12 Etatsausſchuß und in der Stadtverordnetenver⸗ Sitzung vom 22. Juni 1910 283 richtiger, daß wir uns in völliger Ruhe darüber unterhalten, als daß wir uns gegenſeitig in erregte Stimmung bringen durch ſo ſcharfe Kritiken, die, wie ich mir erlauben werde Ihnen nachzuweiſen, ungerechtfertigt ſind. Meine Herren, die ganze Frage ſcheint dauernd unter Irrtümern zu leiden. Ein ſolcher Irrtum liegt auch dem ſcharfen Tone des Herrn Vorredners zugrunde. Nachdem er vorausgeſchickt hat, daß über die Auslegung des Normaletats in dieſer einen Be⸗ ziehung, in bezug auf die Aſſiſtenten, eine Meinungs⸗ verſchiedenheit zwiſchen dem Magiſtrat und ein⸗ zelnen Stadtverordneten beſtanden habe, ſagt er, daß der Etatsausſchuß und die Stadtverordneten⸗ ſammlung ſich in einſtimmigem Be⸗ ſchluß den Anſichten angeſchloſſen hätten, die einzelne Stadtverordnete im Gegenſatz zum Magiſtrat in der Auslegung dieſes einen Punktes vertreten hätten. Das iſt nicht richtig. Es i ſt weder ein Etatsausſchußbeſchluß n o ch ein Stadtverordnetenbeſchluß dahin gefaßt worden. Nachdem im ſammlung erörtert worden war, daß Herr Stadtv. Meyer und einige andere Herren den Normaletat in ſeinen Motiven anders auslegen als der Ma⸗ giſtrat, hat der Etatsausſchuß beſchloſſen: es ſin d 5 neue Stellen der Klaſſe IIIb (Se⸗ kretäre) einzuſetzen, Mehraufwand 850 ℳ. Nichts mehr, meine Herren, nichts mehr! Fünf neue Stellen ſind einzuſetzen. D ie Stadt⸗ verordnetenverſammlung iſt dieſem Beſchluß beigetreten. Es i ſt al ſo gar nicht die Rede davon, d aß ſich die Stadtverordnetenverſammlung in einem einſtimmigen Beſchluſſe dahin ausgeſprochen hätte, d a ß die Anſicht des Herrn Stadt v. Meyer und der übrigen Herren, die geſprochen hatten, riſchtig wäre. Die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung hat über dieſe Meinungsverſchiedenheit überhaupt nicht entſchieden, konnte auch nicht ent⸗ ſcheiden. Herr Stadt v. Meyer ſel b ſt hat das gar nicht beantrag t. Auch das hat er vergeſſen. Wenn er ſich die Mühe ge⸗ geben hätte, im ſtenographiſchen Bericht nach⸗ zuleſen, was er ſelb ſt geſagt hat, dann würde er geſehen haben, daß er uns mit ſeinen Angriffen Unrecht tut. In der Sitzung am 22. März, in welcher der Etat feſtgeſtellt wurde, hat der Vertreter des Magiſtrats, Herr Bürgermeiſter Matting, in bezug auf dieſe Frage folgendes geſagt: Hinſichtlich der Auslegung dieſer Worte, — die in der Magiſtratsvorlage ſtehen, mit der der Normaltetat eingebracht worden war ſoweit ihnen überhaupt eine maßgebliche Bedeutung zukommt, ſind nun, wie es ſcheint, die Stadtverordnetenverſammlung und der Magiſtrat verſchiedener Meinung. Ein Ge⸗ meindebeſchluß in dieſer Richtung iſt jeden⸗ falls infolgedeſſen überhaupt nicht zuſtande getommen. Ich muß dem Magiſtrat vorbe⸗ halten, zu dieſem Ihrem hierin ausgedrückten Wunſche Stellung zu nehmen und von den ihm zur Verfügung ſtehenden Summen — die in dieſen 5 neu geſchaffenen Stellen liegen — nach ſeinem Ermeſſen Gebrauch zu machen, was um ſo notwendiger iſt, als ja dem Ma⸗ giſtrat zweifellos das Wahlrecht für dieſe Stellen vorbehalten iſt und er zu prüfen hat, . 9. er eine Beförderung vornehmen will. Darauf hat der Herr Stadtv. Meyer folgendes geſagt: Meine Herren, ich möchte den Ma⸗ giſtrat bitten, die Erwägungen, die der Herr Bürgermeiſter eben angekündigt hat, in be⸗ jahender Form zu erledigen. Alſo auch Herr Stadtv. Meyer hat nicht daran ge⸗ dacht, zu beantragen, daß ein Beſchluß der Stadt⸗ verordnetenverſammlung herbeigeführt wird, der ſeiner Auslegung beitritt, ſondern er hat ſich hier durchaus damit einverſtanden erklärt, daß die Frage, inwieweit eine Meinungsverſchiedenheit berechtigt iſt und ob überhaupt der Normaletat eine Lücke hat, geprüft werden muß. Demnach iſt gerade die Grundlage des Vor⸗ wurfs des Herrn Stadtv. Meyer nicht vorhanden. Die Stadtverordnetenverſammlung hat lediglich beſchloſſen, 5 neue Stellen im Etat einzuſetzen, und der Magiſtrat iſt dieſem Beſchluſſe beigetreten. Das haben wir Ihnen mitgeteilt. Der Magiſtrat hat dieſem Beſchluſſe zugeſtimmt; das iſt Ihnen aus⸗ drücklich in unſerer Mitteilung geſagt worden, und damit hat er den Boden für eine Verſtändigung ge⸗ ſchaffen. Der Magiſtrat hat ſein Wahlrecht noch nicht ausgeübt, und das kann er auch nicht ausüben, bevor die Verſtändigung über die Grundſätze für die Beſetzung dieſer Stellen zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung herbeigeführt iſt. Wir haben Ihnen mitgeteilt, daß wir Ihnen im Laufe dieſes Jahres noch eine Vorlage machen werden. Ich kann hinzufügen, daß die Unterlagen zu dieſer Vorlage vollſtändig geſammelt ſind. Sie ſind ſehr umfangreich. Es haben ausgedehnte Be⸗ rechnungen, Erwägungen und Überlegungen an⸗ geſtellt werden müſſen; denn wenn wir das machen wollen, was Sie wünſchen, daß wir jedem Aſſiſtenten, ſobald er 12 Jahre Dienſtzeit hinter ſich hat, zum Setretär befördern, dann müſſen wir uns klar werden: was hat das für Konſequenzen erſtens für die Aſſiſtenten und die b⸗Sekretäre und zweitens für die geprüften Aſſiſtenten, die Setretäre werden. Von den geprüften Aſſiſtenten liegt uns bereits der Antrag vor, für den Fall, daß der Ma⸗ giſtrat der Anſicht der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung beitreten ſollte, auch ſie entſprechend zu be⸗ handeln, alſo auch ſie, wenn ſie ihr Examen abge⸗ legt haben, derart anzuſtellen, daß ihnen ähnliche Vorteile gewährt werden. Wir werden Ihnen nachweiſen, meine Herren, daß allein der finanzielle Effekt ſo koloſſal ſein würde, daß es unmöglich iſt, dem zu entſprechen. Ich greife nur das eine heraus; es gibt eine große Anzahl von Gründen, die da⸗ gegen ſprechen. Es iſt unmöglich, wir werden Ihnen das nachweiſen. Aber ich will heute ebenſo wie der Herr Vorredner nicht auf das Materielle dieſer Frage eingehen, wir könnten ſonſt ſtunden⸗ lang darüber ſprechen. Wir werden Ihnen ge⸗ legentlich der Behandlung der Vorlage, die Ihnen bald nach den Ferien zugehen wird, die Gründe in einer Ausſchußſitzung eingehend auseinanderſetzen. Das können wir ja dann in aller Ruhe machen, wie wir es auch ſonſt gewohnt ſind. Dagegen muß ich ferner Einſpruch einlegen, daß Herr Stadtv. Meyer ſagt: der Magiſtrat hätte die Würde der Stadtverordneten verletzt. Meine Herren, wir ſind ja ganz in Übereinſtimmung mit