Sitzung vom 8. Juni 1910 In Vorbereitung befindet Maßnahme ein zweiter Anſchluß an das Rohr⸗ netz der Charlottenburger Waſſerwerke A.⸗ G. Dieſer wird vermutlich in der nächſten Nacht fertig geſtellt werden können. Sodann haben wir die proviſoriſche Aufſtellung einer Vorpumpe in Vorbereitung, die ermöglichen ſoll, Waſſer in größeren Mengen aus dem Brunnen unſeres Waſſerwerks heraufzuſaugen, als es die vorhan⸗ denen Vorpumpen können. Dieſe Vorpumpe werden wir etwa in einer Woche ſpäteſtens auf⸗ geſtellt haben, ſo daß dann ein weiterer Zuwachs an Waſſerförderung eintreten wird. Wir ſind ſogar in der Lage, mit dieſer Vorpumpe eine unſerer jetzt im Betriebe befindlichen Vorpumpen, die natürlich zurzeit ſtark in Anſpruch genommen werden, im Falle einer Betriebsſtörung zu erſetzen. Wir werden imſtande ſein, mit dieſer proviſoriſchen Vorpumpe 18 000 hm Waſſer zu fördern, d. h. eine größere Menge, als unſer Waſſerwerk am Teufelsſee täglich fördert. Das ſind die Maßnahmen, worden ſind. Wir hatten, um dieſe wichtige Angelegenheit nicht nur im Dezernatswege zu erledigen, für heute nachmittag um 5 Uhr eine Sitzung der Waſſerwerksdeputation einberufen und dieſer die Maßnahmen, die wir getroffen hatten, vorge⸗ tragen. Die Deputation hat dieſe Maßnahmen gebilligt und hat ſich davon überzeugt, daß da⸗ durch ſchon das erreicht worden iſt, was wir erreichen wollten. Wir haben nämlich erreicht, daß bereits heute den ganzen Tag über unſere Waſſerverſor⸗ gung wieder normal funktioniert hat. Daß dies der Fall iſt, ergibt ſich am beſten aus dem Stande der beiden Hauptreſervoire, die für unſere Waſſer⸗ verſorgung in Frage kommen, d. h. einmal des Reinwaſſerbehälters auf dem Werk Jungfern⸗ heide, in den das Waſſer aus den Reinigungsan⸗ lagen hineingeführt und aus dem heraus es durch Pumpen in die Stadt gedrückt wird, ſowie zweitens des Reſervoirs in den Waſſer⸗ türmen auf Weſtend. Ich möchte Ihnen kurz einige Waſſerſtandszahlen geben. Der Reinwaſſer⸗ behälter vermag eine Waſſerſäule von höchſtens 3 m zu faſſen. Auf dieſer Höhe war der Waſſer⸗ ſtand geſtern früh; er ſank dann, beſonders im Laufe des Nachmittags, immer mehr, bis er um 5 Uhr nachmittags auf 30 em angelangt war, d. h. auf einer Höhe, die deshalb nicht unterſchritten werden darf, weil die Pumpe dann nicht mehr Waſſer, ſondern Luft anſaugen würde. Es war alſo ein Mininum an Waſſer vorhanden, das von nachmittags 5 bis abends 9 Uhr angehalten hat. Dann iſt erſt ein allmähliches Steigen des Waſſer⸗ ſtandes eingetreten. Heute hat der Reinwaſſer⸗ behälter denganzen Tag über nicht unter 1m Waſſerhöhe gehabt, iſt alſo niemals auch nur annähernd auf das Minimum zurück⸗ gegangen; er hatte am Morgen eine Höhe von 2,90, mittags um 12 Uhr eine ſolche von 1,50 m, nachmittags von 5 bis 6 Uhr eine ſolche von 1,10 m, war alſo auch demnach über ein Drittel gefüllt. Das iſt gerade in der Zeit des ſtärkſten Nachmittags⸗ verbrauchs, um 5 Uhr, als ein durchaus günſtiges Reſultat zu betrachten. Das zweite Reſervoir, näm⸗ lich die Waſſertürme auf Weſtend, das im Mari⸗ mum früh noch auf einer Höhe von 4,90 m, ſank mittags um 12 auf 1,30 und nachmittags 2 Uhr bis auf 0. die getroffen bis zu 5m Waſſer faſſen kann, war geſtern 257 ſich als weitere Es war alſo tatſächlich von 2 Uhr ab leer und blieb leer bis abends um 11 Uhr! Das war der geſtrige Zuſtand. Es war dabei unmöglich, Waſſer in die höheren Geſchoſſe zu treiben, weil der Druck aus dieſem Reſcrvoir fehlte. Im Laufe der Nacht hat ſich dann allmählich der Waſſerſtand des Re⸗ ſervoirs crhöht; heute um 6 Uhr morgens zeigte es eine Höhe von 4,20 m, mittags um 12 Uhr 3,90 m, war alſo beinahe gefüllt. Heute nach⸗ mittag um 5 Uhr haite es noch eine Füllung von 4,80 m. Während es alſo geſtern um dieſe Zeit vollſtändig leer war, iſt es jetzt annähernd voll. Heute um 6 Uhr nachmittags, zu der Zeit der ſtärkſten Inanſpruchnahme, iſt es nur auf 4,20 m geſunken. Das iſt immer noch eine ſehr anſtändige, man kann ſagen, über das Mittelmaß hinausgehende Waſſerhöhe. Sie ſehen alſo, meine Herren, daß tatſächlich die Maßnahmen, die wir getroffen haben, trotzdem die Hitze heute den Tag über angehalten hat, ausreichend waren, und daß es gelungen iſt, mit Hilfe dieſer Maßnahmen die Bürgerſchaft in aus⸗ reichendem Maße wieder mit Waſſer zu verſorgen. Die Deputation hat in ihrer Sitzung heute aner⸗ kannt, daß dieſe Maßnahmen Abhilfe geſchaffen haben und irgendein Grund zur Beunruhigung für die nächſte Zeit nicht mehr vorliegt, zumal da in der nächſten Woche durch Inbetriebſetzung der neuen proviſoriſchen Vorpumpe und zweitens auch durch den erwähnten zweiten Anſchluß an das Netz der Charlottenburger Waſſerwerke noch erheblich beſſere Waſſerverhältniſſe geſchaffen ſein werden. Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß für den Fall der Feuersgefahr keinerlei Schwierig⸗ teiten beſtehen und ſelbſt bei dem frühern ſchlech⸗ teren Zuſtande nicht beſtanden haben; denn die Feuerwehr entnimmt im Falle eines Feuers ihr Waſſer aus den Hydranten, die unter der Straße liegen und ſte ts Waſſer führen, und drückt es mit Hilfe der Dampfſpritzen bis zu der nötigen Höhe hinauf. Auch bevor dieſe Kalamität eintrat, hat ſie es nicht anders gemacht. Sie bedarf nicht des Druckes, den die Hausleitungen nötig haben. Es hat ſich auch bei dem großen Brande, der vor zwei Tagen in der Motzſtraße ſtattgefunden hat, ergeben, daß trotz des geringen Druckes in den Etagen die Feuerwehr mit den Dampfſpritzen ohne jede Störung und ohne jeden Nachteil für das Haus hat arbeiten können. Ich glaube, meine Herren, daß dieſe Erklärungen genügen werden, um Sie und die Bürgerſchaft zu befriedigen. (Bravo!) Stadtv. Wagner: Meine Herren, es iſt in den Zeitungen nicht bloß über die Quantität, ſondern auch über die Qualität des Waſſers ge⸗ ſprochen worden. Es ſind Trübungserſcheinungen eingetreten. Ich glaube ja, daß das daraus ent⸗ ſtanden iſt, daß die Pumpen plötzlich zu ſtark ge⸗ arbeitet haben. Wenn die Waſſerhöhe des einen Reſervoirs nur noch 30 em betragen hat, ſo iſt es ſehr leicht möglich, daß Luftpartikelchen in die Leitung hineingeriſſen worden ſind. Ich wollte nur noch Herrn Stadtrat Seydel darauf hinweiſen, damit er zur Beruhigung der Bürgerſchaft dieſe meine Anſicht beſtätigt. Stadtrat Seydel: Wie Herr Direktor Kümmel mir mitteilt, iſt dieſe Trübung tatſächlich nur auf