25 6 beſtanden; in den Zeiten ſtarken Verbrauchs, d. h. in den Stunden vor dem Mittageſſen und nach dem Mittageſſen, war in den oberen Etagen zahl⸗ reicher Häuſer kein Waſſer mehr zu haben, ins⸗ beſondere verſagten auch die Warmwaſſerleitungen. Wir haben feſtgeſtellt, daß die Urſache dieſer plötzlichen Kalamität in einem ganz übermäßig hohen Waſſerverbrauch zu finden war. Um nur eine Zahl zu geben, betrug am Dienstag, alſo geſtern, der Waſſerverbrauch pro Kopf der Be⸗ völkerung 199 Liter, eine Zahl, die, ſoviel wir wiſſen, in Deutſchland bisher unerhört war, und die auch in unſerer Stadt in dieſer Höhe bisher nicht erreicht worden iſt. Der Verbrauch, der in den letzten 5 Jahren überhaupt vorgekommen iſt, hat pro Kopf der Bevölkerung 182 Liter be⸗ tragen, meiſt iſt er ſelbſt in Zeiten ſtarker Hitze er⸗ heblich hinter dieſer Zahl zurückgeblieben. Um eine Vergleichszahl zu nennen, bemerke ich, daß nach der Auskunft des Herrn Direktors der. Berliner Waſſerwerte in Berlin am Sonnabend nur 130 Liter pro Kopf der Bevölkerung verbraucht worden ſind, während bei uns am gleichen Tage 193 Liter verbraucht wurden. Sie ſehen alſo, daß ein Waſſer⸗ verbrauch eingetreten iſt, der in dieſer Höhe nicht vorhergeſehen werden konnte. Am ſtärkſten hat ſich die Kalamität, wie Ihnen wohl ſchon aus der Preſſe bekannt iſt, im Oſten unſerer Stadt bemerkbar gemacht, beſonders in der Augsburger Straße und deren Nebenſtraßen. Das hat ſeine Urſache einmal in der großen Ent⸗ fernung dieſer Gegend von unſerm Hauptreſervoir in Weſtend. Je weiter die Zapfſtelle bezw. das Zuleitungsrohr von dem Hauptreſervoir entfernt iſt, je weiter der Weg iſt, den das Waſſer zurück⸗ legen muß, um ſo ſtärker wird bekanntlich der Reibungsverluſt. Deshalb leiden die entfernt liegenden Stadtteile in ſolchen Fällen am meiſten. Es kommt hinzu, daß das Rohrnetz in Charlotten⸗ burg ſeinerzeit nicht als ein ganz ſelbſtändiges Rohrnetz, ſondern als ein Teil des großen Waſſer⸗ netzes der Charlottenburger Waſſerwerke A.⸗G. angelegt worden iſt. Früher war demgemäß auch das Charlottenburger Rohrnetz mit dem Rohrnetz der Aktiengeſellſchaft gerade im Oſten unſerer Stadt verbunden mit dem Rohrnetz für Schöne⸗ berg und Wilmersdorf. Nachdem wir das Waſſer⸗ werk übernommen hatten, iſt dieſe Verbindung zerſchnitten worden, und es macht ſich nunmehr, nach der Iſolierung unſeres Rohrnetzes, die von uns nicht verſchuldete unzureichende Konſtruktion des öſtlichen Teiles des Rohrnetzes in Geſtalt eines mangelhaften Druckes des Waſſers bemerkbar. Als weiterer Grund für die namentlich im Oſten auftretenden mangelhaften Druckverhältniſſe kommt hinzu, daß die Charlottenburger Haus⸗ beſitzer im Vertrauen auf den ſehr ſtarken Druck der durchſchnittlich ſich in unſerem Rohnetz findet — im Gegenſatz zu Berlin, wo er viel ſchwächer iſt —, verhältnismäßig enge Hausrohre gebaut haben, die ja für normale Druckverhältniſſe, ins⸗ beſondere auch für die Verhältniſſe, die in den weiter nach dem Weſten zu gelegenen Teilen unſerer Stadt herrſchen, vollkommen ausreichen, aber gerade im Oſten bei der weiten Entfernung dieſer Stadtteile von dem Reſervoir und bei den geſchilderten ungünſtigen Rohrverhältniſſen ſich als nicht ausreichend erweiſen. Es gibt eine ganze Reihe von Häuſern, wo ſich ſelbſt unter den nor⸗ Sitzung vom 8. Juni 1910 Hausrohre, für die wir nicht verantwortlich ſind, ein mangelhafter Druck ergibt. Nun wären dieſe Kalamitäten nicht entſtanden, wenn eine neue Vorpumpe, die einzurichten wir vor geraumer Zeit beſchloſſen haben, und für die wir einen beſonders tief gelegenen Raum haben bauen müſſen, bereits fertig geweſen wäre. Im Laufe des Winters hat ſich aber durch ſehr un⸗ günſtige Waſſerhaltungsverhältniſſe — es war ein derartig ſtarker Grundwaſſerandrang zu be⸗ wältigen, wie er nicht vermutet werden konnte — eine ſo große Verzögerung des Baues ergeben, daß die Anlage erſt etwa drei Monate ſpäter fertig wird, als erwartet werden durfte. Wäre alles normal gegangen, ſo wären wir heute ſchon im Beſitze der Vorpumpe, und es wäre nichts paſſiert. Alſo auch dieſe von uns nicht verſchuldete Verzögerung hat mitgewirkt. Die Waſſerwerksdirektion hat ſelbſtverſtänd⸗ lich, nachdem am Montag die Kalamität ſo ſtart aufgetreten iſt, ſofort alle erforderlichen Maß⸗ nahmen getroffen, um Abhilfe zu ſchaffen. Sie hat einmal mit den Charlottenburger Waſſer⸗ werken A.⸗G. eine Vereinbarung getroffen, wo⸗ nach dieſe uns geſtattet, in der Faſanenſtraße, an der Grenze von Wilmersdorf und unſerer Stadt einen Anſchluß an ihr Waſſerverſorgungsnetz her⸗ zuſtellen, wodurch wir außer aus unſerm Waſſer⸗ werk nunmehr auch aus dem Rohrnetz der Aktien⸗ geſellſchaft Waſſer für unſeren beſonders ſchlecht verſorgten Stadtbezirk erhalten. Dieſer Waſſer⸗ anſchluß iſt mit Aufbietung aller Arbeitskräfte in der letzten Nacht fertig geſtellt und iſt heute morgen dem Vertehr übergeben worden. Die Folge war, daß wir bis etwa vor einer Stunde aus dieſem Anſchluß ungefähr 2000 cbm Waſſer erhalten haben. Ferner haben wir angeordnet, daß für dieſe wenigen Tage außergewöhnlich hohen Bedarfs die ſtädtiſchen Verwaltungszweige ſich nach Möglichkeit in dem Verbrauch von Waſſer beſchränken ſollen. So ſoll die Straßenreinigung in den Tagesſtunden das Sprengen weſentlich einſchränken; wir meinen, daß es für die kurze Zeit der Waſſerknappheit beſſer zu ertragen iſt, wenn die Straßen nicht in dem Maße wie bisher beſprengt werden, als wenn die Leute in den Häuſern kein Waſſer erhalten. Wir ſind in der Lage, das infolgedeſſen heute am Tage Verſäumte am Abend wieder nachzuholen, denn von 6 Uhr ab ſtehen für ſtädtiſche Verbrauchs⸗ zwecke wieder unbeſchränkte Waſſermengen zur Verfügung. Dasſelbe iſt bei der Parkverwaltung der Fall; dieſe hat das Beſprengen der Anlagen auf die ſpäten Abend⸗ und die Nachtſtunden verlegt, wo erfahrungsmäßig der Verbrauch an Waſſer erheblich nachläßt. Drittens hat die Kanaliſation das Spülen der Schächte erheblich f⸗ t, ja ſogar auf kurze Zeit ganz unter⸗ aſſen. Eine weitere Maßnahme, die wir getroffen haben, war die Reinigung der Brunnen auf dem Waſſerwerk Jungfernheide. Die Gaze, mit der die Brunnenröhren unten umgeben ſind, verſetzt ſich allmählich mit Sand. Dieſer Sand kann durch energiſches Heraus⸗ und Heieindrücken von Waſſer leicht beſeitigt werden. Wir haben dieſe Maß⸗ nahme, die wir ſonſt jetzt noch nicht getroffen hätten, heute an allen Rohrbrunnen auf dem Waſſerwerke vorgenommen. Es iſt auch dadurch eine erhebliche Mehrförderung von Waſſer zu malen Verhältniſſen infolge dieſer zu ſchwachen erwarten.