266 Sitzung vom ſo ſehen Sie, daß das günſtige Verhältnis von 31% nicht werbenden Kapitalverbrauchs ſich auf 38 ½ % erhöht — alle Zahlen rund gerechnet. Die Be⸗ laſtung, die dem Ordinarium des ganzen Etats daraus erwächſt, beträgt — es iſt vom Magiſtrat ganz genau ausgerechnet — rund 1 500 000 ℳ, d. h., wenn Sie unſer Aufkommen an Gemeinde⸗ einkommenſteuer dieſes Jahres nehmen, etwa 20% dieſes, und wenn ich es auf das Geſamteinkommen an Steuern ausrechne, immer noch 9,1% des Ge⸗ ſamteinkommens der Steuer. Meine Herren, das ſind Zahlen, die eine ſehr gewichtige und ſehr ernſte Sprache zu uns reden, über die wir deſſentwegen auch wohl nicht ſo leicht hinweggehen können, und falls nicht meine Freunde bereits ſeit längerer Zeit — wohl eigentlich immer — den Grundſatz zur Geltung gebracht hätten, daß es im weſentlichen darauf ankommt, unſere Finanz⸗ wirtſchaft auf Sparſamkeit zu ſtellen, danach zu trachten, daß möglichſte Einſchränkung geübt wird, ſo würden wir uns jetzt veranlaßt ſehen, unter allen Umſtänden hier dieſes Prinzip ganz nachdrücklich zur Geltung zu bringen. Aber der Magiſtrat mag ſich darauf gefaßt machen, daß in den Ausſchuß⸗ beratungen diejenigen meiner Freunde, welche daran beteiligt ſein werden, von dieſem Geſichts⸗ punkte aus alle die Zahlen, welche uns hier vor⸗ liegen, betrachten werden. Freilich muß ich mich darin dem Herrn Be⸗ richterſtatter anſchließen, daß ich nicht allzu opti⸗ miſtiſch in bezug auf die Reſultate dieſer Ausſchuß⸗ beratung bin, inſofern ich glaube, daß ſich doch nur eine verhältnismäßig geringe Streichung wird herbeiführen laſſen. Dieſe Arbeit wird vielleicht darum fruchtlos ſein, weil ja dieſe Anleihe zum Teil gar nicht beſtimmt iſt, neu auftretende Be⸗ dürfniſſe zu befriedigen, ſondern alte Sünden gut zu machen, nämlich dasjenige noch zu decken, wofür die alten Anleihen nicht ausgereicht haben. Meine Herren, das iſt kein ſehr angenehmer Zuſtand, und ich möchte daher doch die Erwägung anheim⸗ geben, ob wir in Zukunft die Gründe, welche zu ſolchen Feſtlegungen führen, nicht wegſchaffen können. Die Gründe liegen zum Teil daran, daß es eben wirklich Überſchreitungen ſind, zum Teil daran, daß die Stadtverordnetenverſammlung Magiſtrats⸗ plänen ihre Zuſtimmung gibt auf Grund einer zu⸗ nächſt, wie es ſcheint, doch nur ſehr annähernd gegriffenen Taxe, daß wir uns, wie ich es ſpäter noch ausführen werde, auf beſtimmte Einrichtungen in der Vorausſetzung feſtlegen, daß ihre Koſten nur einen beſtimmten Betrag ausmachen werden; nachher ſtellt ſich aber bei der Detailarbeit heraus, daß wir uns geirrt haben, daß wir unſere Zu⸗ ſtimmung auf Grund einer Vorausſetzung gegeben haben, die ſich als irrig erweiſt. Es iſt dann ſehr ſchwer, von dem, was man einmal beſchloſſen hat, wofür man ſich einmal feſtgelegt hat, zurück⸗ zutreten; das iſt zum Teil ganz unmöglich. Mit Rückſicht hierauf möchte ich dem Magiſtrat eigentlich das Wort Goethes aus Wilhelm Meiſter zurufen: Ihr laßt den Armen ſchuldig werden, Dann überlaßt ihr ihn der Pein; Denn alle Schuld rächt ſich auf Erden. Das heißt, wir müſſen bezahlen, müſſen nachher ſtille halten, wenn der Magiſtrat Anforderungen an uns ſtellt, in welcher Weiſe die Schuld aufzu⸗ bringen iſt. (Stadtv. Hirſch: Bewilligen ja alles!) 8. Juni 1910 brauchen wir uns ja weiter den Kopf brechen. Im einzelnen möchte ich hier nicht weitere Ausführungen machen; dazu iſt der Ausſchuß da. Aber ich möchte doch zunächſt die tatſächlichen Überſchreitungen von 148 000 ℳ feſtſtellen, die auf verſchiedene Poſten fallen — Pagina 300: 148 780 Mark für den Bau der Auguſte⸗Viktoria⸗Schule, der Herderſchule, der Oberrealſchule II, der Dove⸗ brücke, des Krankenhauſes Weſtend. Das ſind tat⸗ ſächliche Überſchreitungen, die in die alte Anleihe nicht mehr hineinzubringen waren, bei fertigen Dingen. Dann möchte ich noch auf die Poſten für den Hochbau hinweiſen; das ſind 80 000 ℳ, die bei der Sophie⸗Charlotte⸗Schule mehr zur Verausgabung kommen werden, und 420 000 ℳ., die bei der IV. Höheren Mädchenſchule nötig ſein werden. Damit aber der Herr Hochbaurat nicht allein ſteht, kommt auch der Herr Tiefbaurat mit Überſchrei⸗ tungen von 250 000 ℳ — auf Seite 301. Und der⸗ artige Mehrforderungen finden ſich noch ver⸗ ſchiedene. Auch bei der Volksbibliothek, deren Errichtung wir ja alle wünſchen, erſtaunt mich doch die Höhe der geforderten Summe, nämlich 840 000 ℳ. gegen den urſprünglichen Anſatz von 500 000 ℳ. Ein ſehr großes Fragezeichen haben meine Freunde bei dem Bau des Rathauſes gemacht, nämlich bei den 3 Millionen, und wir werden doch ſehen müſſen, ob wir hier nicht doch etwas Zweck⸗ mäßiges und Gutes ſchaffen können, ohne gerade eine ſo enorme Summe auszugeben. Ich glaube, das wird eine der Hauptaufgaben des Ausſchuſſes ſein, hier einen gewiſſen Abſtrich herbeizuführen. Meine Herren, es kann Zweifel darüber herrſchen, ob es zweckmäßig iſt, bereits jetzt die 4 Millionen für den Bau der Untergrundbahn über den Wilhelmplatz hinaus über die Spree nach dem Guſtav⸗Adolf⸗Platz einzuſetzen. Es iſt richtig, daß zwiſchen den beiden Gemeindekörperſchaften wohl darm Übereinſtimmung herrſcht, daß die Fort⸗ ſetzung unſerer Untergrundbahn vom Wilhelmplatz in dieſer Richtung gehen wird. Aber eine Über⸗ ernſtimmung, wann dies geſchehen wird, herrſcht doch nicht, und ſie herrſcht auch darüber noch nicht, wer denn dieſe Bahn bauen und betreiben ſoll. Es iſt möglich, daß die Stadtgemeinde das in einer ganz anderen Form ausführt, und deswegen möchte ich an den Herrn Kämmerer vom finanztechniſchen Standpunkt aus die Frage ſtellen: iſt es zweck⸗ mäßig, dieſe an ſich recht ſchwere Anleihe noch mit einem ſolchen Klotz von 4 Millionen zu belaſten, und wäre es nicht zweckmäßiger, dieſe Summe zunächſt wegzulaſſen, um der Anleihe eine beſſere Unterkunft in Bankkreiſen zu ſichern? Nicht finden wir in der Vorlage zwei Dinge: die Markthalle und die Badeanſtalt. Ich halte es nicht für richtig — und ich glaube, ich ſtehe da auf dem Standpunkt, den die größte Mehrheit meiner Freunde einnimmt, — heute irgendwie pro oder contra dieſe beiden Vorlagen zu ſprechen, bevor uns nicht genaues Material zugegangen iſt; aber es wird ſich nicht vermeiden laſſen, im Ausſchuß über den Stand beider Angelegenheiten eine ge⸗ wiſſe authentiſche Auskunft zu geben. — Meine Herren, wenn ich mit dieſen meinen Ausführungen an der Vorlage des Magiſtrats im nicht zu zer⸗ einzelnen eine vielleicht etwas ſcharfe Kritik geübt — Nun gut, wenn Sie] alles bewilligen, dann habe, ſo möchte ich doch, um Mißverſtändniſſe zu