260 Sitzung vom punkte aus direkt ein Fehler ſein, hier ſparen zu wollen. Ich möchte dieſe Annahme vorläufig aber noch mit einem Fragezeichen verſehen. Jedenfalls iſt die Anſicht der Arzte hierüber doch ſehr geteilt. Ich gebe indes zu, daß es etwas Mißliches hat, gegen⸗ über beſtimmt ausgeſprochenen Wünſchen der⸗ jenigen Leute, die die Verantwortung für dieſe Maß⸗ nahme zu tragen haben, mit Abſtrichen zu kommen. Deswegen kann ich mich vor der Hand für den An⸗ trag des Herrn Kollegen Landsberger noch nicht er⸗ wärmen. Ich habe jedoch hauptſächlich das Wort ge⸗ nommen, um auf etwas hinzuweiſen. Sollte es ſich herausſtellen, daß wir nach wie vor und vielleicht noch in ſteigendem Maße derartig große Summen für Röntgenaufnahmen an fremde Inſtitute zahlen müſſen, ſo wäre doch der Gedante wenigſtens zu erwägen, ob wir nicht ein eigenes Inſtitut ſchaffen können. Ich kenne die Verhältniſſe im Kranken⸗ hauſe ſehr gut und weiß ganz genau, daß die dort vorhandenen Räume und Apparate in keiner Weiſe ausreichen würden. Wir haben uns ja damit früher beſchäftigt. Es wäre aber die Frage, ob nicht bei dem Bau des neuen Leichtkrankenhauſes der Plan der Errichtung eines Röntgeninſtituts wenigſtens erwogen werden könnte. Hier wird, wie ich glaube, die Störung durch das Zu⸗ und Ab⸗ gehen von auswärtigen Kranken, die von der Krankenhausverwaltung mit Recht befürchtet wird, nicht eintreten. Vielleicht läßt ſich jetzt, wo der Bauplan noch nicht ſo weit gediehen iſt, daß über jeden Raum bereits Verfügung getroffen iſt, noch etwas derartiges ſchaffen. Auf dieſe Weiſe würden wir, glaube ich, doch noch billiger dazu kommen, und es würde auch noch verläßlicher gearbeitet werden können, als es jetzt der Fall iſt, wo wir immer auf fremde Inſtitute angewieſen ſind, deren Leiter doch unter Umſtänden wechſeln können, ſo daß wir nicht immer wiſſen werden, ob auch abſolut zuverläſſige Aufnahmen dort gemacht werden. Stadtrat Samter: Ich möchte darauf er⸗ widern, daß ich mir erlauben werde, vorausſichtlich zum nächſten Etat einen Vorſchlag zu machen, der dieſen Zweck auf noch einfachere Weiſe erreichen läßt. Der Andrang zur Fürſorgeſtelle iſt ſo groß, daß wir gezwungen ſein werden, einen zweiten Aſſiſtenzarzt und noch eine weitere Schweſter an⸗ zuſtellen, und wir haben in Ausſicht genommen, Perſonen zu wählen, die in der Handhabung des Röntgenapparats ausgebildet ſind und ſelbſt ſolche Aufnahmen machen können. Nun iſt im Cecilien⸗ Hauſe, in dem ſich die ſtädtiſche Fürſorgeſtelle be⸗ findet, ein Raum für ein Röntgenkabinett vor⸗ handen. Der Vaterländiſche Frauenverein, der dieſes Röntgenkabinett benutzt hatte, hat es der hohen Koſten wegen wieder aufgegeben. Wir werden erwägen, ob es ſich empfiehlt, dieſes Röntgenkabinett des Vaterländiſchen Frauen⸗ vereins für unſre Zwecke zu verwenden, und dann durch den Aſſiſtenzarzt und durch die Schweſter die Aufnahmen vornehmen zu laſſen. Stadtv. Vogel: Meine Herren, es ſteht hier Anſicht gegen Anſicht. Ich weiß nicht, wer die größere Autorität in dieſem Falle iſt, der dirigierende Arzt Dr Becker oder Herr Dr Landsberger. Schaden aber, der dadurch entſtehen kann, daß eine vorhandene Infektion durch Tuberkuloſe mit den ſonſtigen Unterſuchungsmitteln nicht zur rechten Der 8. Juni 1910 Zeit feſtgeſtellt werden kann, iſt doch ſo groß und oft gar nicht mehr wieder gut zu machen, daß man wohl dem Wunſche des Arztes auf größere Verwendung des Röntgenapparates nachkommen ſollte. Dem von Herrn Dr Frentzel ausgeſprochenen Ge⸗ danken auf Anſchaffung eines eigenen Apparates für die Tuberkuloſefürſorge bin ich durchaus nicht abge⸗ neigt. Ich bin überzeugt, daß das Bedürfnis ſich ſehr bald herausſtellen wird, und dann werden wir einen eigenen Apparat anſchaffen müſſen. Vorläufig möchte ich dringend abraten, den Arzt, der die Ver⸗ antwortung für die richtige Unterſuchung der Kranken hat, in den Unterſuchungsmitteln zu be⸗ ſchränken. Wir müſſen ihm auch die Mittel, die er dazu für nötig hält, bewilligen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Kaufmann: Der Antrag des Herrn Kollegen Landsberger geht dahin, die geforderte Summe auf 1000 ℳ herabzuſetzen. Der Antrag des Magiſtrats lautet: Die Etatsnummer X—8—8 für 1910 — für photographiſche Aufnahmen mittels Röntgenapparats — wird um 2000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds verſtärkt. Ich bitte diejenigen Herren, die dem Antrage zu⸗ ſtimmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Der Antrag des Magiſtrats iſt angenommen, und damit iſt der Antrag Landsberger gefallen. (Zuruf.) — Herr Kollege Stein widerſpricht der Feſtſtellung, daß es die Mehrheit geweſen iſt. Es wäre aller⸗ dings ſeine Sache geweſen, mir das früher zu ſagen. Ich werde die Abſtimmung noch einmal vornehmen laſſen und bitte, mich eventuell vorher zu ver⸗ ſtändigen, ehe ich von dem einen Herrn Beiſitzer die Antwort bekomme. — Ich bitte alſo diejenigen Herren, die dem Magiſtratsantrage entſprechend 2000 ℳ bewilligen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht. — Zuruf: Große Mehrheit!) Das iſt die Mehrheit; der Magiſtratsantrag iſt an⸗ genommen. Wir kommen zu Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Entſchädigung für Zinsverluſt bei verſpäteter Einlöſung gekündigter Stadtanleihe⸗ ſcheine. — Druckſache 163. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Den Inhabern Charlottenburger Stadt⸗ anleiheſcheine wird auf Antrag bei verſpäteter Einlöſung gekündigter Anleiheſcheine eine Entſchädigung für Zinsverluſte in Höhe von 2 des gekündigten Kapitalbetrages be⸗ willigt (Depoſitalzinſen). 2. Die Maßnahme zu 1 findet Anwendung auf alle durch künftige Ausloſungen betroffenen Anleiheſcheine; für die rückliegende Zeit wird eine Entſchädigung nicht gewährt. 3. Der für das Rechnungsjahr 1910 erfor⸗ derliche Betrag in Höhe von etwa 1500 ℳ iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen.) Punkt 7 der Tagesordnung: Borlage betr. Bewilligung der Mittel zu einer Dienſtreiſe. — Druckſache 164.