Sitzung vom Die gültigen 43 Stimmen ſind ſämtlich auf Herrn Stadtſchulrat Dr Neufert gefallen, der demnach auf 12 Jahre zum Stadtſchulrat wiedergewählt worden iſt. 7 (Bravo!) Herr Oberbürgermeiſter, ich habe die Freude, Ihnen mitzuteilen, daß die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung Sie auch für die nächſten 12 Jahre zum erſten Bürgermeiſter wiedergewählt hat. Indem ich Ihnen und der Stadt Charlottenburg dazu herzlichſt gratuliere, hoffe ich, daß Ihre Kraft un⸗ geſchwächt für die Stadtgemeinde weiter wirken wird. (Allſeitiges Bravo.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich danke Ihnen herzlich, mein verehrter Herr Stadtver⸗ ordnetenvorſteher, und Ihnen, meine verehrten Herren. Ich ſtehe unter dem Ernſte der jetzigen Stunde. Ich will keine großen Ausführungen machen. Ich will nur hoffen, daß es mir gelingt, mit meiner Kraft ſo zu arbeiten, daß ich mit der Stadtverordnetenverſammlung zum Beſten unſerer Stadt Charlottenburg friedlich — wenn es ſein muß, im Kampfe, aber doch immer in friedlichem Kampfe — auskommen werde. Ich ſage Ihnen, meine Herren, meinen aufrichtigſten Dank für die Wahl, die mich von Herzen erfreut. (Lebhaftes Bravo.) Vorſteher Kaufmann: Wir kehren zu Punkt 7 der Tagesordnung zurück. Stadtv. Meyer: Meine Herren, ich ſtimme für meine Perſon viel zu ſehr in die allgemeine Freude über die Wiederwahl des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters ein, als daß ich den Wunſch hätte, durch eine Zuſpitzung der Polemik die Situation zu verſchärfen. Aber ich kann doch nicht umhin, in einigen ſachlichen Ausführungen feſtzuſtellen, daß wir durch die Ausführungen des Herrn Oberbürger⸗ meiſters nicht überzeugt worden ſind. In einer Be⸗ ziehung, um das an die Spitze meiner Worte zu ſtellen, ſtimme ich dem Herrn Oberbürgermeiſter zu: nämlich darin, daß damals ein Gemeinde⸗ beſchluß zuſtande gekommen iſt, aber nicht, wie der Herr Oberbürgermeiſter meint, im Sinne der jetzigen Auslegung des Magiſtrats, ſondern im Sinne unſerer Auslegung. Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat zwar an einem Punkte verſucht, die Richtigkeit ſeiner Behauptung nachzuweiſen. Ich beherrſche die Materie genügend, um in der Lage zu ſein, an einer Reihe von Punkten den Gegen⸗ beweis anzutreten. Ich glaube aber, daß es ſich empfiehlt, darauf heute zu verzichten und das ſachliche Material beiſeite zu laſſen. Wenn der Herr Oberbürgermeiſter mir jedoch den Vorwurf macht, daß ich die Debatte, ſowohl im Etatsausſchuſſe wie auch in der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung, nicht ordentlich ſtudiert oder nicht richtig dargeſtellt habe, dann iſt er meiner Überzeugung nach vollſtändig im Irrtum. Die Be⸗ ſchlüſſe, von denen der Herr Oberbürgermeiſter ge⸗ ſprochen hat — die Einſtellung der 5 Stellen und der 850 ℳ — waren doch der Ausfluß von Debatten, in denen von allen Rednern aus der Verſammlung, die das Wort ergriffen haben, die Anſicht vertreten worden iſt, die ich bereits als Referent der Stadt⸗ verordnetenverſammlung bei der Beratung des Normaletats vertreten habe. Es iſt gewiß für mich 22. Juni 1910 285 außerordentlich ſchmeichelhaft, daß der Herr Ober⸗ bürgermeiſter nur einige Worte meiner Rede aus der letzten Beratung zitiert hat. Aber die übrigen Ausführungen ſowohl von mir als auch von den Herren Kollegen werfen ein ganz anderes Licht auf die Sache. Ich habe allerdings das geſagt, was der Herr Oberbürgermeiſter vorgeleſen hat, in dem Beſtreben, die Angelegenheit einer friedlichen und verſöhnlichen Löſung zuzuführen. Ich habe in⸗ deſſen gleichzeitig hinzugefügt, daß ich als Bericht⸗ erſtatter ſchon in der erſten Leſung des Normaletats bei der Berechnung, die ſich auf das vom Magiſtrat ſtammende Material ſtützte, die Beförderung nach 12 Jahren als Normalfall unterſtellt und nachher als Referent des Ausſchuſſes in ausführlichen Dar⸗ legungen darauf hingewieſen habe, wie wir die Regelung der Aſſiſtentenfrage gerade wegen des Aufrückens nach 12 Jahren für annehmbar und möglich halten. Herr Kollege Dr Stadthagen hat erklärt: Ich möchte im Namen meiner Freunde bitten, bei der Frage des Aufrückens der Aſſiſtenten in Setretärſtellen ſich mehr an die Auffaſſung zu halten, die die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung — einſtimmig, glaube ich — in dem vorjährigen Beſchluſſe einge⸗ nommen hat. Herr Kollege Dr Stadthagen führte das des weiteren aus. Herr Kollege Dr Frentzel hat endlich als Berichterſtatter des Etatsausſchuſſes in der klarſten Weiſe den gleichen Standpunkt vertreten. Der Herr Oberbürgermeiſter tut alſo doch wohl nicht recht, wenn er hier bloß den formalen Beſchluß ins Auge faßt, er muß auch zugleich die Erwägungen würdigen, die zu dieſem Beſchluſſe geführt haben. Nun haben die ſachlichen Ausführungen, die der Herr Oberbürgermeiſter eben gemacht hat, inſofern ein neues Licht auf die Sache geworfen, als er uns mitgeteilt hat, daß der Magiſtrat wenigſtens dem Beſchluſſe auf Schaffung der 5 Stellen zu⸗ geſtimmt habe. Aus der gedruckten Mitteilung des Magiſtrats iſt das nicht zu erſehen, da heißt es: Wir haben beſchloſſen, in Verbindung mit unſerer Zuſtimmung uſw. eine Vorlage zu machen. Das bedeutet doch, daß die Zuſtimmung erſt in Verbindung mit der Vorlage, alſo erſt ſpäter er⸗ folgen wird. Aus den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters entnehme ich, daß dieſe Zu⸗ ſtimmung bereits erfolgt iſt. Durch dieſe neue Dar⸗ ſtellung, die uns nicht bekannt ſein konnte, iſt aller⸗ dings ein Teil meiner früheren Ausführungen hin⸗ fällig geworden. Im übrigen muß ich die grundſätzlichen Aus⸗ führungen, die ich im Auftrage und im Namen meiner Fraktion gemacht habe, in vollem Umfange aufrecht erhalten. Wir ſtehen auf dem Boden des Normaletats, wie wir ihn auffaſſen, wie er unſerer Anſicht nach allein aufgefaßt werden kann, und hoffen im Intereſſe der friedlichen Löſung, die wir mit dem Magiſtrat wünſchen, daß der Magiſtrat uns Vorſchläge erſparen wird, die uns eine ſolche friedliche Löſung unmöglich machen. (Bravo! bei den Liberalen.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich glaube auch mit dem Herrn Vorredner, daß es beſſer iſt, wenn ich heute auf die materiellen Dinge nicht eingehe. Wir werden ja dazu Gelegenheit haben, ſobald unſere Vorlage erſchienen iſt, wahrſcheinlich