Sitzung vom Wannen⸗ und Brauſebädern zu volkstüm⸗ das betrachten, lichen Preiſen erhalten. Die Schwimmanſtalt, eine Notwendigkeit für die Kräftigung und körperliche Ausbildung unſerer Jugend, ſoll den Schülern und Schülerinnen der Charlottenburger Schulen an gewiſſen Tagen zu ermäßigten Preiſen Zutritt gewähren. Die Einrichtung von römiſchen, ruſſiſchen und mediziniſchen Bädern auf Grund angemeſſener Eintrittspreiſe ſoll erwogen werden. Nach ärztlicher Ausſage liegt hier ein dringendes Bedürfnis vor. Soweit Raum zur Verfügung bleibt, ſoll ein lleiner Kinderſpielplatz ſowie ein Dach⸗ garten angelegt werden. Es wird empfohlen, auf dem ſtädtiſchen Grundſtücke noch denjenigen Gemeinde⸗ veranſtaltungen Unterkunft zu gewähren, die bisher mietweiſe in dortiger Gegend unter⸗ gebracht waren, wie den Nebenſtellen der Sparkaſſe und der Volksbücherei, der Revier⸗ Inſpektion der Gaswerke, einem Magazin für die Straßenreinigungsgeräte u. dergl. Ich werde den Antrag auf die nächſte Tages⸗ ordnung ſetzen. Ich bitte Gredy und Guttmann, die Herren Kollegen Dr Crüger, das Protokoll zu vollziehen. Wir kommen zu Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bericht des Ausſchuſſes über die — Druckſachen Aufnahme einer neuen Anleihe. 177, 213. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, Herr Kollege Ruß, der das Referat über die Anleihevorlage in der erſten Leſung über⸗ nommen hatte, iſt zu ſeinem Bedauern durch den ſtrikten Ausſpruch ſeines Arztes genötigt worden, ſeine Erholungsreiſe eher anzutreten, als wir uns in der zweiten Leſung mit dieſer Angelegenheit zu beſchäftigen in der Lage ſind. Deswegen iſt das Referat von dem Ausſchuſſe mir übertragen worden. Ich habe Ihnen hier dasjenige wiederzugeben, was im Ausſchuſſe beſprochen worden iſt, und das zur Annahme zu empfehlen, was dort eine Ma⸗ jorität gefunden hat, ohne dabei meine eigene Meinung zu äußern. Das iſt ſo ſelbſtverſtändlich, daß es eigentlich kaum einer Erwähnung bedarf. Ich hebe es aber deswegen hervor, um den Herren in dieſem Saale und vielleicht außerhalb dieſes Saales die Mühe zu erſparen, nach dem Grunde zu ſuchen und eine Erklärung dafür zu finden, daß meine Ausführungen heute ſich vielleicht nicht in allen Punkten mit dem decken, was ich bei Ge⸗ legenheit der erſten Leſung ausgeführt habe. Meine Herren, mit dem Reſultat der Ausſchuß⸗ ſitzungen, das Sie alle kennen, werden diejenigen wahrſcheinlich ſehr wenig einverſtanden ſein und werden weit entfernt davon ſein, die Arbeit des Ausſchuſſes als einen vollen Erfolg zu bezeichnen, die gehofft hatten, daß die Summe, welche die Anleihe betragen ſoll, geſchmälert aus den Bera⸗ tungen hervorgehen würde, und die jetzt ſehen, daß ſie im Gegenteil gewachſen iſt, daß der Ausſchuß Ihnen vorſchlägt, ſtatt 40 Mitlionen 42 ½ Millionen zu bewilligen. Mit dieſer Kritit würden die Herren aber nur dann Recht haben, wenn ſe ich Krig 104 an die brutale, rohe Zahl halten, und ⸗ 11 t 29. Jum 1910 was auf der anderen Seite für dieſe Mehrforderung auch als Mehr in die Aktiva geſtellt worden iſt. Tatſächlich ſind dieſe 2 ½ Millionen kaum etwas, was mit der alten Vorlage noch zu tun hat; es ſind 2 neue Poſten, die ihr Entſtehen teil⸗ weiſe einer neuen Magiſtratsvorlage, teilweiſe der eigenen Initiative des Ausſchuſſes verdanken. Wenn ich nun zu der Schilderung der Aus⸗ ſchußberatungen ſelbſt übergehe, ſo iſt es ſelbſtver⸗ ſtändlich unmöglich, im Rahmen eines einigermaßen ertragbaren Referates das wiederzugeben, was in 20 Stunden debattiert worden iſt. Eingeleitet wurden die Beratungen durch eine ſehr lange all⸗ gemeine, theoretiſche Debatte. Von dieſer will ich nur einen einzigen Geſichtspunkt, der erläutert worden iſt, deswegen hervorheben, weil die Quint⸗ eſſenz dieſes Gedankens gleichſam als Leitmotiv über einer Reihe von ſehr wichtigen Beſchlüſſen ſchwebt, die ich Ihnen nachher vorzutragen habe. Es war die Frage aufgeworfen worden: iſt es richtig und läßt es ſich verteidigen mit Rückſicht auf die knappen Finanzverhältniſſe, die Entwicklung einer werdenden, wachſenden Stadt künſtlich zurück⸗ zudämmen, indem man ihr die Mittel zur Erwei⸗ terung nimmt, indem man ihr die Straßen ver⸗ ſperrt, auf denen ſie vorwärts will? Über dieſe Frage iſt ſehr viel geſprochen worden, aber zu einem Antrage oder zu einer Abſtimmung iſt es nicht ge⸗ kommen, und ich bin deswegen auch nicht in der Lage, Ihnen zu ſagen, wie wirklich die Meinung ſämtlicher Ausſchußmitglieder und des Magiſtrats zu dieſer Frage iſt. Wenn ich mich nicht täuſche, und wenn ich das rekapituliere, was von den verſchie⸗ denſten Seiten ausgeſprochen worden iſt, ſo iſt geſagt worden, daß eine ſolche Politik, wenn ſie überhaupt möglich wäre, auf keinen Fall richtig wäre. Die allgemeine Meinung ging doch dahin, daß man, ſo fern man ſich auch vernünſtiger⸗ und klugerweiſe von einer Politit des überhitzten Dampfes halten mag, doch nicht dazu übergehen kann, einem außer⸗ ordentlich wachſenden Organismus gleichſam einen Strick um den Leib zu legen und zu ſagen: bis dahin und nicht weiter, und wenn du weiter wachſen willſt, dann ziehe ich zu. Die Meinung war im Gegenteil vielmehr die, man müſſe etwas weiter als bis morgen und übermorgen denken und müſſe die Wege zu erwägen ſuchen, auf denen eine Stadt wie die unſrige ſich entwickeln will, man müſſe dieſe Wege eher ebnen, als ihrer Betretung Hin⸗ derniſſe entgegenſtellen. Meine Herren, wenn ich nun zu der Behand⸗ lung der einzelnen Poſten übergehe, ſo möchte ich, etwas abweichend von dem Magiſtrat, diejenigen zuſammenſtellen, die ihrer Natur nach gleichartig ſind, und möchte die Anlagen, für die hier Gelder gefordert werden, einteilen erſtens in ſolche, die ſich ſelbſt verzinſen und außerdem werben, zweitens in ſolche, die ihre Verzinſung ſelber aufbringen, wenn ſie auch nichts zum allgemeinen Säckel ab⸗ führen, und endlich in ſolche Anlagen, deren Zinſen und Amortiſation aus allgemeinen Mitteln gedeckt werden müſſen, die wieder zu trennen ſind in ſolche, die zum Ausbau, zur Erweiterung unſerer Stadt beitragen und dadurch, wenigſtens indirett, ſich ſelber die Zinslaſt aufbringen, und in ſolche, deren Zinſen dauernd von der Allgemeinheit getragen werden müſſen, die alſo im weſentlichen dazu dienen, die Bedürfniſſe des Unterrichts, der Kran⸗ kenpflege, der Hygiene und ſchließlich der allge⸗ meinen Verwaltung zu beſtreiten. e