von Berlin darſtellte, beſtand die beſitzende Be⸗ völkerung von Weſtend zum großen Teil aus Fabritbeſitzern und Induſtriellen, die im Norden Berlins wohnten und nur mit der Stadtbahn herüberkommen konnten. Nachdem die elektriſche Bahn mit der P und R⸗Linie eingerichtet worden iſt, haben ſich einige Kaufleute und Induſtrielle aus Charlottenburg, einige aus Berlin herangezogen. Jetzt, meine Herren, wo die Untergrundbahn beſteht, kommt der Zufluß, auf den wir rechnen müſſen, aus Berlin C. Das ſind die wohlhabenden Kaufleute und Geſchäftsleute, die in Berlin C ihr Geſchäft betreiben und herausfahren wollen, um