Sitzung vom eintreten. Nun gibt es aber doch auch andere Fälle. Nehmen wir an: es kauft jemand ein Grundſtück für einen beſtimmten Preis x; er verwendet darauf an Baukoſten 2 x, und er vertauft es nun für 3 plus v. Herr Kollege Borchardt muß ſagen: der ganze erzielte Wertzuwachs in Höhe von „ liegt allein an dem Grund und Boden. Wenn ich ihm nun dies zugebe, dann müßte ein daneben liegendes gleichgeartetes Grundſtück für den Preis von x plus verkauft werden können, d. h. es müßten die um⸗ liegenden Grundſtücke auch dieſelbe Steigerung des Bodenwerts aufweiſen. In dieſer Beziehung ſind mir nun ſehr intereſſante Zahlen zugegangen, gerade Zahlen, die ſich auf unſere Stadt Charlotten⸗ burg beziehen. Es ſtellt ſich heraus, daß Haus und Grundſtück zu einem höheren Preiſe verkauft wird als dem, der ſich aus dem Grundſtückswert plus den inveſtierten Kapitalien zuſammenſetzt, während bei dem ganz gleich gelegenen Grundſtück zu derſelben Zeit eine Wertſteigerung nicht zu konſtatieren iſt. Das beweiſt eben, daß jemand für das fertige Haus, das er überſehen kann, deſſen Vorteile und Nutzen er vollkommen auf Heller und Pfennig berechnen kann, mehr zu zahlen gewillt iſt als für ein Grund⸗ ſtück, in das er noch eine beſtimmte Summe zu inveſtieren hat, um ein gleiches Haus wie das, was ich zuerſt als Beiſpiel gewählt hatte, zu erhalten. Das beweiſt, daß in dieſem Falle durch die Be⸗ bauung als ſolche eine Wertſteigerung hervor⸗ gerufen wird, die nicht einzig und allein am Grund und Boden hängt. Nun kommt der zweite, der praktiſche Grund. Wenn wir ſo vorgehen, wie es unſere jetzige Steuer⸗ ordnung vorſieht, ſo behandeln wir eine Klaſſe der Bevölkerung ſchlechter, als es nach meiner An⸗ ſicht richtig iſt; wir behandeln nämlich diejenigen Leute ſchlechter, welche gewerbsmäßig Grundſtücke kaufen, ſie bebauen und dann wieder verkaufen, — wir behandeln ſie ſchlechter im Verhältnis zu den⸗ jenigen, welche nur fertige Grundſtücke kaufen. Meine Herren, das iſt ein Punkt, der meiner Mei⸗ nung nach von erheblicher praktiſcher Bedeutung iſt für alle diejenigen Leute nämlich, die wie ich wollen, daß aus der Steuer möglichſt viel einkommt, die wollen, daß auch hier in Charlottenburg im Vergleiche zu unſeren konkurrierenden Vororten der Wunſch, Grundſtücke zu kaufen und ſie gut und zweckmäßig zu bebauen, bei einer großen Anzahl von Unternehmern beſtehen bleibe; die der Anſicht ſind, daß dieſes Gewerbe ein geſundes, notwendiges und deshalb von der Stadt bis zu einem gewiſſen Grade zu ſchützendes iſt, und die nicht wollen, daß die Leute, die lediglich, ſei es mit bebauten oder un⸗ bebauten, Grundſtücken ein Geſchäft treiben, beſſer geſtellt werden als die Elemente, die zum Aufſchluß unſerer Stadt entſchieden beitragen. Herr Kollege Borchardt meint nun weiter: wenn wir in dieſem Sinne unſere Wertzuwachs⸗ ſteuer ändern, dann werden wir ſie zu einer völlig uneinträglichen machen. Ich glaube, aus dem, was ich geſagt habe, ergibt ſich ſchon ohne weiteres, daß dieſe Gefahr nicht vorliegt. Ich möchte aber dem Herrn Kollegen Borchardt noch vorführen, daß die großen Erträge aus der Wertzuwachsſteuer ſämtlich nur aus unbebauten Grundſtücken ſtammen können, und für die hat ja eine Anderung, wie wir ſie hier vorſchlagen, gar keine Bedeutung, kommt für ſie überhaupt nicht in Betracht. Alſo Herr Kollege Borchardt kann ganz ruhig ſein: diejenigen, die den Antrag unterſchrieben haben, haben das mit gutem 22. Juni 1910 299 Gewiſſen und auch mit voller Überzeugung tun können, ohne dabei die Tendenz zu haben, die Wertzuwachsſteuer praktiſch für Charlottenburg aus der Welt zu ſchaffen. An einem derartigen Vorgehen würde ich niemals mitwirken, ſondern ganz im Gegenteil: ich glaube, daß dieſe Anderung dem Ertrage der Wertzuwachsſteuer nur vorteilhaft ſein kann. Im übrigen halte ich das, was die logiſche Ableitung betrifft, zum mindeſten für durchaus diskutierbar, und das, was die praktiſche Seite betrifft, für durchaus empfehlenswert. (Bravo!) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Es iſt ein Antrag auf Schluß der Debatte eingegangen, der genügend unterſtützt iſt. Ich bitte diejenigen Herren, die den Schluß der Debatte wünſchen, die Hand zu erheben. 0 (Geſchieht.) Das iſt die Mehrheit. Stadtv. Jaſtrow (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, ich lehne es ab, mit dem Herrn Kollegen Jolenberg in eine Diskuſſion einzutreten. Ich werde mich auf das Niveau, auf das er die Diskuſſion herabgezogen hat, nicht begeben. Ich möchte bemerten, daß ich die Provozierung des Kollegen Jolenberg wegen meines halblauten Zwiſchenrufes, den ich eigentlich nur für mich auf meinem Platze gemacht habe, für deplaciert und durchaus geſchmacklos halte. (Bravo!) Stadtv. Dr. Borchardt (perſönliche Bemer⸗ kung): Meine Herren, ich wollte nur bemerken, daß in den Verhandlungen der Kommiſſion der Berliner Stadtverordnetenverſammlung darüber nichts zu finden iſt, daß meine Freunde dort in dem Sinne geſtimmt oder geſprochen hätten, wie Herr Kollege Frentzel das angibt. Aber wenn das ſelbſt der Fall wäre, ſo würde das doch in keiner Weiſe mich oder andere hier in Charlottenburg binden können. (Stadtv. Dr Frentzel: Nein: ich ſprach nur von der guten Geſellſchaft!) Stadtv. Jolenberg (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, ich möchte nur mit einigen Worten auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Borchardt, die meine Perſon betreffen, eingehen. Herr Kollege Borchardt, von dem ich ohne weiteres anerkenne, wie jeder hier in der Verſammlung, daß er mir dialektiſch über iſt, hat mir gegenüber mit Argumenten operiert oder mit Argumenten gegen Behauptungen angekämpft, die ich gar nicht aufgeſtellt habe. Er hat z. B. geſagt, ich hätte er⸗ klärt, die Beſchlüſſe der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung wären Unſinn. Das iſt mir nicht in den Sinn gekommen. Sie haben eben vom Kollegen Jaſtrow gehört, daß er das, was ich vorgebracht habe, als Unſinn bezeichnet hatte und ſeinen Zuruf für deplaciert gehalten hat. So wenigſtens habe ich ihn verſtanden. Ferner hat Herr Kollege Dr Borchardt erklärt, ich ſei im Kopfrechnen ſchwach; (Heiterkeit.) denn ich hätte hier öffentlich geſagt, 25 000 von 100 000 ℳ ſind 8¼ %. Ja, meine Herren, wenn ich ſolche Behauptung aufgeſtellt hätte, dann würde Herr Kollege Jaſtrow mit ſeiner deplacierten Be⸗ merkung recht gehabt haben. (Heiterkeit.)