292 auch in den Erörterungen in der gemiſchten De⸗ putation, die von Ihnen zum 3wecke der Beratung der Wertzuwachsſteuer eingeſetzt worden war, wie⸗ derholt zum Ausdruck gekommen. Wir haben uns in dieſem Ausſchuſſe ſtundenlang über die Frage unterhalten, wie in dieſem Falle zu berechnen iſt, und die Meinungen, die auf dieſem Gebiete in der Theorie völlig voneinander abweichen, ſind auch im Ausſchuſſe aufeinander geplatzt. Die Majorität hat ſich aber mit der einen theoretiſchen Richtung dafür entſchieden, zu ſagen, daß der Wertzuwachs nicht durch den Kapitalaufwand, ſondern bei dem Grund und Boden entſteht und daß daher die Be⸗ rechnung zu wählen iſt, wie wir ſie in unſerm Statut Ihnen vorgelegt haben. Ich glaube alſo, dem Herrn Vorredner und der Verſammlung nochmals verſichern zu können, daß die Deputation, die Ihnen das Statut vorgelegt hat, ſich über ſeine Wirkung vollkommen klar geweſen iſt. Wenn der Herr Vorredner ſagt, daß vom Ma⸗ giſtratstiſch ihm unter der Hand eine falſche Ant⸗ wort erteilt worden ſei, worauf ich mich nicht be⸗ ſinnen kann, ſo muß das im Drange des Geſchäfts während die betreffenden Herren, geſchehen ſein, der Debatte haben die ihm die Auskunft erteilten, folgen müſſen und jedenfalls nur mit ſehr ge⸗ teilter Aufmerkſamkeit auf Anfragen privater Natur] heutige Bild. Stadtverordneten mit außerordentlicher Entrüſtung darüber ſprechen, antworten konnten. Ich perſönlich kann mich jeden⸗ falls an die ihm erteilte Auskunft nicht erinnern. Was weiter die Frage betrifft, daß die Wertzu⸗ wachsſteuer uns keinen Pfennig, wie der Herr Vorredner meinte, eingebracht haben ſoll, ſo kann ich erklären, daß wir ſo ängſtlich damit nicht zu ſein ſich nachher, lag, brauchen. Es iſt naturgemäß, daß große Erträge jetzt ſchon aus der Wertzuwachsſteuer nicht vor⸗ handen ſein können. Ich habe Ihnen bei anderer Gelegenheit auseinandergeſetzt, daß die großen Verkäufe und Auflaſſungen trotz der Schnelligkeit, die wir an den Tag gelegt haben, zum großen Teil vor Eintritt der Wertzuwachsſteuerordnung ge⸗ tätigt worden ſind. Das ſieht man ganz beſonders an dem Aufkommen der Umſatzſteuer. Ich habe Ihnen bei anderer Gelegenheit erklärt, daß der große Uberſchuß, den die Stadtgemeinde in dieſem Jahre mit 1 389 000 ℳ hat, zum großen Teil, mit etwa 700 000 ℳ, auf die Erträge zurückzuführen iſt, die aus der Umſatzſteuer eingegangen ſind. Nicht nur dieſe Summe zeigt den gewaltigen Umſatz in Grund⸗ ſtücken; es iſt auch im Jahre 1910 noch ein Betrag von über 300 000 ℳ aus den Umſätzen verbucht worden, die gleichfalls vor dem Inkrafttreten der Wertzuwachsſteuer erzielt worden ſind und erſt jetzt verrechnet werden konnten. Auch hinterher ſind trotz dieſer gewaltigen Auflaſſungen noch eine ganze Reihe Auflaſſungen gekommen. In mehreren Fällen iſt ſchon die Wertzuwachsſteuer veranlagt worden, und es ſchweben außerdem noch eine An⸗ zahl weiterer Fälle. Mit Zahlen will ich Sie hier nicht weiter behelligen. Die nächſten Monatsab⸗ ſchlüſſe und der Jahresabſchluß werden ja zeigen, ob die Vorausſetzung, daß an Wertzuwachsſteuer kein Pfennig eingegangen iſt, richtig iſt. Meine Herren, was den Antrag ſelbſt betrifft, ſo werden Sie, glaube ich, nicht von mir erwarten, daß ich dazu heute poſitiv Stellung nehme. Ich kann das formell ſchon deshalb nicht tun, weil der Magiſtrat noch gar nicht Gelegenheit gehabt hat, ſich mit der Frage zu befaſſen, und weil wir auch noch gar nicht einmal wiſſen, ob die Majorität der Stadtverordnetenverſammlung dieſem Antrage zu⸗ ſtimmen wird. Ihnen zu, daß die Sitzung vom 22. Juni 1910 Wir wollen zunächſt einmal Ihre Meinungen auf dieſem Gebiete hören; denn ich vermute, daß Redner anderer Fraktionen ſicherlich auch eine andere Meinung haben. Ich vermute das deshalb, weil tatſächlich in der Theorie über dieſen Punkt Streit herrſcht. Das haben Sie auch ge⸗ ſehen, als damals der Entwurf der Reichswertzu⸗ wachsſteuer erſchien, der Entwurf, der denſelben Gedanken hatte wie wir. Der Gedanke iſt allerdings in der Kommiſſion geändert worden. Ich gebe tatſächlichen Verhältniſſe ſeit jener Zeit, wo wir die Wertzuwachsſteuerordnung geſchaffen haben, ſich in einem ſehr weſentlichen Punkte geändert haben unter der Vorausſetzung, daß dieſer Entwurf ſpäter wirklich einmal Geſetz werden ſoll. Ich kann deshalb namens des Ma⸗ giſtrats keine Erklärung abgeben. Wir wollen ab⸗ warten, welche Stellung Sie heute einnehmen werden, und werden dann demnächſt darüber be⸗ raten. Es wird die Frage ſein, wenn man d i e . Punkt in der Steuerordnung ändert, ob dann alle die anderen Beſtimmungen der Steuerordnung aufrechterhalten werden können oder ob nicht not⸗ wendigerweiſe auch dann noch andere Ande⸗ rungen vorgenommen werden müſſen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, die Sitzung bietet uns ein recht eigentümliches Zu Beginn der Sitzung hörten wir einen daß der Magiſtrat einem, wie er behauptete, faſt einſtimmig gefaßten Beſchluſſe der Stadtverordnetenverſammlung — es zeigte daß überhaupt gar kein Beſchluß vor⸗ aber er meinte, es handle ſich um eine faſt ein⸗ ſtimmige Meinungsäußerung der Stadtverord⸗ netenverſammlung — wie ein Stadtverordneter mit einem großen Aufwande von Entrüſtung ſich darüber ausließ, daß der Magiſtrat einer ſolchen einſtimmigen Meinungsäußerung der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung nicht und ihr beiträte. a tempo Folge leiſtete Noch iſt keine Stunde verfloſſen, und wir erleben hier, wie Stadtverordnete der⸗ ſelben Richtung in den Tönen höchſter Entrüſtung über die nun wirklich einſtimmig gefaßten und pro⸗ tokollierten Beſchlüſſe der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung urteilen: daß das Beſchlüſſe ſind, die Unſinn ſind — der Ausdruck iſt ja direkt gefallen —, daß die Stadtverordnetenverſammlung in einer außerordentlichen UÜbereilung einen ſolchen ein⸗ ſtimmig gefaßten Beſchluß gefaßt habe, und wir ſehen, daß der Stadtverordnetenverſammlung hier ein Zeugnis ausgeſtellt wird, daß, wenn es zuträfe, man dem Magiſtrat wirklich nicht verübeln könnte, wenn er auch einſtimmig gefaßten und protokol⸗ lierten Beſchlüſſen der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung nicht nachtäme, ſondern ſich ſagte: na, was die Verſammlung beſchließt, das wollen wir uns doch lieber erſt ein bißchen näher anſehen. (Heiterkeit.) Die Herren, die dieſes Urteil abgeben, haben keines⸗ wegs das Recht, der geſamten Stadtverordneten⸗ verſammlung dieſen Vorwurf zu machen. Freilich, es ſind 22 Herren, die den Antrag Brode-Jolenberg unterſchrieben haben, und ich will durchaus nicht im Namen der liberalen Fraktion hier ſprechen und einen ſolchen Vorwurf der Unwiſſenheit und des „Beſchlußfaſſens in größter Übereilung“ zu⸗ rückweiſen. Soweit dieſer Vorwurf ſich aber gegen meine Freunde richtet, muß ich ihn allerdings