308 alſo, daß die Frequenz ganz bedeutend geſtiegen iſt und daß im Verhältnis dazu die Räume nicht ge⸗ wachſen ſind. Ich habe Gelegenheit gehabt, den Arbeitsnachweis öfter zu beſuchen, und habe ge⸗ funden, daß die Raumverhältniſſe ſehr viele Mängel aufweiſen. Der Magiſtrat und auch die Arbeitsnachweis⸗ Deputation haben ſich mit der Frage beſchäftigt, es ſind Verhandlungen eingeleitet worden, und dieſe haben ſich zu einer Vorlage verdichtet.] Zuerſt ſchien die Beſchaffung von Räumen auf Schwierigkeiten zu ſtoßen. Es hatte den Anſchein, als ob man keine beſſeren Räume finden könnte. Räume in Mietshäuſern zu finden, war recht ſchwer, da die Leute nicht gern ein derartiges Inſtitut in ihre Häuſer hineinnehmen wollen. Von öffentlichen Gebäuden kam nur das Polizeiprä⸗ ſidium in der Kirchhofſtraße in Frage. Es ſtellte ſich aber heraus, daß die dort verfügbaren Räume ſchon an die Armen⸗ und Waiſendirektion verſagt waren. Es blieb weiter nichts übrig, als das Haus Berliner Straße 81 in Betracht zu ziehen. Das iſt geſchehen. Der Magiſtrat unterbreitet uns nun die Vor⸗ lage mit dem Erſuchen, ſie zu bewilligen. Zu der ganzen Einrichtung werden 12 025 ℳ gebraucht; davon entfallen lediglich auf den Umbau 8 750 ℳ. Die übrige Summe von 3 275 ℳ iſt erforderlich, um den Ausfall der Mieten dem Grundſtückserwerbs⸗ fonds zu erſetzen. Damit keine Zeit verloren geht — die Mietsräume müſſen rechtzeitig gekündigt werden — bitte ich, daß die Verſammlung der Vorlage ohne Ausſchußberatung zuſtimmen möge. Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, mir iſt zu dieſer Vorlage eine Eingabe zugegangen, die die Unterſchrift trägt: Ein Bewohner in der Ber⸗ liner Straße. Ich habe, jedenfalls im Einverſtändnis mit Ihnen, das anonyme Schreiben dahin beför⸗ dert, wohin es gehört: in den Papierkorb. (Die Verſammlung beſchließt entſprechend dem Vorſchlage des Berichterſtatters nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Für den Umbau des ſtädtiſchen Hauſes Berliner Straße 81 zur Aufnahme der Haupt⸗ ſtelle des Arbeitsnachweiſes und zur Erſtattung der Mietsbeträge an den Grundſtückserwerbs⸗ fonds für 1910 werden 12 025 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Wir kommen zu Punkt 17 der Tagesordnung: Vorlage betr. Entſendung eines Oberlehrers zur Weltansſtellung nach Brüſſel. Druckſache 201. Berichterſtatter Stadtv. Otto: Meine Herren, ich habe Veranlaſſung genommen, mit dem Herrn Stadtſchulrat über den einzigen Punkt, der mir zu einigen Bedenken Veranlaſſung gab, nämlich über den Inhalt der in Brüſſel zu haltenden Vorträge über das Schulweſen in Charlottenburg, zu ſprechen, und ich habe eine durchaus befriedigende Auskunft erhalten. Die Themen, die dort erörtert werden ſollen, und die Art der Behandlung bürgen nach mei⸗ ner ÜUberzeugung dafür, daß, ſoweit es möglich iſt, ein klares Bild von gewiſſen Ausſchnitten des Charlottenburger Schulweſens geboten werden wird. Ich empfehle Ihnen die Annahme der Magiſtratsvorlage. Sitzung vom 22. Juni 1910 Stadto. Greby: Meine Herren, ich erlaube mir, mit dem Herrn Berichterſtatter die Annahme der Vorlage zu empfehlen. Ich möchte gleichzeitig die Stadtverordnetenverſammlung bitten, den Ma⸗ giſtrat zu erſuchen, es den Mitgliedern der ſtädtiſchen Körperſchaften zu ermöglichen, einem ſolchen Vor⸗ trage mit kinematographiſchen und grammopho⸗ niſchen Vorführungen beizuwohnen. Ich bitte, in dieſem Sinne beſchließen zu wollen. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, es iſt in Ausſicht genommen worden, daß, ſobald die Vorbereitungen fertig ſind, die beiden ſtädtiſchen Körperſchaften eingeladen werden, eimem Vortrage oder wenigſtens einem Teile desſelben beizuwohnen, und zwar iſt einſtweilen der Donnerstag der nächſten Woche dafür in Ausſicht genommen. Wir hoffen, daß bis dahin eine genügend große Zahl von Bil⸗ dern fertig ſein wird. Aber wenn Sie auch nicht den ganzen Vortrag hören und die ſämtlichen Bilder ſehen können, ſo werden Sie doch aus dem, was geboten werden tann, einen Eindruck von dem gewinnen, was in Brüſſel vorgeführt werden ſoll. Es handelt ſich im weſentlichen darum, daß das, was in der Schule geboten wird, zugleich ge⸗ ſehen und gehört wird. Zu Grunde liegt der Ge⸗ danke, daß wir Deutſchen auf die Ausſtellung nach üſſel dasjenige ſchicken ſollen, was das Beſte in unſeren Schulen iſt, was uns das Ausland ſo leicht nicht nachmachen kann: das iſt das methodiſch durch⸗ gebildete und praktiſch erprobte Lehrermaterial. Die Häuſer kann man nachbauen, auch einen guten Lehrplan können die tüchtigſten Köpfe anderer Nationen ſehr leicht herſtellen. Aber eine nach Tau⸗ ſenden zählende Lehrerſchaft, welche gut vorgebildet iſt und geſchickt und treu ihres Amtes waltet, das können die anderen Nationen uns ſo leicht nicht nachliefern. Nun iſt es natürlich zu teuer, Lehrer und ganze Klaſſen nach Brüſſel zu ſchicken; es würden auch noch manche anderen Bedenten dagegen geltend zu machen ſein. Aber im Bilde können wir das zeigen, und wir hoffen, daß es auf dem angegebenen Wege möglich ſein wird. Herr Dr Drieſen hat bereits mit großem Erfolge Vorträge in der Urania ge⸗ halten, in welchen er darzuſtellen ſuchte, wie Kine⸗ matograph und Grammophon im Dienſte der Wiſſen⸗ ſchaft verwendet werden können. Die beiden Hilfs⸗ mittel wollen wir nun verwenden, um geeignete Abſchnitte aus dem Schulleben zu zeigen. Ich hoffe, daß es mir gelingen wird, Ihnen in der nächſten Woche eine Probe aus dieſen Darbietungen zu geben. Vorſteher Kanfmann: Ich bin überzeugt, daß die Stadtverordnetenverſammlung mit Dank von dieſer Abſicht Kenntnis nimmt. Ich möchte nur den Herrn Stadtſchulrat darauf aufmerkſam machen, daß der nächſte Donnerstag dafür nicht vorgeſehen werden kann; denn da wird möglicherweiſe noch Stadtverordnetenſitzung ſein. Ich bitte alſo, einen anderen Tag dafür in Ausſicht zu nehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Bericht⸗ erſtatter verzichtet aufs Schlußwort. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt entſprechend dem Vorſchlage des Berichterſtatters nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Die Koſten für die Dienſtreiſe des Ober⸗ lehrers Dr Drieſen als Vertreters der Stadt Charlottenburg zur Weltausſtellung nach