318 logiſch, daß die Deputation ſich ihre Arbeitsaus⸗ ſchüſſe, die alle in zu ihrer Verfügung ſtehen, auch nach dem praktiſchen Bedürfnis ſel b ſt zu⸗ ſammenſetzt. Dagegen paßt das Wahlverfahren, das in der Städteordnung für die Deputationen vorgeſchrieben iſt, hier durchaus nicht. Ich gehe ſogar noch weiter; ich glaube, daß, wenn wir dem Antrage Bollmann folgen, eine gewiſſe Gefährdung der Organiſation allzu leicht die Folge ſein kann. Die Ausſchußmitglieder können, da ſie nicht De⸗ putationsmitglieder ſind, nicht zu dieſem Amte ſie ſind eben keine Ehren⸗ gezwungen werden; beamten, können es nicht ſein. ſie dasſelbe Wahlverfahren einführen, das allge⸗ mein für Deputationsmitglieder und Bürger⸗ deputierte gilt, ſo wird allzu leicht und allzu bald eine Parallele zwiſchen Ausſchußmitgliedern und Bürgerdeputierten gezogen werden. Die Folge wird unter Umſtänden ſein, daß die rechtliche Kon⸗ ſtruktion der Ausſchüſſe auf Zweifel ſtößt, und daß dieſe ſo in ihrer Exiſtenz gefährdet werden. Das alles wird nicht der Fall ſein, wenn Sie unſerem Antrage folgen und die Ausſchüſſe als eine ganz freie und, ich möchte ſagen, unabhängige Bildung neben den Deputationen, unter den Deputationen konſtruieren. Damit hängt eine praktiſche Erwä⸗ as zuſammen: wir haben den lebhaften Wunſch, a wu ß t ſind, daß ſie frei, freiwillig und ungezwungen mitarbeiten. Ich glaube, daß gerade auf dieſem Gebiete eine ſolche bewußt freiwillige Mitarbeit von dem denkbar beſten Einfluß auf die Arbeiten der Wohnungsaufſicht ſein wird. Endlich, meine Herren, laſſen Sie doch der Deputation die Möglichkeit, diejenigen Leute, mit denen ſie, und zwar ſie allein, arbeiten ſoll, ſich auch nach ihrem eigenen ſachverſtändigen Ermeſſen zu wählen, und erſchweren Sie ihr die Arbeit nicht dadurch, daß Sie ihr unter Umſtänden Leute bringen, die ihr als Mitarbeiter nicht willkommen und dann geeignet ſind, ihrer Arbeit geradezu zu ſchaden. Alle dieſe Gründe beſtimmen mich, an dem An⸗ trage des Magiſtrats feſtzuhalten und Sie zu bitten, im Intereſſe der Sache die formellen Bedenken ſchwinden zu laſſen. Wenn Sie nun für Stadtv. Holz: Meine Herren, welchen die Debatte genommen hat, glaube ich jetzt ſchon zu meiner Freude diskontieren zu können, daß die Vorlage wohl ohne weſentliche Anderung in der vorliegenden Form angenommen werden wird; denn die Bedenten, die wir bis jetzt gehört haben, ſind nach meinem Dafürhalten ſo uner⸗ heblich, daß wir wohl noch im Laufe der Debatte leicht darüber hinwegkommen werden. Selbſt Herr Kollege Liepmann hat, wenigſtens im Eingang ſeiner Worte, zu erkennen gegeben, daß er aus einem Saulus ein Paulus geworden iſt. Er ſpricht mit einer gewiſſen Begeiſterung von der allerdings vorzüglich vorbereiteten Vorlage, kommt aber dann aus finanziellen und anderen Bedenken zu dem Ergebnis, daß wir das den Charlottenburger Bürgern nicht zumuten können. Mit Recht hat Herr Stadtrat Seydel ſchon darauf hingewieſen, daß gerade Charlottenburg, das immer in ſozialen Fragen vorausgeeilt iſt, berufen iſt, auch auf dieſem (Gebiete eine führende Stellung einzunehmen. Er hat weiter darauf hingewieſen, daß das, was ſich ſich die Ausſchußmitglieder auch deſſen be⸗ nach dem Gange, Sitzung vom 29. Iuni 1910 in anderen Kommunen bereits glänzend bewährt hat, ſich auch bei uns bewähren wird. Meine Herren, der Kern der Frage iſt von keinem Redner heute vorgebracht worden: es iſt doch nicht der Umſtand, den Herr Kollege Liep⸗ mann mit ſeinen Befürchtungen hier berührt hat, ſondern der Umſtand, daß es ſich jetzt darum han⸗ delt, eine Organiſation zu ſchaffen, durch welche die Möglichkeit geboten wird, tatſächlich feſtzuſtellen, ob auf dem Gebiete des Wohnungsmarktes und der Wohnungspflege Mängel vorhanden ſind, die man bekämpfen kann und bekämpfen muß. Wenn man nur die Möglichkeit hat, dann ſoll man nicht mit finanziellen Bedenken tommen, um ſo weniger, als Sie aus der Vorlage erſehen, daß die finanzielle Tragweite gar nicht ſo bedeutend iſt. Ich glaube alſo, daß wir bei der ausgezeichnet vorbereiteten Vorlage heute uns mit den Grundſätzen einſtimmig einverſtanden erklären und dadurch die Charlotten⸗ burger Wohnungszuſtände günſtig beeinfluſſen können. Wenn von dem Herrn Kollegen Bollmann darauf hingewieſen worden iſt, daß es zweckmäßig ſei, dem Antrage des Magiſtrats unter § 6 be⸗ treffend die Wahl der Wohnungsausſchüſſe nicht zuzuſtimmen, ſo halte ich dieſes Bedenken nicht für ganz gerechtfertigt. Schon der Herr Vorredner hat darauf hingewieſen, daß das ganze Bild ver⸗ ſchoben werden würde, daß die ganze Organiſation, wie wir ſie uns denken, nicht das bringen würde, was wir erreichen wollen, wenn wir gewiſſermaßen einen Zwang auf diejenigen Perſonen ausüben wollen, die beſſer freiwillig in den Ausſchuß ein⸗ treten und uns dazu verhelfen wollen, das, was wir erſtreben, zu erreichen. Wenn wir den Antrag Bollmann akzeptieren, ſo kommen wir auf die ge⸗ fährliche Bahn, einen Zwang auszuüben; wir würden damit Ehrenbeamte ſchaffen, die nach der Städte⸗ ordnung zur Annahme gezwungen werden können, und das würde die Leute mehr abſchrecken als ſie veranlaſſen, ſich dem ſchönen Werke zu widmen. Ich würde daher den Herrn Kollegen Bollmann bitten, ſeinen Antrag zurückzuziehen. Eventuell bitte ich Sie, meine Herren, die Sie Freunde der Vorlage ſind, den Antrag ſo zu geſtalten, daß die Freudigkeit der Mitarbeiter nicht beeinträchtigt wird. Meine Herren, Herr Kollege Liepmann hat gleichſam ein Schreckgeſpenſt in der Perſon des Pflegers Ihnen vorzuführen verſucht. Der Woh⸗ nungspfleger ſoll ja — das, ht aus den Debatten in der vorigen Sitzung 4 hervor — nicht das⸗ jenige ſein, was Herr Kollege Liepmann ſich dar⸗ unter vorſtellt: ein Mann, der von allen Leuten, beſonders von den Hausbeſitzern, gefürchtet wird. Nein, meine Herren, es wird der Freund der Ver⸗ mieter und Mieter ſein. Er iſt dazu berufen, die Leute zu beraten, die Schäden aufzudecken, ſie durch Belehrung aufzuklären und zu veranlaſſen, daß die Schäden beſeitigt werden. Von Zwang iſt noch lange keine Rede. An der Stirn der Vorlage ſteht der Satz: die ganze Organiſation iſt eine Wohl⸗ fahrtsorganiſation, geſchaffen zu dem Zwecke, die zweifellos vorhandenen Schäden, die im ſozialen Intereſſe beſeitigt werden müſſen, aus der Welt zu ſchaffen. Deshalb war auch ein Teil meiner Freunde im Ausſchuſſe der Meinung, daß gerade der beſte Mann für das Amt des Wohnungs⸗ pflegers gut genug iſt, und daß der Wohnungs⸗ pfleger, der dieſe führende Stellung einnehmen 1